Eine schöne bastel Geige, vielleicht auch mehr

  • Ich mache es genau so wie Du schreibst: Erst ein Instrument verkaufen, bevor ein Neues einziehen darf. Klar klappt das nicht immer, wenn gerade DAS Instrument der Instrumente günstig zu haben ist- in diesem Falle kaufe ich dann schon auch spontan, sortiere aber im Kopf gleich eines meiner Instrumente aus, was ich dann im Nachgang verkaufe.


    Blöd nur, dass ich von Geige/Bratsche auf Cello umgestiegen bin- mehrere Celli brauchen doch deutlich mehr Platz als die gleiche Anzahl Geigen... ;)

  • Geigen sind ja auch nicht so teuer wie Celli, da ist der Anreiz für mich noch größer. Aber für die Geige, die ich seit einem halben Jahr verkaufen will, hat sich bis jetzt kein Käufer gefunden. Verschleudern will ich sie nicht. Vielleicht findet sich in der Bucht noch jemand, der sie mit Festpreis kauft...

  • Davor habe ich auch Angst: Das ich irgendwann auf Cellos umsteige. Bei mehr als 15 Geigen wäre der Platz für Cellos eine echte Herausforderung.
    Ich habe eine echte Schwäche, wenn es um das Verkaufen von Geigen geht. Irgendwie hänge ich an jeder einzelnen. Ich spiele auch fast jede immer im lockeren Wechsel.


    Die Geige von abalon würde mich auch als Reparaturobjekt interessieren, allerdings ist der nicht zur Geige passende Hals für mich eine Abschreckung.
    Ausserdem habe ich hier noch 3 unreparierte Geigen hier liegen.
    Aber es wäre schön, wenn jemand aus dem Forum diese Geige reparieren würde und das hier auch posted.

  • Ich erzähl mal ... wen es interessiert ...


    Meine beste Geige, auf der ich als Kind gelernt habe, war eine sehr gute Manufakturgeige mit einem
    unglaublich guten Decken-Holz. Dermaßen feine Maserung über die gesamt Decke ... das wusste ich
    früher gar nicht. Leider habe ich die aus Versehen zertreten. Total zersplittert. Sehr schade.


    Zum Glück hatte ich da schon die nächste Geige geerbt, von ca. 1780, Modell Stainer, hohe Decke,
    starke Wölbungen.. hat einen gewissen Wert .. klanglich ziemlich mager, so barockmäßig.


    dann kam wieder ein Erbstück, einfache Geige mit recht gutem Klang, auf der ich wieder so 15 Jahre gespielt habe.


    Aus dem Bekanntenkreis nochmal 2 Geigen, die aber zu Recht nie viel gespielt wurden und die
    sich nicht lohnen, sie besonders herzurichten.


    Dann wagte ich mal einen ebay-Kauf, einfach mal 150 EUR geboten und für 110,- bekommen.
    Klingt gut, rötlich- orange Lack, gefiel mir ... darauf dann wieder ein paar Jahre gespielt.


    Dann meinte eine Bekannte, da ist noch eine kaputte Geige, angeblich nichts Wert ... ein schönes
    Einzelstück, hatte mich gleich verliebt, Hals und Griffbrett wieder angebracht, Sattel geschnitzt,
    eingerichtet, klingt auf ihre Art wunderbar, sehr leicht zu spielen. Für ein paar Jahre hab ich fast
    nur noch darauf gespielt. Im Moment habe ich sie wieder schweren Herzens zurückgegeben.


    Rein optisch hatten mich die Chinesischen Yita-Geigen schon länger interessiert, und dann habe ich
    vor gut 2 Jahren spaßeshalber mal wieder 150,- geboten und bekam den Zuschlag tatsächlich für ca. 140,-,
    da kamen noch ein Bogen, Versand und Zoll dazu. Trotzdem, kein Geld für eine Geige. Und nun spiele
    ich seither auf dieser, die ist klanglich (und optisch) die gefälligste von allen.


    Zwischendrin hatte ich ein paar Jahre ein Bratsche geliehen. Die könnte ich für 500,- kaufen, möchte aber
    lieber ein größeres Modell, evtl. mit 5 Saiten, so eine würde mich reizen.


    Und dann mal eine „richtige“ Geige, so ab 5000,- aufwärts. Aber alles zu seiner Zeit ... wer weiß, vielleicht
    läuft mir ja auch mal wieder eine zu. :)

  • Ich kaufe Geigen nach Interesse und ob ausreichend Geld zur Verfügung steht. Natürlich verkaufe ich auch Geigen sonst gibt es Ärger mit meiner Frau. Im großen und ganzen hält es sich in der Waage mit Einnahmen und Ausgaben. Und wenn eine Geige dabei ist die Klanglich besser ist als Ihr jetziges Instrument bekommt es meine Tochter. Sofern es nicht zu Wertvoll ist. Es wird nur immer schwieriger eine Noch bessere Geige zu finden. Sie hat jetzt in 4/4 grösse 4 mal gewechselt. Und natürlich hoffe ich immer das irgendwann eine Geige richtig was Wert ist.

  • Vielleicht sollten wir den Rest hier abtrennen und verschieben/einen neuen Strang aufmachen „Unsere Instrumente und wir“ oder so. ;)


    Ich bin aus gesundheitlichen Gründen auf Celli umgestiegen...und würde inzwischen auch klanglich nix Anderes mehr wollen. Ich bin schon auf der Bratsche (siehe mein Nickname) schon eher für die Tiefen zu haben gewesen. Ich hoffe, ich lande nicht irgendwann beim Bass- aber da mich das Transportproblem schon beim Cello nervt, besteht diese Gefahr nicht.


    5-Saiter: Kann man bei Ebay.com kriegen. Auch als Weissware zum Selberfertigbauen. Spieltechnisch ist ein 5-Saiter für Leute interessant, die Lagenwechsel vermeiden wollen ;) und natürlich sind hohe Töne in hohen Lagen klanglich anders als auf einer hohen Saite in einer tieferen Lage. Auch der Tonumfang ist selbstverständlich grösser.


    Andererseits hat man u.U. Saitenwechsel über viele Saiten hinweg, da muss man also trotzdem üben ;)


    Ein weiteres Problem ist, dass ein 5-Saiter als 5-Saiter konzipiert sein muss, also nicht einfach nur ein 4-Saiter mit einem zusätzlichen Wirbel. Griffbrettbreite, Deckenstärke, Abstand der F-Löcher und Mass sowie Position des Bassbalkens müssen angepasst werden.


    Und das ist bei fertigen Instrumenten aus dem Internet kaum überprüfbar.


  • Die Geige von abalon würde mich auch als Reparaturobjekt interessieren, allerdings ist der nicht zur Geige passende Hals für mich eine Abschreckung.


    Bei dem Hals müsste man eigentlich einen Anschäfter machen. Das würde mich schon reizen.


    @abalon, hast Du von der Geige nur die Decke und ein Zargenstück abgebaut? Und es fehlt ein Zargenstück, vom Endknopf zu einer unteren Ecke?

  • Genau eigentlich brauchte ich nix abbauen es ging fast von alleine ab. Es fehlt nur ein Zargenstück vom Endknopf bis zur ersten Ecke. Allerdings fehlt mit dem Stück auch ein Ecklotz.

  • Letzten Monat habe ich Abalon die Geige abgekauft. Sie ist einfach zu schön ;)


    Nach Lösen der Decke sah man, dass Hals und Oberklotz doch nicht aus einem Stück Holz bestanden. Zwar waren sie beide aus Mahagoni, aber der Oberklotz war separat. Hätte mich auch gewundert, wenn jemand einen durchgesetzten Hals durch einen neuen durchgesetzten Hals ersetzt hätte. Die Verbindung des alten zum neuen Halsteil sieht zwar abenteuerlich aus, ist aber durch die große Oberfläche stabil. Bzgl. Mahagoni hab ich recherchiert und herausgefunden, dass es im Gitarrenbau als Klangholz verwendet wird und einen warmen Klang mit großem Sustain haben soll. Aus diesen beiden Gründen hab ich mich entschieden, den vorhandenen Hals so zu belassen, wie er ist. Außerdem verweist ja die Inschrift auf dem Boden auf den Neueinbau des Halses durch die Firma Ludwig Rausch. Das ist also so dokumentiert und gehört zur Geschichte dieser Geige dazu.


    Aber den Mahagoni-Oberklotz wollte ich durch einen leichteren aus Fichte ersetzen. Also hab ich den alten Oberklotz mühevoll abgestochen. Das Mahagoni war eine so feste Verbindung mit den Zargen eingegangen (vielleicht durch einen starken Leim?), dass ich es dort kaum abbekam und bei dem Versuch die Zargen gebrochen sind. Das muss ich beim nächsten Mal anders machen, vielleicht einen Klotz von außen gegen die Zargen spannen, damit sie fixiert sind. Ein Zargenstück hab ich vorsichtshalber mit Pergamentstreifen verstärkt. Dann hab ich in den neuen Oberklotz die schwalbenschwanzförmige Nut für den Hals eingearbeitet und den Klotz eingeleimt. Nächstes Mal werde ich hierfür gespaltenes Fichtenholz verwenden, das sich durch die gerade Maserung hoffentlich besser bearbeiten lässt.


    Den fehlenden Eckklotz und die rechte Unterzarge hab ich ergänzt und die fehlenden Reifchen aus Pappelholz geschnitten und eingeleimt. Die Zarge des linken C-Bügels hatte einen schlecht verleimten, langen Riss, den ich gerade noch neu geleimt habe. Wenn das zufriedenstellend gelungen ist, kann die Decke wieder aufgeleimt werden.



    Den Unterklotz werde ich aus Knochen machen und auch nach unten bis in die Zarge ziehen, so wie er im Original war. Sonst müsste ich in der Zarge ein Stück Holz ergänzen. Ich möchte die Geige so authentisch wie möglich wiederherstellen. Mal sehen, ob der alte Oberklotz bleiben kann. Er ist so geformt, dass die Saiten nach hinten zum Wirbelkasten hin nicht auf ihm aufliegen, sondern wahrscheinlich komplett in der Luft hängen. Das teste ich dann später. Das Griffbrett erscheint mir ziemlich schwer. Hier überlege ich, den Teil, der über der Decke schwebt, noch etwas dünner zu machen. Oder ein furniertes Griffbrett aufzuleimen.


    Gespannt bin ich auf das Lackieren des neuen Zargenteils. Wurde in Frankreich vor 200 Jahren Öllack verwendet? Damit hab ich noch gar keine Erfahrungen gemacht. Überhaupt bin ich mit meinen bisherigen Lackierarbeiten nicht sonderlich zufrieden. Hoffentlich macht die Übung hier irgendwann den Meister ^^


    Entsprechend dem Alter, der recht dünnen Decke und dem schwachen Bassbalken will ich auch diese Geige als Barockgeige einrichten. Weiß jemand, wo man Ebenholz-Wirbel mit einer kleinen, etwa stecknadelkopfgroßen Perlmutt-Einlage außen (kein Pariser Auge) herbekommt? Ich hab bisher keine Quelle dafür gefunden. Notfalls muss ich meinen Geigenbauer fragen, damit der fehlende Wirbel stilecht ersetzt werden kann. Die drei bestehenden Wirbel passen gut.


    Ich überlege auch, dieser hübschen Geige zur Abrundung ein schönes barockes Setup zu gönnen. Würde ein Saitenhalter in Harfenform passen?

  • Hallo Geigerlein,

    schön, dass die Geige im Forum geblieben ist.

    Wirbel mit Perlmuttkugel meine ich in eBay.com schon gesehen zu haben. Ich kaufe alle meine Garnituren dort. Wenn mein Bestand wieder stark reduziert ist, kaufe ich immer ein paar verschiedene, damit ich immer eine Auswahl hier habe und die zur Geige passende aussuchen kann.

    Wünsche viel Erfolg bei der Restaurierung. Mal schauen, wie die später klingt.