Gute Geige für Enkelin

  • Guten Abend,


    ich muss gestehen, ich kenne mich nicht wirklich aus. Ich möchte meiner Enkelin eine eigene Geige zum Geburtstag kaufen und habe nun diese gesehen. Sie soll handgefertigt sein und noch 300,- Euro kosten. Ist sie das wert oder ist es nur eine überteuerte Geige aus China, die ich zu diesem Preis auch neu bekommen könnte.


    Für eine Einschätzung wäre ich sehr dankbar.


    Herzliche Grüße
    waldlaeufer

  • Das Problem ist, dass eine GUTE Geige für diesen Preis schwer zu bekommen ist. Auch ist bei der Geige vor allem der Klang und die Spielbarkeit (also muss noch viel eingestellt/angepasst werden, wie liegt sie in der Hand etc.) wichtig. Das alles kann man vom Foto nicht feststellen.


    Ein hübscher Lack, tolles Holz oder ein neuewertiges, , kratzerarmes Aussehen haben mit „gut“ nur bedingt etwas zutun. Im Gegenteil: „Profis“ achten bei Gebrauchtinstrumenten auf echte Spiel/Gebrauchsspuren, welche zeigen, dass ein Instrument genutzt wurde. Und eben nicht in der Ecke stand, weil es furchtbar klingt...


    Die beste Adresse für den Geigenkauf ist -für Laien- immer nich der Geigenbauer. Dort sind die Geigen aber etwas teurer. Qualität hat aber eben ihren Preis. Ansonsten gibt es Anbieter wie „the violin project“, oder auch hier Geige 24, die sind preiswerter.


    Wenn man kein Problem mit Internetkäufen hat, so sind auch die Geigen von Yitamusic (über z. B. Ebay.com) sehr hochgelobt (für dieses Preissegment).


    Obige Geige überzeugt lich jetzt vom Foto her nicht.

  • Sie haben ja recht. Es handelt sich jedoch nur um eine dreiviertel Geige und meine Enkelin braucht ja bald auch eine große Geige. Dafür spare ich schon, deshalb soll die Übergangsgeige auch nicht so teuer sein.


    Diese hier enthält einen Zettel eines Musikgeschäfts. Inzwischen weiß ich, dass sie in Ostdeutschland und Ungarn fertigen lassen, aber natürlich auch chinesische verkaufen. Angeblich ist sie also handgemacht. Deshalb wollte ich wissen, wie sie, augenscheinlich, verarbeitet ist. Könnte sie tatsächlich handgefertigt sein? Außerdem möchte ich natürlich lernen. Was ist mit der Lackierung, was sieht man denn anhand der Bilder und wie sieht, beurteilt man das?


    Die Bilder sind leider etwas dunkler als die echten Farben.


    Braaatsch, warum spricht Dich die Geige nicht an?


    Über eine Antwort würde ich mich wirklich freuen.

  • Wenn das mit dem Beurteilen von Geigen so einfach wäre, bräuchten wir die ganzen Diskussionen im Forum nicht. ;) Das kann man alles nicht in drei Worten beschreiben- man „sieht“ es dann, wenn man schon viele Geigen in der Hand hatte und bestimmte Merkmale auf Fotos wiedererkennt.


    Handarbeit: Um eine Geige komplett per Hand zu bauen, benötigt ein Geigenbauer mindestens 200-250 Stunden, für gute Instrumente teilweise deutlich mehr. Das soll für 300 Euro gehen? Oder meinetwegen Neupreis 700 Euro?


    Geigen in dieser Preisklasse werden teilmaschinell gefertigt, aber es ist immer noch viel Handarbeit dabei.


    Eine GUTE Geige kostet leider Geld. Es gibt gute gebrauchte ältere Instrumente, viele von denen benötigen aber mehr oder weniger umfangreiche Reparaturen beim Geigenbauer.


    Ich würde raten, erstmal eine Leihgeige zu spielen, und sich die 300 Euro lieber für das „entgültige“ Instrument zu sparen.


  • Handarbeit: Um eine Geige komplett per Hand zu bauen, benötigt ein Geigenbauer mindestens 200-250 Stunden, für gute Instrumente teilweise deutlich mehr.


    Kurz eingehakt:
    Die Dauer liegt doch eher an der Machart und hat mit dem Endergebnis nicht unbedingt was zu tun, oder?
    Die Meister arbeiten ganz unterschiedlich und auch unterschiedlich schnell.
    z.B. kleben die meisten die Decke in einem Aufwasch, andere ganz langsam in Etappen.
    Aber das wäre mal ein Thema für einen neuen Thread. Wieviele Meister bauen ganz alleine und
    wieviele bauen eher traditionell mit ihren Helfern und was ist eher sinnvoll im Sinne der Käufer usw.

  • Man kann viel Zeit sparen, indem man die Teile schon grob (oder, in Manufakturen, „feiner“ bis „komplett“) maschinell vorfertigt, und nur noch die Feinarbeiten per Hand erledigt. Dann kann man sich für diese mehr Zeit lassen und trotzdem recht gute Instrumente fabrizieren (je nachdem, wie gut dann die Abstimmung funktioniert). So machen das auch chinesische Manufakturen.


    Eine Maschine ist ja nicht per se schlechter als Handarbeit (und besser als schnell hingeschluderte Handarbeit!). Für Schul-und Hobbygeigen ist „Standardholz“ und dementsprechende „Standard-Maschineneinstellungen“ meist völlig ausreichend.


    Bei guten Instrumenten für Profis kommt man aber um die traditionelle Geigenbaukunst nicht herum. Da werden beispielsweise die Platten je nach Holzfaserverlauf und Holzfestigkeit unterschiedlich dick belassen, und fein aufeinander abgestimmt, und die „Höhenlinien“ verlaufen nicht parallel zum Rand.


    Und das hat dann am Ende doch sehr grossen Einfluss auf das Ergebnis, und ist auch ein Unterschied zwischen der 10.000 Euro Meistergeige und der 100 Dollar Yitamusic-Geige.

  • (...)
    Bei guten Instrumenten für Profis kommt man aber um die traditionelle Geigenbaukunst nicht herum. Da werden beispielsweise die Platten je nach Holzfaserverlauf und Holzfestigkeit unterschiedlich dick belassen, und fein aufeinander abgestimmt, und die „Höhenlinien“ verlaufen nicht parallel zum Rand.


    Und das hat dann am Ende doch sehr grossen Einfluss auf das Ergebnis, und ist auch ein Unterschied zwischen der 10.000 Euro Meistergeige und der 100 Dollar Yitamusic-Geige.


    Ich meinte schon die Unterschiede innerhalb dieser traditionellen Herstellung. Auch hier kann man sich helfen lassen
    oder verschiedene Techniken anwenden, manche arbeiten schneller, andere langsamer und ganz alleine. Dabei wird
    das Holz in jeder Phase trotzdem „abgeklopft“, angepasst, und individuell gestaltet, auch die Zargen.
    Aber wie gesagt das sollte vielleicht mal in einen extra Thread.

  • Naja, auch wenn Schritt für Schritt gearbeitet wird, so sieht der Geigenbauer ja nicht fasziniert dem Leim oder Lack beim Trocknen zu ;)


    Klar gibt es Unterschiede, und jeder hat da seine eigenen Methoden. Und nicht jeder Unterschied ist am Ende klangrelevant. Da gibt es ganz sicher auch Einiges an „Hokuspokus“.