Beiträge von Braaatsch

    Saiten: Das muss man probieren. Idealerweise gleichen sie die klanglichen Schwächen aus, also eher hell klingende Saiten auf eher dunkel klingende Instrumente und umgekehrt. Und wie Deine Geige klingt kann man vom Foto nun wirklich nicht sagen….

    Nette Geige, so etwa 120-130 Jahre alt. Ja, Stradivari-Modell aus einer sächsischen oder böhmischen Manufaktur, und nicht die niedrigste Qualitätsstufe. Ich denke, für den Eigengebrauch lohnt es sich, an der kannst Du noch lange Freude haben.


    Was genau gemacht werden muss, kann man vom Foto her nicht sagen. Das muss ein Geigenbauer in Natura beurteilen. Aber das Instrument ist rissfrei, und Steg/Wirbel/Saiten sind Verschleissteile. Die sind irgendwann bei jeder Geige fällig. Du kannst Dir überlegen, ob Du Feinstimmwirbel einbauen lässt- Du sparst dir Feinstimmer, und das Problem mit den knacksenden oder durchrutschenden Wirbeln hat sich auch gleich dauerhaft erledigt. Für den Verkauf lohnt sich das nicht, zum Selberspielen schon. Ich hab in allen Instrumenten, die ich zumindest ab und zu spiele, welche drin.


    Steg: Ob der neu muss oder nur schief steht muss ein Geigenbauer sagen.


    Saiten: Bitte hier nicht sparen, gute Saiten machen klanglich einem riesigen Unterschied.


    Bogen: Behalte den als Andenken, und kaufe einen neuen. Risse/Brüche bei Bögen sind schwer und teuer zu reparieren. Für Anfänger empfehle ich einen Carbonbogen, im Preis-Leistungsvergältnis sind die gut, die halten ewig und das gesparte Geld kannst Du in eine gute Geigenreparatur stecken. Wenn Du dann ein paar Jahre spielst, kannst Du Dich nach einem guten Holzbogen umsehen.


    Geigenbauer: In Berlin kenne ich keinen, aber Wölz in Potsdam soll gut sein. Aber ich denke, bei Deiner Geige sind es eher die Standardsachen, das kann eigentlich jeder Geigenbauer machen.

    Das ist ne echte Geige. Nur eben nicht von Stainer, sondern von einer böhmischen Manufaktur aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts.


    Wert: Je nach Klang. Leider gibt es diese Geigen massenhaft- bei Ebay gibts 100-250 Euro dafür, wenn man Glück hat. Trotzdem ist das ein mittlerweile 100 Jahre altes Instrument, was mindestens einen Weltkrieg überlebt hat (sowas kann man nicht einfach bei Amazon bestellen) und was man auch unabhängig vom monetären Wert in Ehren halten und nutzen (=spielen) kann… Am Besten selber drauf spielen, so schwer ist Geige „für den Hausgebrauch“ nicht.

    Das rot Eingekringelte passt zusammen, die blauen Bereiche nicht. Wenn mann das verschieben würde, würden andere Bereich passen…. Wie gesagt, per se sind Ähnlichkeiten zu erwarten.


    Zumal Holz lange gelagert werden kann, das Wuchsdatum bestimmt nicht das Fälldatum, das Fälldatum nicht das Verarbeitungsdatum…


    Eine ähnliche Bauart ist für mich da ein deutlich besseres Indiz.

    Ich glaube Du bildest Dir etwas ein. Das passt streckenweise, dann sind aber immer wieder mal 2 auf 3 Jahresringe bzw. Verschiebungen zu sehen. Bei der gleichen Baumart sind auch grosse Ähnlichkeiten des Ringmusters zu erwarten, insofern sind so kurze Übereinstimmungen nicht aussagekräftig.

    Das ist europäisches Holz…ich schätze die Geige auf 2. Hälfte 20. Jahrhundert, an China glaube ich nicht.


    Aber bei einem anonymen Instrument ist der Klang wertbestimmend, für Schönheit/Erhaltung/Herkunft gibt es einen Aufschlag. Da wir die Geige nicht hören können, ist das mit der Wertbestimmung schwierig. Am Besten gehst Du mal bei einem Geigenbauer vorbei, der Dir da weiterhelfen kann wenn er das Instrument in Natura sieht und anspielen kann.

    ...im Übrigen haben die sächsischen Werkstätten sich auch schamlos an den Zettelkopien und den Namen der anderen Geigenbauregionen bedient- es kann also auch ein sächsisches/böhmisches Cello sein (Region um Markneukirchen). So ganz unwahrscheinlich ist das nicht, der Reparaturzettel stammt ja auch aus der Gegend. Auch Bauart/Lackfarbe sprechen jetzt nicht gegen Sachsen, und auch nicht unbedingt für Mittenwald. Vom Foto her ist eine Einschätzung schwierig.


    Letztenendes kommt es bei wirklich auf den Klang, die Spielbarkeit, den Zustand an. Es geht ja bei einem Instrument um seine "Funktion" (...es sei denn, es ist ein Werk eines herausragenden Meisters..). Bei einem "sicher zugeordneten Meistercello" kommt eben noch ein Aufschlag dazu, den sehe ich hier erstmal nicht.


    Trotzdem hat ein gut klingendes, altes Instrument -auch wenn es "anonym" ist bzw. einen falschen Zettel hat- seinen Wert.