Wer kann was zu der Violine sagen?

  • Ich weiß nicht ob sich das bei meiner Walter Müller Geige lohnt die Decke nacharbeiten zu lassen. Und wer weiß vielleicht gefällt es mir ja irgendwann auch so wie es ist. Im Allgemeinen finde ich es schwierig eine Geige zu kaufen. Bei den Preisen blicke ich irgendwie nicht richtig durch. Für mich ist es auch wichtig, dass ich das Instrument ausprobieren kann. Neulich war ich hier in einem Musikgeschäft in Witten. Der hat dort eine ganze Wand voll mit alten sächsischen Geigen. Alle vom Geigenbauer in Stand gesetzt und so von 500-1500 €. Ich glaube habe da 3 Stunden eine Violine nach der andern durchgespielt. Danach war ich total verwirrt und konnte überhaupt keine Aussage mehr treffen. Und von den 20 Dingern die ich gespielt habe, klang jede irgendwie ein wenig anders. Darum will ich jetzt erst mal auch bei meinen Instrumenten bleiben und mich auf das Spielen konzentrieren.

  • Im Moment bin ich auch mit meinen spieltechnischen Möglichkeiten so unzufrieden, dass ich aufpassen muss mich nicht beim Violin kaufen zu verzetteln. Wenn der Bauer nicht vernünftig schwimmen kann, liegt es meistens nicht an der Badehose! Aber erst mal vielen Dank für die ganzen netten Antworten zu meinen Fragen!

  • Ich weiß was du meinst und Klang ist etwas ganz besonderes. Es gibt genug unterschiede ob eine Geige Schul tauglich, für das orchester oder ein Solo Instrument ist. Und hier liegt auch der Preis. Wer eine Geige verkauft weiß in der Regel worum es geht. Und die sogemeinten Gut Klingenden Geigen von Privaten Verkäufern sind mit vorsicht zu genießen. Meist nicht Spielfertig aber einer Klanglichen überlieferung von Oma oder Opa. Ich habe über 200 Geigen in der Hand gehabt und davon waren nur 6 geeignet einen Studenten oder Profi Geigenspieler zu frieden zu stellen. Ich bin daher von Klang beurteilungen etwas vorsichtigt. Und damit auch in der Wert findung etwas eingeschränkt. Aber alles ist möglich.

  • Ja aber da ist nicht nur der Klang. Bei der Gitarre habe ich Jahrzehnte Erfahrung gebraucht um ein Gefühl dafür zu kriegen, wie das Instrument auf kleinste motorische Bewegung reagiert. Und auch im Bereich der Dynamik gibt es viel zu beachten. Letztenendes kommt auch viel vom Klang aus den Fingern sage ich immer! Ich bin jetzt 56 und bin gespannt, ob ich es noch schaffen werde eine Violine vernünftig zu beurteilen. Im Moment habe ich da so meine Zweifel!

  • ... Ich glaube habe da 3 Stunden eine Violine nach der andern durchgespielt. Danach war ich total verwirrt und konnte überhaupt keine Aussage mehr treffen. Und von den 20 Dingern die ich gespielt habe, klang jede irgendwie ein wenig anders...

    Uff, alle verfügbaren Geigen durchspielen ist natürlich ne Hausnummer.

    Wenn Du irgendwann wieder auf der Suche bist, würde ich Dir empfehlen, jemanden mitzunehmen, der Dir die Geigen vorspielen kann. Die, die am besten klingen (aus der Nähe und aus einiger Entfernung), probierst Du selbst aus, um zu sehen, wie sie sich spielen. Mehr als 5 Geigen würde ich nicht in die engere Auswahl nehmen.

    ...Ich bin jetzt 56 und bin gespannt, ob ich es noch schaffen werde eine Violine vernünftig zu beurteilen. Im Moment habe ich da so meine Zweifel!

    Das Klangempfinden ändert sich mit der Zeit. Normalerweise gefallen mir dunkel klingende Geigen, aber dann hab ich mir eine hell klingende eingerichtet und als Übungsgeige genutzt. Ihr Klang hat sich schön entwickelt und ist mittlerweile so voll und singend, dass ich grad keine andere Geige spielen will.

  • 200 Euro sind absolut ok, vor allem, wenn der Klang gut ist. Auch wenn Du „hübschere“ Geigen für weniger gesehen hast (und ich persönlich finde diese Geige azsgedprochen schön, aber die Geschmäcker sind verschieden)… Die Optik ist nicht das Entscheidende! Klar ist es ein Bonus, wenn einem das Instrument auch optisch gefällt, aber viel wichtiger ist der Klang und die Spielbarkeit.

  • Man sollte in der Anfangsphase des Geigelernens nicht die Geige wechseln. Das verzögert den Lernerfolg ungemein. Eine gut spielbare (leichte Ansprache), einigermaßen gut klingende (wenn sie schlecht klingt, macht es keinen Spaß) Geige reicht da für den Anfang. Erst wenn da die Intonation klappt (das Monster Intonation hat mal jemand geschrieben), kann man auch mal wechseln.

    Ich habe in der Anfangszeit auch den Fehler gemacht. Allerdings stand da bei mir das Geigensammeln und Reparieren im Vordergrund. Das Spielen kam erst danach, da ich ja wissen wollte, wie meine Geigen klingen.

    Jetzt habe ich eine Übungsgeige, welche ich zu 90 % spiele. Die anderen hole ich nur noch ab und an aus ihrem Etui. Dann lass ich üben üben sein und spiele nacheinander mal ein paar verschiedene Geigen durch und freue mich über die Unterschiede einer jeden einzelnen Geige.

  • Ja Norbert, das mit dem wechseln kann ich 100 % bestätigen! Das kenne ich vom Gitarre spielen und den Fehler habe ich bereits hinter mir. Da jedes Instrument ein bisschen anders reagiert (bei der Violine kommt ihr noch die Intonation hinzu). Man lernt definitiv effektiver auf einem Instrument. Wenn man ein bestimmtes Stück übt und mit dem Ergebnis nicht ganz zufrieden ist, dann ist immer die Versuchung groß es auf einem anderen Instrument zu probieren. Doch dann muss man sich erst komplett wieder auf dieses neue Instrument einspielen. Mit Sicherheit ist das auf der Violine extremer als auf der Gitarre. Obwohl es bei der Gitarre natürlich auch Intonationsprobleme geben kann. Wenn man den Fingerabdruck zu hoch hat, erhöht sich natürlich auch der Ton ein bisschen. Anfänger auf der Gitarre nehmen das meistens nicht so war. Nach knapp 30 Jahren Unterrichtserfahrung, höre ich das natürlich sofort.


    Für mich ist das Schlimmste beim Violine spielen, dass ich natürlich in meinem Kopf eine bestimmte Vorstellung vom Klang habe wenn ich die Noten lese. Und ich höre auch sehr fein was bei meiner Intonation noch nicht stimmt. Aber mir ist bewusst, dass diese Feinheiten nur über Spielstunden verbessern. Auch dass ich alle paar Wochen ein bisschen Unterricht nehme, hilft sehr. Wenn jemand von außen noch mal drauf schaut sieht er ganz viel, was ich noch nicht sehe.

  • Hmmmm, interessant! Mir persönlich hat es sehr viel gebracht (und bringt mir noch viel), beim Lernen auf verschiedenen Celli zu spielen. Ich hab 3 Celli, die bogentechnisch verschieden anspruchsvoll sind. Eines ist total gutmütig, ob man reinsägt oder zuwenig Bogen hat- der Ton „passt scho‘…“. Mein Unterrichtscello reagiert da schon differenzierter. Und dann gibts da eine Mittenwalder Diva, da geht mit „Bogensalat“ gar nix- wenn man es aber richtig macht, dann hört man das sofort.


    Neues übe ich immer erstmal auf dem gutmütigen Cello, das schont die Nerven. Danach auf dem Unterrichtscello, zuletzt auf der Diva. Und wenn es dort auch klappt, merke ich auch bei den anderen beiden Celli noch mal eine deutliche Verbesserung.


    Aber da geht es ja auch nicht um Intonation- dieser Aspekt ist natürlich auf einer Geige diffizieler. Ich kann mir -so wir Ihr das sagt- sehr gut vorstellen, dass man, wenn man sich auf EIN Instrument einstellt, deutlich weniger Probleme hat, weil man dieses Instrument kennt und weiss, wie es reagiert.


    Mir war/ist meine Flexibilität wichtig, und ich nutze Stärken/Schwächen meiner Instrumente, um meine Schwächen auszugleichen bzw. bestimmte Aspekte zu schulen, die ich auf dem einen Instrument besser „rückgemeldet“ bekomme als auf dem anderen.



    Ich kenne ähnliche Diskussionen aus dem Reitsport. Die Leute mit eigenen Pferden waren schneller erfolgreicher- das waren eingespielte Teams, das sah immer gut aus und hat Schleifen eingebracht. Da hatte ich es als der, der immer die „übriggebliebenen Mistviecher“ reiten durfte, schwer, und bin nie „ganz vorne mitgeritten“. Wenn es aber darum ging, Pferde zuzureiten, war ich derjenige, weil ich es gelernt hatte, mich auf jedes Pferd schnell einzustellen und einen ganzen „geistigen Reaktions-Werkzeugkasten“ hatte anstatt ein auf ein Tier optimiertes Programm. Die erfolgreichen Turnierreiter wurden nie vom Stallbesitzer mit „Gut, dass Du kommst, reite mir bitte den mal zurecht, da traut sich keiner mehr ran!!!“ begrüsst….


    Nun ist eine Geige natürlich kein Pferd, und jeder kann die Vorteile, die sich mit einem einzigen Instrument bieten, nutzen. Aber ich komme aus „dem Stall“, und habe da eine andere Art- die mag aber in der Musikpädagogik auch Nachteile haben.