Beiträge von geigerlein

    Es ist echt schwierig, diese Geige einzuordnen.


    Solche schmalen Modelle wurden manchmal im sächsischen Raum gebaut, auch solche Schnecken-Wirbelkasten-Formen hab ich bei alten sächsischen Geigen gesehen. Sie könnte mit ihrem unregelmäßigen Umriss aber auch von einem begabten Amateur (aus dem englischen Raum? Sie hat was Englisches für mich...) gebaut worden sein. Die F-Löcher wirken ziemlich barock. Das Griffbrett ist erkennbar zu lang, das könnte man kürzen, um Gewicht zu reduzieren. Der Anschäfter könnte echt sein. Der Griffbrett-Überstand scheint ein bißchen wenig zu sein, was man mit dem Neu-Einpassen des Halses oder einer Re-Barockisierung mit einem barocken Griffbrett oder einem Keil nötig lösen könnte. Der Zargenkranz sieht aus, als wäre er um eine Innenform gebaut. Die Risse in der diskantseitigen Oberzarge sehen gut repariert aus.


    Das Holz ist sehr schön mit authentischer Patina.

    Willkommen im Forum!


    Hast Du Infos darüber, wie alt die Geige ungefähr sein soll? Von diesen ungleichmäßig ausgeleuchteten Fotos kann ich das mögliche Alter nicht wirklich schätzen. Sie sieht aus wie eine max. 30 Jahre alte, chinesische Manufakturgeige. Das Holz ist gut, die Pins auf der Unterseite sehen aus, als wären sie nachträglich schlecht eingepasst worden oder als hätte man den Boden mal vom Zargenkranz entfernt und wieder aufgeleimt und dabei die Pins zu tief reingedrückt. Es lassen sich aber keine Schäden erkennen, die das Öffnen des Instruments rechtfertigen würden. Die Wirbelköpfe sehen aus, als hätte sie jemand nachträglich nachbearbeitet.

    Vielleicht hat jemand aus Langeweile diese Geige "individualisier". Was klemmt da am Steg?


    Der Obersattel ist viel zu hoch, so dass die Geige im jetzigen Zustand nicht gut spielbar sein dürfte. Die Saiten sind Tonica, das sind günstige Markensaiten für Schüler.


    Mit besser ausgeleuchteten, vollständigen Bildern können wir vielleicht einen Anhaltspunkt zum möglichen Wert geben. Momentan bin ich da überfragt.

    Gegenfrage: Barockgeige? Würde sich jemand zu einer genauen Datierung hinreißen lassen?😂😂😂.


    Hinweis: wiegt 338 g ohne Kinnhalter, ohne Saitenhalter und Wirbel

    Das sieht nach einer alemannischen Geige aus, aber ich wundere mich, warum der Boden nicht auch aufwendig verziert ist. Ist er nicht original zugehörig zum Instrument? Das Bodenholz sieht verbeizt aus, oder täuscht das auf dem Bild? Hast Du noch ein Bild der Schnecke in der Seitenansicht?


    Wenn das wirklich eine alemannische Geige ist, würde sie vermutlich aus dem 17 Jahrhundert stammen. Da sie aber keine sichtbaren Beschädigungen hat und der Lack ziemlich neu aussieht, halte ich sie für einen neueren Nachbau.

    Die Geige erinnert mich von der Korpusform und der Form der F-Löcher her ein bißchen an die alten, alemannischen Geigen, die aber immer echte Randeinlagen hatten, soweit ich weiß.

    Ich würde zu einem Geigenbauer gehen, der sich mit Geigen aus dem süddeutschen und norditalienischen Raum auskennt. Nur anhand von 2 Bildern können wir keine Alters- oder Herkunftsbestimmung machen, und Zettel in Geigen sind sehr viel öfter gefälscht als echt.

    ... Ein Restrisiko bleibt durch die Stimme, die alles wieder auseinander drückt, dieses Risiko lässt sich nur durch ein Bodenfutter ausschließen. Bodenstimmriss und offene Bodenfuge sind deshalb sehr unangenehme Reparaturen.


    ...

    Eine Bodenfuge, die sicher geleimt ist, hat bei mir bisher immer gehalten. Bei zu dünn ausgearbeiteten Böden drückt die Stimme das Bodenholz nach außen, so dass dort eine "Beule" sichtbar wird. Irgendwann muss man deshalb vielleicht eine längere Stimme einsetzen, die wiederum das Holz noch weiter nach außen wölbt. Wenn man Pech hat, geht das soweit, bis das Holz irgendwann reißt. In dem Fall hilft nur ein Bodenfutter.


    Wobei mein Geigenbauer mir mal sagte, irgendwann hört der Boden auf, sich weiter nach außen zu wölben, da brauche ich keine Angst vor einem Riss zu haben. Vielleicht stimmt das, wenn man keine längere Stimme einsetzt.

    Ich war bei ihm mit der halben Geige meiner Tochter, die nach dem Einrichten plötzlich so eine Beule aufwies. Sie wird jetzt seit einem halben Jahr gespielt, und bisher hält alles. Und sie klingt gut ;)

    Oha, bei der Ciotti hat scheinbar der Leim der Bodenfuge so gut gehalten, dass das Holz daneben gerissen ist. So was ist immer sehr schwierig wieder zusammen zu kriegen, weil die Fasern kreuz und quer liegen. Notfalls muss man wirklich von innen die Kanten in einem Winkel gerade schneiden, dass man zum Schließen der Fuge dort einen Span einleimen kann, der von außen nicht oder nur minimal sichtbar ist.


    Die Bodenhälften meiner Geige musste ich an den unteren Ecken auch mit Kraft nach innen zur Fuge zusammendrücken und dann in dieser Position fixieren. Glücklicherweise ist der Lack zwar dünn, aber sehr stabil und nimmt keinen Schaden durch diese Behandlung.


    Chiocciola Wie lange dauert es ungefähr, bis der Boden getrocknet ist? Ich will nicht, dass sich dort Schimmel bildet...