Erbstück was könnte sie wert sein?

  • Hallo meine Lieben Geigenkenner,


    Wir haben seit immer schon diese Geige in unserem Familienbesitz. Mein Opa hat sie seinerzeit mal schätzen lassen - da meinte er die sei super wertvoll - mehrer 10T €. Es steht in ihr „Nicolas Amatus fecit in Cremona 1634“ ( kann man leider etwas schlecht erkennen auf dem Bild). Ebenso kann man auf der einen Seite von innen wo der Geigenhals dran ist durch die Löcher schauen und 2-3 schwer zu lesende Initialen sehen die ich so aber nicht lesen kann und auch nur hauchdünn drauf ist. Da aber ja wie ich bei euch gelesen habe super viele Fälschungen im Umlauf sind wollte ich mal eine Expertise von euch. Meint ihr dass das gute Stück was sein könnte oder „nur“ nachgemacht?

    Mir ist klar, dass sie restauriert werden muss. Die fehlenden Teile liegen natürlich auch noch vor.

    Liebe Grüße Viola

  • Der Zettel ist nicht echt. Aber eine „billige“ Kopie ist das auch nicht. Interessant wären die Initialen innen, vielleicht findet sich auch auf der Innenseite der Decke (Zahnarztspiegel benutzen…!) noch ein Hinweis. Aber auch falls nicht: Das ist eine sehr schöne Geige, die unbedingt wieder spielbar gemacht werden sollte.


    Wert: Der falsche Zettel ist eher wertmindernd… ;) An einen Wert von mehreren zehntausend Euro glaube ich nicht- es sei denn, die Initialen können gedeutet werden. Aber es ist auch definitiv kein „Billiginstrument“. Es hängt stark vom Klang ab, ob die Geige 1000 oder 10.000 Euro wert ist (wie gesagt, wenn die Initialen gedeutet werden können, kann der Wert noch deutlich nach oben gehen!).

  • Sind die Initialen Handgeschrieben auf Holz oder Zettel? Oder ist es ein Brandstempel?

    Kannst du noch ein Bild vom Steg, eventuell Stimme, Saitenhalter, etc. machen?

    Was für ein Jahrgang war der Opa?


    Für mich sieht die Violine relativ neuer aus (50iger) und ist mittelprächtig verarbeitet.

    Zettel fake.

  • Also 50 ziger kann nicht sein die ist laut meinen Großeltern von vorgenerationen noch vor dem 1 Weltkrieg bei der Flucht mitgenommen worden. Was weiter davor liegt konnte er so nicht mehr sagen. Nur dass sie von einer Ur Ur Ur Oma bespielt wurde. Fotos mache ich morgen. Die Initialen sind direkt auf Holz geschrieben im inneren der Geige man sieht das wenn man durch eine Öffnung schaut seitlich auf einem Holzstück was darin noch verbaut ist.

  • Also: die Ur-Ur-Ur Oma (deeeutlich vor dem ersten WK!) hat die von ihr bespielte Geige auf der Flucht mitgenommen. Wenn wir jetzt noch wissen, wann,? und von wo nach wo? die Oma geflohen ist, sind wir schon ziemlich weit.😉.


    Und seitdem hat niemand mehr die Geige gespielt? Ja, wenn das so ist, hilft uns ein Bild vom alten Saitenhalter und Steg ganz gut weiter. Bin ich mal gespannt……..🤷‍♂️. Danke, -bis morgen.

  • Am Besten gehst Du mit der Geige mal bei einem (besser mehreren) Geigenbauern vorbei. Ohne zu wissen, was im Korpus steht ist das hier alles Rätselraten. Wo die Oma herkam ist relativ wurscht, schon vor 150 Jahren wurde Geigen um den halben Erdball geschippert.


    Interessanter wäre, ob die Oma Berufsmusikerin war, oder aus dem gehobenen Bürgertum stammte. Ich halte das immer noch für ein recht gutes Instrument. Die Holzauswahl ist gut, die Schnecke fantastisch. Die ganze Verarbeitung ist ordentlich, das ist keine billige Manufakturfiedel. Sicher auch kein Solisteninstrument, aber schon „was G‘scheits“.

  • Also mich überzeugt die Verarbeitung leider nicht. Auf dem ersten Bild sieht man bei Vergrößerung den sehr welligen Verlauf der Unterzarge die nie sauber mit dem Unterklotz verleimt war.

    Beim zeitlichen Blick auf den C Bügel sieht man, dass die Kanten nicht parallel verlaufen und nicht ordentlich auf Gärung oder Überstand geleimt sind.

    Die F Lochlappen sind nicht profiliert und dreidimensional herausgearbeitet. Der dunkelrote Matt Lack ist wie nachträglich aufgebracht. Der leicht grackelierte Lack darunter wirkt auf mich neu.

    Einen geschwärzten Wirbelkasten hat eine italienische Eigeige eigentlich nie. (Eine ordentliche Kopie auch nicht).


    Grundsätzlich halte ich von korrekter Provenienz Forschung sehr viel. Meine Ur Ur Ur Großmutter ist z.B. Jahrgang 1796.

    Wenn eine potentiell so alte Dame ins Spiel kommt, prüfe ich das ab, und wahrscheinlich bekommen wir morgen mitgeteilt, dass es sich um eine Verwechslung handelt. Gemeint war wahrscheinlich nur, die Geige wäre sehr alt was sie halt nicht ist.😉.

  • 200 Jahre ist aber schon etwas übertrieben…! Angenommen, der Threadersteller ist noch jung, Jahrgang 2000. Eltern Jahrgang 1980, Grosseltern 1960, Urgrosseltern 1940, Ururgrosseltern 1920, Urururgrosseltern Jahrgang 1900. Da passt 1. Weltkrieg problemlos, selbst 2. noch gut.


    Selbst mit 25 Jahren gerechnet (das dürfte im 20. Jahrhundert realistischer sein, auch wenn zu DDR-Zeiten 25jährige schon fast als „Spätgebährende“ galten) kommt das mit dem 1. Wk noch hin- Eltern 1975, Grosseltern 1950, Urgrosseltern 1925, Ururgrosseltern 1900, Urururgrosseltern 1875. Da waren die 1915 grade 40, und 1945 waren sie 70. Da flüchtet man auch noch….