Es geht auch so....

  • naja, der Käufer hat aber den Zuschlag für 211 Euro bekommen. Jetzt muss er nur noch die nachträglich angesetzte Halsfußerhöhung entfernen und ein richtiges Barockgriffbrett aufleimen....und schon hat er eine wirklich sehr schöne, fast im Originalzustand erhaltene Barockgeige. Es tröstet mich allerdings, dass die Geige offensichtlich wohl einen Bassbalkenriss hatte.

  • Es hat jedenfalls niemand mehr geboten, und ich kann das verstehen.
    Die Geige muss geöffnet werden und die Risse versorgt werden, da ist schon einiges zu machen.
    Deshalb auch zurecht als „defekt“ „mit einigen Rissen“ verkauft worden.

  • Ich hatte mir die Geige auch angesehen und recht schnell entschieden, da nicht mit zu bieten. Ich sehe da kein großes Klangpotential. Ausserdem erschien sie mir schon zu verbastelt. Da kann es zu unangenehmen Überraschungen kommen.
    Ich habe schon häufiger Auktionen als zweiter verloren und manchmal gedacht, da hätte ich doch noch 20Euro mehr ansetzen sollen, aber wer weiß halt, wo das Höchstgebot des ersten lag.
    Ich bewerte eine Geige und überlege, was sie mir wert ist. Das ist dann mein Höchstgebot. Und ich lasse mir da auch keine Zeitreserve für ein Nachbieten. Das bewahrt mich vor einer Bieterschlacht.

  • Schöne Geige, auch Sachsen, ca. 1830-60. Ähnelt Deiner „Barockgeige“, Dilettant. Aber etwas älter und qualitativ besser.


    Leider ist die Decke ist ganz ordentlich hinüber, Bassbalkenriss, und Risse die Richtung Stimmregion gehen. Bodenfuge ist auch offen... also, die muss man anatomisch erst mal gut stabilisieren, da hält augenblicks nix mehr zusammen...


    Ist eben immer die „Schnäppchengier“. Letztendlich muss man da nen guten Tausender reinstecken, vielleicht sogar mehr. Dafür hat man dann am Ende eine „Barockgeige“ mit Vorschäden. Für 2000 bekommt man aber -wenn man etwas Geduld hat- ein gut erhaltenes Instrument dieser Sorte. Da muss man selber entscheiden: Bin ich Zocker, und habe Spass am Instrumenteanhäufen? Oder bin ich Musiker, weiss, dass ich nur 1 Geige gleichzeitig spielen kann, und kaufe anstatt 10 Patienten für 300 Euro lieber EINE richtig gute Geige- und erspare mir Platz und Scherereien.


    Das Gemeine dabei ist unser Gehirn. Jeder Kauf, jedes Schnäppchen ist mit einem glückseligmachenden Neurotransmittercocktail verbunden. Und man denkt, JEDE der Billiggeigen könnte sich auch als DIE Geige entpuppen. Und manchmal klappt es dann auch.


    Bis dahin hat man aber meistens schon so viel Lehrgeld gezahlt, dass -zusammengenommen- man hätte sich auch ein gutes Instrument zum teuren Preis hätte kaufen können. Das ist wie die Losbude auf der Kirmes. Da hat man genaugenommen dann auch 20 Euro für ein Plüschherz ausgegeben, das bei Alibaba ein Zehntel gekostet hätte...

  • ...wobei man sagen muss, dass die Standardisierung der Abmessungen bei allen Barockinstrumenten problematisch ist. Die Idee der 7/8-Geige gab es damals schlichtweg nicht. Damals gab es Kindergeigen, die waren irgendwie kleiner, und Geigen für Erwachsene, die waren irgendwie grösser. Und alles dazwischen. Auch Instrumente mit 37cm Bodenlänge... Das war eher so wie es heute bei Bratschen immer noch ist. Da spricht bei einer 38,5cm-Bratsche im Vergleich zur 42ger auch keiner von 7/8 oder sowas.


    Grosse Celli wurden im 19. Jahrhundert sogar kleiner gesägt, heutzutage echter Frevel. Aber irgendwann kamen die Standards auf, und viele alte Instrumente fielen dem zum Opfer.


    Und ein Barockinstrument mit zierlicherem Korpus und evtl. auch noch kürzerem Barockhals hat dann schnell mal die Abmessungen einer modernen 7/8 —oder passt auch gar nicht in ein modernes Schema. Spieltechnisch muss man sich eben dran gewöhnen, dass Barockinstrumente anders sein können.