Kann es eine Itailenische Geige sein

  • Ich habe mir bei unseren beliebten Online Trödelshop diese Violine ersteigert.
    Natütlich wie sollte es anders sein um meinen Horizont zu erweitern und mit etwas Glück auch meine Geldbörse.
    Ich habe anhand vom Gutachten die maße überprüft diese stimmen mit der Geige überein auch die Flammung wurde treffend beschrieben.
    Aber und das macht mich etwas stutzig ist das jahr mit 1860 angegeben und in meiner Literatur finde ich angaben ab 1880 des Vincenzo Desiato.
    Auch wie man auf den Bildern sehen kann ist die Decke ziemlich beschädigt und sieht eher Billig aus ohne eine Wölbung vom Rand.
    Die Schnecke geht so finde ich ist aber etwas klobig, das einzige was mir an der Geige richtig Gut gefällt ist der Boden. Die Spielmensur beträgt 32,8cm.


    Was meint Ihr kann es wirklich eine Geige aus Italien sein.

  • Ich werde morgen bei Tageslicht nochmal Bilder machen. Ich weiß auch nicht wie Wild verwachsen aussehen soll. Zarge aus der Schwarte stimmt und die maße stimmen auch. Aber ich finde das die Decke billig aussieht.

  • Heute morgen hatten wir schönen Sonnenschein was es nicht leichter macht gute Aufnahmen hinzubekommen.
    Ich habe die Daten vom Gutachten nochmal überprüft.
    Folgende angaben Stimmen Überein. Alle Maße, Material Decke und auch das Sie Opak ist, Material Zarge Ahorn aus der Schwarte geschnitten, Beim Hals weiß ich nicht wie aus der Schwarte geschnitten aussieht.
    Die Schnecke ist tief gehölt. Die Decke ist ohne Kehlung wenn damit der Rand gemeint ist, ist Sie Flach wie eine Flunder. Was ich Optisch als Billig betrachte. Ich hoffe mir ist es gelungen die Flammung im Unterenteil zu Photographieren.

  • Gibt es einen Hinweis auf V. Desiato?
    Beide Desiatos, Guiseppe und Vincenco, waren unbekannte Meister. Wie kam das Gutachen ausgerechnet auf Vincenzo?
    Mir wurde mal vor Jahren eine von Guiseppe angeboten. War aber ein plumpe Fälschung aus "eh' scho' wissen".

  • Wie im Gutachten schon steht gibt es keinen Hinweis. Ich könnte auch nichts über den signiore heraus finden. Das Gutachten könnte auch der Versuch gewesen sein einen Auftrag zu bekommen. Die geige hat schon gewaltige Schäden. Wenn sie aber echt wäre ist es wieder Mal ein Fall für mein Geigenbauer.

  • …da rate ich dir, deinen Geigenbauer zu fragen. Ohne Hinweis/Signatur am Instrument ist das "Gutachten" -da so alt- wertlos. Für einen Verkauf bräuchtest Du eh ein neues Gutachten, besser zwei, die unabhängig voneinander das Gleiche aussagen (=weil am Instrument selber kein Hinweis ist…).


    Ich sehe hier eine Geige, die einen immensen Reparaturaufwand hat- die Decke ist quasi hinüber. Klar lässt sich das alles reparieren, aber so wie das aussieht würde ich ein Brustfutter machen, um den Stimmriss und den Bassbalkenriss stabil zu kriegen und ein "konsistentes Schwingungszentrum" zu haben. Das bedeutet Decke ab, Bassbalken ab, Futter. Dazu alle Risse reinigen, und je nachdem wie durchgehend die sind muss man noch eine Gipsform anfertigen weil die Decke in ihre Einzelteile zerfällt. Risse leimen, belegen, alles wieder zusammenkleistern und retouchieren.


    Man kann auch nur ein Stimmfutter machen, und je nachdem wie die Risse so sind nur Reinigern und etwas retouchieren- aber billig ist das auch nicht.


    Dann eben noch das "Übliche": Evtl.Ausbuchsen, Wirbel neu, Setup neu, klanglich einstellen...


    …und dieser Aufwand für eine Geige, die mit viel Glück eine unbekannte Italienerin ist? Da ist man mit den Reparaturkosten deutlich im 4-stelligen Bereich. Wie schwer das ist, selbst bei einer Geige mit Hinweis (Zettel…) ein Gutachten zu kriegen, obwohl sich alle einigermassen sicher sind, dass die Geige echt ist, weisst du doch inzwischen. Nun haben wir eine Geige, bei der mal einer auf einen Erbauer getippt hat, und auf einen Erbauer, von dem es auch kaum Vergleichsinstrumente gibt. Wie hoch ist also die Wahrscheinlichkeit, da ein aussagekräftiges Gutachten zu bekommen? Und für solche Schäden (auch wenn sie gut repariert sind-) wirst Du deutlich im Preis heruntergehen müssen, selbst wenn du die mit Gutachten und perfekter Reparatur anbietest.

  • Danke Braaatsch, so in der Form waren auch schon meine gedanken.


    Zum Boden, ist das im unteren Bereich Wild verwachsener Ahorn. Damit ich mal weiß wie so was aussieht.
    Meinen Geigenbauer hatte ich im Vorfeld die Schäden beschrieben hinzu kommt noch ein Riss in der Zarge.
    Der Preis liegt ohne setup bei ca. 2000€


    Irgend wie sollen ja Geigen aus Neapel sich Deutlich von anderen Itailienern Unterscheiden ich persönlich erkenne da nix.


    Kommt als wieder mal die frage nach einem Gutachter der Geigen aus Neapel erkennt und zu Ordnen kann. Ich habe ein wenig den Glauben an Gutachtern verloren. Bekommen die eine Geige mit echtem Zettel können Sie keins erstellen und bei einer Geige ohne Zettel kann es ja nicht besser werden. Und warum gleich zwei Gutachter, der Wert ist bei einer Guten Geige vielleicht bei 15T bei meiner höchstens die Hälfte wenn überhaupt.


    Vielleicht Reicht es ja wenn einer zu mindesten sieht das es eine Itailienerin ist mit Glück aus Neapel, hat vielleicht einer eine Idee dann her damit.


    Ich habe auf jedem Fall beschlossen die nicht Instand zu setzten solange nicht geklärt ist ob Sie überhaupt einen Wert hat der den Aufwand Rechtfertigt. Ich bekomme sonst Ärger mit meiner lieben Frau.

  • Ich habe zwei Gutachter vorgeschlagen, weil ich als Kunde nur einem einzigen Gutachten bei einer Geige ohne jegliche Signatur kaum Glauben schenken würde- das kann ein Gutachten vom Schwippschwager der Grosscousine seinem Nachbarn sein.


    Letztendlich ist das eine Geige eines unbekannten Erbauers (es sei denn, man findet doch noch was oder eben mehrere Gutachten sagen unabhängig voneinander das Gleiche)- und dann geht es mehr oder weniger nach Klang, minus Abschlägen wegen des Zustandes.


    Laut Tarisio liegt der Rekorderlös für eine echte Desiato bei 17.000 Dollar, das sind grob 13.000 Euro. Aber erstens war das im Jahre 2004, und das war der Rekordpreis für ein gut erhaltenes Instrument. Inzwischen denke ich sind die Preise eher gefallen, also kann man mal mit vielleicht 8-10.000 rechnen, die man für eine echte und guterhaltene Desiato bekommt (von Privat oder bei der Auktion das, was man hinterher nach Abzug der Gebühren hat). Bei diesen Schäden kann man gut und gerne die Hälfte oder sogar mehr des Wertes abziehen. Es gibt viele Spieler, die Instrumente mit solchen Schäden nicht kaufen, und lieber ein weniger prominentes aber dafür unbeschädigtes Instrument nehmen. Aber gehen wir mal von 5000 aus, die für eine ECHTE Desiato diesen Zustandes drin wären (wie gesagt, ich sehe da eher noch weniger, es sei denn, man bekommt die Reparaturen nahezu unsichtbar hin und hat einen Top-Klang!).


    Also, 5000 für eine ECHTE.


    Kannste ja selber mal rechnen… 2000-2500 für die Reparatur, plus Kosten für Gutachten. Und dann hat man investiert, und hat eine klangliche Kratze, weil Bassbalkenschaden und Stimmriss und notwendige Reparaturen eben nicht spurlos am Klang vorübergehen, und der Echtheitsnachweis steht vielleicht trotzdem aus...


    Ehrlich: Frag den Geigenbauer deines Vertrauens, ob du bei ihm ein (Wochenend-/Urlaubs-/Abend-)Praktikum machen kannst und das Teil mit seiner Hilfe selber wieder richtest.

  • Mein Geigenbauer ist zu weit weg, mit deiner Rechnung hast du sicherlich Recht so ähnlich hatte ich auch gerechnet. Vielleicht ist es besser Sie wieder beim Online Flohmarkt anzubieten. Für mich sind die Arbeiten zu mächtig und wenn hinterher nur noch ein Klang für eine Schulgeige bei rauskommt, bekommt man die Geige nicht verkauft.


    Ich werde also nochmal durchdenken was ich mit der Geige mache. Danke erstmal.