Stradivarius Czechoslovakia Wert?

  • Liebe Geigen-Fans,


    Ich habe eine Geige, die seit mindestens 2 Generationen darauf wartet, bespielt zu werden und nun einen neuen Besitzer suchen muss.


    Ich würde gerne wissen, was sie Wert ist


    Auf dem Zettel steht


    Antonius Stradivarius Cremonensis
    Faciebat Anno 1713
    _______
    Made in Czechoslovakia


    Anbei kommen Fotos


    Freue mich sehr auf eure Hilfe

  • Leider handelt es sich um ein preiswertes Instrument aus Serienproduktion. Solche Instrumente wurden als solide Schul-und Hobbyinstrumente für eine breite Käuferschicht hergestellt. Damals war man froh, überhaupt ein Instrument kaufen zu können, meust gung das nur über Beziehungen und „unter dem Ladentisch“.


    Heute sieht das ganz anders aus. Zum Glück -für die Spieler. Aber leider zum Pech für Sie, was den Wert des Instrumentes angeht. Ein Geigenbauer wird kein Interesse an der Geige haben, und bei Ebay wird es um die 100Euro +/- geben, wenn man die Geige dort ab 1 Euro einstellt.

  • ....ich würde die Geige an Ihrer Stelle daher als ein Stück Familiengeschichte behalten. Auch wenn es ein Serieninstrument ist- das Deckenholz ist sehr gut, sehr fein und gleichmässig gemasert. Und die Decke hat einen grossen Einfluss auf den Klang.


    Ich habe eine ganz ähnliche, „wertlose“ Geige, die zudem noch martialische und grob ausgeführte Reparaturen aufweist. Vom Klang her wurde diese von einem befreundeten Geigenbauer (man selbst ist ja nicht objektiv) als 1800 Euro Instrument eingestuft. Diesen Preis könnte ich NIE erzielen- will ich aber auch nicht, weil diese Fiedel Familiengeschichte hat.

  • Es hat übrigens seinen Grund, warum manche (!!!) der Manufakturgeigen so gut klingen.


    Anders als heute gab es kaum selbsständige Geigenbauer. Mit der Einführung des „realexistierenden Sozialismus“ ging die Verteufelung und bewusste Bekämpfung der Privatwirtschaft einher. Handwerker wurden zwangsweise in „Kollektive“ integriert, und mussten entweder in neu geschaffenen Werkstätten/Betrieben arbeiten, oder ein bestimmtes Kontingent an Werkstücken an diesen abliefern bzw. unter dessem Namen verkaufen. Gleichzeitig gab es eine strikte Materialzuteilung (Stichwort Holzqualität) ). De Facto wurde eine private, selbsständige Arbeit damit unmöglich gemacht.


    Kurz: In den Manufakturen gab es sowohl einfache Arbeiter, als auch zwangsenteignete, richtig gute Meister, die ganz genau wussten, wie man auch aus einfachem Material das Beste herausholen kann. Einen Einfluss auf die Lackierung hatten sie auch nicht immer.


    Und so gibt es unter den „Fabrikgeigen“ des Ostblocks immer wieder recht gute Instrumente (für „sehr gut“ fehlte dann oft die Zeit...), die sich unter dem „Einheitslack“ verbergen.


    Das ist ein grosser Unterschied zu Heute, wo in den Fabriken tendentiell eher keine Meister arbeiten, und statt weitgehend Handarbeit wie damals die CNC-Fräse genommen wird.


    Für den Wert Ihrer Geispielt das kaum eine Rolle, sie hat den Stempel „Manufakturgeige“/Fabrikgeige und wurd entsprechend eingeordnet. Das Instrument selber kann dabei aber eigentlich ein ganz ordentliches Instrument sein. Um das herauszufinden, müsste man gute Saiten aufziehen , Steg und Stimmstock einrichten und dann den Klang prüfen- alkerdings nach ein paar Wochen Einspielzeit, da das Instrument so lange gelegen hat.


    Kurz:Das alles kostet Teit und Geld, und es ist nicht sicher, ob es sich rentiert. Diese Risiko hat auch ein Käufer, und wird denentsorechend kaum was bezahlen.


    Daher mein Rat: Lassen Sie die Geige in der Familie! Spielen Sie selber drauf- man kann in JEDEM Alter Geige lernen, für den Hausgebrauch reicht es selbst noch im Rentenalter.

  • Vielen Dank für diese ausführliche Antwort.
    Der emotionale Wert dieser Geige ist für mich leider negativ. Ich hatte mich als Kind mit schlechtem Gefühl gegenüber dieser Geige ausprobiert, aber ich glaube sie war nicht wirklich eingestellt oder eingespielt.... aber trotz dessen klang sie rein subjektiv und unprofessionell betrachtet gut würde ich sagen. Aber der Geruch und die Erinnerungen machen sie zum Negativen. Es ist einfach nicht "meine" Geige. Das spüre ich. Deshalb wollte ich sie würdevoll verkaufen...aber niemals
    "um jeden Preis wegwerfen".


    Habe auch das Ok von meiner Familie. Denn irgendwie konnte keiner anfangen...



    Also kurz zusammengefasst:
    Es ist eine 3/4 (so sagte man mir das zumindest) Manufaktur- und Schülergeige, die aber vermutlich vom geschickten Meister angefertigt wurde und könnte über Ebay für circa 100€ weggehen?

  • Äääääähm, nein.


    Ob die jetzt wirklich von einem geschickten Meister angefertigt wurde ist schwer zu sagen. Dazu müsste man sie in Natura , Innenarbeit etc, und, wie ich schrieb, in Ordnung bringen und anspielen. Das waren eher allgemeine Kommentare, warum diese Instrumente manchmal klanglich positiv überraschen.


    Als 3/4 ist diese als Kindergeige deitluch schwerer zu verkaufen, weil der Kundenkreis köeiner ist. Es kommen ja nur Eltern infrage, die anstatt für wenig Geld eine Geige zu leihen in ein eigenes Instrument für ihr Kind investieren wollen.


    Also eher 50-80 Euro auf Ebay, vielleicht etwas mehr, weil bald Weihnachten ist.

  • Vielleicht man zu einer Musikschule in der Nähe gehen und dort fragen, ob Interesse besteht.
    Ähnliche Geigen gibt es neu im Set schon ab 200 EUR, mit neuen Saiten und Geigenkasten und Bogen
    usw., deshalb sollte man vom Preis nicht zuviel erwarten.

  • Ich bedaure leider meinen Forum Mitgliedern recht geben zu müssen. Eltern werden im verhältnis sehen was kostet mich eine Stentor Geige für mein Kind Neu und mit allem Zubehör ( Ca. 70 €) und was würde ich für eine gebrauchte bereit sein zu zahlen. ( meist nur die Hälfte ). Das einzige mit dem sie punkten können ist ein guter Klang. Das würde aber erstmal bedeuten neue Saiten drauf ( 50€) und neuen saitenhalter Wittner mit Feinstimmer ( 28€ )

  • Es geht bei so einer Geige auch etwas günstiger mit dem Spielfertigmachen:
    Roth & Junius Feinstimmer-Saitenhalter 7 EUR (die Feinstimmer sind nicht ganz so sauber zu drehen, wie die vom Wittner, aber es funktioniert) + GEWA Einhängesaite 3 EUR (die ist beim Roth & Julius nicht dabei) und Pirastro Tonica Saiten 22 EUR. Damit sollte eine erste Beurteilung des Klanges und der Spieleigenschaften möglich sein. Ich habe mit der Kombination auch eine günstige Geige ausgestattet und das Ergebnis kann sich hören lassen.