Hä? Da ist aber ein bisschen was durcheinander.
Viola da braccio ist eine Bratsche, und quasi die „Armgeige“, also die Geige bzw. Bratsche, die auf dem Arm gespielt wird. Im Gegensatz zur „Viola da Gamba“, die zwischen den Knien gespielt wird. Die Verkleinerungsform der Viola da braccio ist die/das Violino da braccio, also die Violine (=Geige).
So hat man damals alle Streichinstrumente eingeteilt, nicht nur die einer bestimmten Bauform (denn es gab damals keine einheitliche normierte Bauform). Heute gibt es noch die beiden Hauptbauformen Gambenform (heute noch beim Kontrabass zu finden) und Geigenform (so wie moderne Geigen gebaut werden) und natürlich alle möglichen Mischformen und Exoten.
Die (reine) Gambenform hat diese „hängenden Schultern“ wie das Instrument oben, aber einen geraden Boden und keinen Randüberstand (also Zargen und Decke/Boden schließen bündig ab wie bei der Gitarre), und höhere Zargen. Insofern ist das Instrument oben ein historisierendes Instrument, was grob gesagt einfach eine Geige in Gambenform ist, aber wie eine Geige einen gewölbten Boden und einen Randüberstand hat.
Alter dieses Instruments: Im Historismus (ab ca. 1860/70) hat man in Kunst und Architektur eine richtige „Mittelalter“-Welle (bzw. Neo-Alles-Mögliche-Welle) gehabt. Alte Burgen wurden wieder aufgebaut, alte Epochen romantisiert und alte Stilelemente wieder kopiert und wild gemixt. Im Instrumentenbau zeigte sich das etwa um 1900, als Burgen und Wappen in Geigenböden geschnitzt wurden, und vermeintlich historische Instrumente wie die Lautengitarre erfunden wurden. Gitarren sahen für ein bestimmtes Klientel zu modern aus, Laute war zu schwierig zu spielen, also hat man einfach eine Gitarre in Lautenform gebaut, sogar theorbierte Modelle (denn Theorbe ist ja noch schwerer zu spielen…). So wurden in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts vor allem in Sachsen solche „historischen“ Instrumente gebaut: Lautengitarren (aber auch wieder richtige Lauten), Geigen in Gambenform (aber auch richtige Gamben und Fideln!), Kurzhalsgeigen etc. pp. und alle möglichen Exoten.
Und genau so würde ich deine Geige einordnen: zwischen 1900 und 1945 in Sachsen entstanden, und historisierend. Ein Instrument, was ganz sicher Liebhaber wegen seiner besonderen Form findet, aber jetzt nicht besonders alt ist.