Tipps für's Schnitzen der F-Löcher?

  • Ich habe die alte 3/4-Geige meiner Oma vor dem Sperrmüll gerettet, eine ganz hübsche Sächsin mit angeschäfteter Schnecke. Leider hat ihre Decke mehrere Risse, u.a. einen Stimmriss, und ein Teil der Zarge fehlt. Der Geigenbauer meinte, die Reparatur der Decke sei zu aufwendig, und ich hätte nachher auch keine Garantie für einen guten Klang. Also hab ich beschlossen, nach dem Vorbild der alten Decke aus einem vorgefrästen Rohling aus der Bucht eine neue Decke zu machen und auch das fehlende Zargenstück zu ergänzen. Wenn meine Tochter dann groß genug ist, kann sie auf der Geige ihrer Urgroßmutter spielen ;)


    Die Rohform der Decke inkl. Wölbung sind fertig, nun will ich die F-Löcher schnitzen. Zur Übung hab ich mir 4mm dickes Pappel-Sperrholz gekauft. Leider komme ich mit dem Schnitzmesser überhaupt nicht komplett durch die Holzschicht, ohne dass an den Rändern etwas absplittert oder ich über die Ränder hinaus schneide. Deshalb habe ich die runden Enden der F-Löcher ausgebohrt, um von dort aus zu schnitzen. Hat jemand hier Erfahrungen damit?


    Und würdet Ihr die Einlage erst beim zusammengebauten Instrument einfügen oder schon jetzt? Ein bißchen Bauchschmerzen bereitet mir auch der Gedanke an das Formen der Zarge, aber das kommt ja erst später...


    Ich werde demnächst mal Bilder von der Geige hier einfügen und den Fortschritt dokumentieren. Leider komme ich wegen zahlreicher anderer Baustellen nur wenig zum Arbeiten an dem guten Stück.


    Vielen Dank für Eure Ratschläge!

  • Du kannst die F-Löcher auch grob sägen und dann nur die letzten 3 mm schnitzen.
    Für die Randeinlage wäre eine Fräse hilfreich (mit Führung am Rand), aber selbst damit wird man das auf Anhieb nicht
    sauber hinbekommen.


    Eine Frage: Warum hast du die originale Decke nicht repariert? Das wäre schneller und einfacher gegangen
    und das Resultat wäre optisch und klanglich auch besser.

  • Und warum meinst Du, das klangliche Resultat wäre besser, wenn ich die alte Decke reparieren würde? Abgesehen davon, dass ich mir ein Stimmfutter nicht zutraue, ist doch die gängige Meinung, dass auch ein reparierter Stimmriss Einbußen im Klang zur Folge hat. Meine Hoffnung ist, dass eine neue, rissfreie Decke nach Vorbild der alten auf der Geige gut klingen wird.
    Über das optische Resultat wage ich keine Prognose, da ich zwar handwerklich begabt bin, aber solche feinen Arbeiten noch nie gemacht habe.

  • Ich glaube Fiddler wollte damit sagen das es
    nicht einfach ist eine Decke in der es verschiedene dicke und dünne Bereiche gibt herzustellen. Sollte man das nicht genau beachten geht das ganze klanglich daneben. Nicht zu vergessen das auch der Bassbalken eine kleine Herausforderung ist.

  • Weil zum Bauen einer klanglich guten Decke eine Menge Erfahrung notwendig ist, handwerklich und auch vom
    Gehör her, die Beurteilung für die richtigen Stärken, exaktes Bauen und Verkleben usw.. woher willst du wissen,
    welche Deckenstärke für dein Holz die richtige ist? Ein Stimmfutter ist ein Klacks dagegen.


    Jede Reparatur, auch eines Stimmrisses, hat Änderungen am Klang zur Folge. Aber niemand kann sagen, ob
    der Klang nach der Reparatur wirklich schlechter ist. Eine gut klingende Decke klingt auch nach einem reparierten
    Stimmriss wieder gut, mit evtl. minimalen Abstrichen.


    Es wurden schon zertretene Geigen wieder hergestellt. Das lohnt sich bei teuren Geigen, und hinterher wird
    wieder darauf gespielt. David Garrets Guadagnini wäre ein prominentes Beispiel.

  • Ich wollte einfach die alte Decke von den Maßen her als Vorbild nehmen. Natürlich werde ich sie nicht hundertprozentig nachbauen können.


    Ob ein Stimmfutter bei der alten Decke überhaupt geht? Sie ist sehr dünn, unter 2 mm.

  • Ich finde es gut, dass du dich an so eine große Aufgabe rantraust. Allerdings glaube ich, dass es einfacher ist, einen Stimmriss zu reparieren, als eine neue Decke zu bauen und damit einen guten Klang zu erreichen. Da du den Deckenrohling ja schon gekauft hast, gehe ich aber davon aus, dass du das auch weiterführen willst. Ich kann dir erstmal das Buch " Geigenbau - Eine Anleitung zum Selbstbau von Violine und Viola" empfehlen. Es wird allerdings nur die 4/4-Geige behandelt und dafür die Maße angegeben, aber da du ja die alte Decke als Vorlage hast, kannst du dort die Maße abnehmen. Das Buch wendet sich an den Heimwerker und lässt einem professionellen Geigenbauer bestimmt ab und an die Haare raufen, aber damit kannst du schon mal was anfangen.
    Die Ader wird ausserdem schon relativ früh eingelegt, vor der Ausarbeitung der umlaufenden Hohlkehle.
    2 mm Dicke der alten Decke scheinen mir sehr dünn. Hast du da richtig gemessen? Die Dicke der Decke kann man eigentlich nur mit einem Dickentaster richtig messen. Den brauchst du aber auch sowieso, wenn du die Innenwölbung ausarbeitest.
    Ich wünsche dir viel Erfolg!