Wer kann was zu der Violine sagen?

  • Oder er mochte die Geige und wollte einen guten Koffer. Oder er kannte Bergners.. ich hab auch ne Sachsengeige in einem Bergner-Koffer :S

  • Mich wundert es nicht, dass man einer guten Geige einen guten Koffer spendiert. Es ist doch völlig egal, wer sie gebaut hat- wenn sie gut klingt. Der Wert ist doch nur deshalb niedrig, weil sie „keinen Stammbaum hat“, und viele (aber eben nicht alle!) Sachsengeigen eher mässig klingen. Aber es gibt unter ihnen fantastische Instrumente.


    Ein „Rassehund“ ist nominal auch mehr wert als ein Tierheimmischling, auch wenn ersterer die furchtbarste Töle ist und letzterer „ein Lebensretter“.


    Und ja, ich hab auch so eine Sachsenbratsche, die klanglich so manches „Meisterinstrument“ gleicher Korpusgrösse abhängt und dabei fast so einfach zu spielen ist wie eine Geige.


    Ein anderer Grund für eine Top-Pflege kann ein emotionaler sein- Opas erste Geige, das Einzige was man auf der Flucht retten konnte, ein Hochzeitsgeschenk….da werden die „interessantesten“ Sachen in Ehren gehalten.


    Apropos „in Ehren halten“: Viele sächsische Instrumente könnten viel besser klingen. Aber in ein billiges Instrument wird nicht investiert- billigste Saiten, keine Klangeinstellung, nur Standard-Steg/Stimmstockposition etc. Bei einem teuren Instrument wird alles optimiert, weil es sich „lohnt“. Und so bleibt der schlechte Ruf der Sachsengeigen erhalten, obwohl es -neben vielen mässigen- auch sehr gut klingende bzw. welche mit viel Potential gibt. Letzteres schlummert oft unter einer dicken Dreckschicht und unpassendem Billigsetup….


    Natürlich kann man nicht aus jeder Sachsengeige einen klanglichen Kracher zaubern, aber bei vielen Instrumenten liesse sich mehr herausholen. Das würde ich dir auch bei deiner anderen Geige raten: Bring sie mal zum Geigenbauer, und lass mal eine Klangeinstellung machen und passende Saiten testen. Es würde mich wundern, wenn sich da nix verbessern liesse.

  • Hallo Braaatsch,


    danke für die ausführliche Antwort! Mir ist eigentlich auch egal was in einem Instrument drin steht. Wie alt ist es oder wo es herkommt interessiert mich auch nur zweitrangig. Die Walter Müller Geige habe ich gekauft als ich angefangen habe. Da konnte ich so etwas wie Klang noch gar nicht beurteilen. Zumindest nicht beim selber spielen. Also habe ich sie seinerzeit bei eBay gekauft. Danach habe ich sie natürlich sofort zum Geigenbauer gebracht und sie hat ein komplett neues Setup bekommen. Auch der Stimmstock wurde erneuert. Aber für mich klang sie immer ein bisschen dünn. Hatte beim Geigenbauer natürlich auch einige andere Instrumente angespielt und sie verglichen.


    Eigentlich war ich auf der Suche nach einem vernünftigen Bogen. Die gute Dame bei der ich den Bogen gekauft hatte, zeigte mir ihre alte sächsische Geige. Ich hab ein bisschen drauf gespielt und war sofort verliebt in den Klang. Hab sie dann aber erst mal nicht mitgenommen. Mir erschien sie ein wenig zu teuer! Dann habe ich sie noch mal um Bilder gebeten. Aber die Bilder gesehen hatte hatte ich sofort wieder das Bedürfnis sie zu spielen. Also habe ich mit ihr einen Preis vereinbart und in den nächsten Tagen hole ich sie ab. Eigentlich ist mir auch egal, dass ich wahrscheinlich ein bisschen zu viel dafür bezahle! Meine Walter Müller Violine finde ich eigentlich optisch viel ansprechender. Und irgendwie macht sie auch einen hochwertigeren Eindruck. Ich werde sie auch erst mal behalten. Vielleicht erkenne ich ja irgendwann ihre Qualitäten. Dazu werde ich aber erst mal an meiner Technik arbeiten müssen.

  • Ja, es gibt durchaus Instrumente, die etwas „sensibel“ auf Technik reagieren- vielleicht hast Du einfach noch nicht „den Bogen bei ihr raus“. Wie klingt sie denn, wenn Dein Lehrer sie spielt?


    Manchmal passt auch der Bogen nicht zum Instrument- da muss man manchmal auch etwas herumprobieren. Bei meinem Cello habe ich auch mehrere Bögen vom Geigenbauer zum Testen mitgenommen, und obwohl das alles gute Bögen waren (1000-2000 Euro) gab es welche, mit denen das Cello einfach nicht gut klang, sondern dünn und flach. Lustigerweise waren auf meinem Cello der billigste und der teuerste Bogen am Besten, und auch wenn der teuerste noch einen Ticken besser war, war mir der kleine Unterschied nicht den fast doppelten Preis wert… also, am Preis allein kann man es nicht festmachen… Jedes Instrument (und jeder Spieler!) hat da eben seine Vorlieben.

  • …was soll die Geige denn kosten, rein interessehalber?


    Ich finde sie optisch übrigens ausgesprochen schön, aux trois crayons. Der Boden ist wie eine meisterliche barocke Zeichnung aus Kohle und Rötelkreide auf Pergament.

  • Bogen habe ich schon jede Menge ausprobiert…. Bis jetzt habe ich meinen Unterricht immer online gehabt. Da konnte ich schlecht sagen geht’s spiel mal mit meiner. Ein Kollege hatte sie hier mal angespielt, da konnte ich sie aus der Entfernung hören. Nur erinnere ich mich nicht mehr wirklich und meine Gedanken waren auch komplett woanders. Die Müller Geige klingt halt sehr trocken. Ich weiß nicht wie ich es genau erklären soll, aber dieser Grundcharakter ist mit jedem Bogen vorhanden. Ich würde es so beschreiben…. Es klingt immer wie in einem kleinen Raum als ob nicht kein Hall vorhanden ist…. Als ob die Decke so dick ist und nicht so resonant schwingen kann. Anders kann ich es nicht beschreiben. Auf der anderen Seite gewinnt sie dadurch natürlich unheimlich an Präzision. Naja, was soll’s ich muss heute noch reichlich Erfahrung machen. Ich denke um herauszufinden was ich da wirklich richtig gut finde, braucht es noch ein paar Jahre!


    Die Sachsen Stradivari kostet mich 200 € ohne Koffer! Allerdings muss man natürlich auch die Kosten für den Steg berechnen. Meistens ist es auch so das der Geigenbauer immer noch Kleinigkeiten findet. Das kostet aber meistens nicht die Welt.. denke der neue Steg wird zwischen 80 und 160 € liegen.

  • 200 € finde ich für diese Geige jetzt nicht zu viel, schon gar nicht, wenn Dir ihr Klang gefällt. Immerhin scheint sie bis auf den Steg (und vielleicht neue Saiten) spielbereit zu sein.

    Je nachdem, wo Du wohnst, kostet ein neuer Steg unterschiedlich viel. Manche Geigenbauer lassen sich Geigen auch zuschicken, führen die Reparaturen durch und schicken einem die Geigen dann wieder zu, z.B. Geigenbau Müller in Minden. Dort hab ich ganz gute Erfahrungen gemacht. Sie haben auch eine Preisliste für ihre Reparaturen auf der Website.

  • Bis jetzt war ich immer bei Hartl in Menden. Dort bin ich auch sehr zufrieden. Mit ihm habe ich schon gesprochen und er hat eigentlich ganz vernünftige Preise! Sie hat ja auch die letzten Jahre mit dem geleimten Steg funktioniert. Müsste ich nicht zwangsläufig sofort machen lassen.


    Für 200,- Bekommt man bei den Kleinanzeigen schon optisch sehr ansprechende Sachsen Stradivarius. Aber du hast wahrscheinlich recht, diese hier ist eigentlich schon spielfertig. Wenn ich so recht überlege ist es vielleicht doch nicht zu teuer.

  • …. Als ob die Decke so dick ist und nicht so resonant schwingen kann. Anders kann ich es nicht beschreiben. Auf der anderen Seite gewinnt sie dadurch natürlich unheimlich an Präzision...

    Zu dicke Decken kann man auch nacharbeiten, damit sie freier schwingen. Dazu braucht man Erfahrung, aber das Ergebnis kann sich oft hören lassen.

  • ...


    Für 200,- Bekommt man bei den Kleinanzeigen schon optisch sehr ansprechende Sachsen Stradivarius. Aber du hast wahrscheinlich recht, diese hier ist eigentlich schon spielfertig. Wenn ich so recht überlege ist es vielleicht doch nicht zu teuer.

    Die für so wenig Geld angebotenen Geigen sind oft nicht spielfertig, auch wenn die Verkäufer das vielleicht sagen. Ich versuche, für meine Restaurierungs-Patienten nicht mehr als 200 auszugeben. Eine ordentlich eingerichtete und gut klingende alte Sächsin würde ich nicht unter 500 verkaufen.