Tipps für's Schnitzen der F-Löcher?

  • So, hier erst mal die Bilder der Geige. Wie Ihr seht, hat mein Opa alle aufgetretenen Risse großzügig mit Ponal verleimt, so dass ich bei der Decke, selbst wenn ich das Ponal komplett entfernt kriege (mit Essig-Essenz), trotzdem keine sauberen Risskanten habe. Und bei dem durchgehenden Stimmriss in der Decke bräuchte ich bestimmt so was wie ein Gips-Bett, damit die Geige sich beim Leimen nicht verzieht.


    Mangels Dickenmesser konnte ich nur die Ränder und die Decke an den F-Löchern messen. Die Geige ist außen an den Rändern jeweils 3 mm dick (Boden und Decke), an den F-Löchern gerade mal 2 mm. Ich gehe davon aus, dass die gesamte Decke nur 2 mm dick ist, nach seiner Aussage ebenso der Boden, dessen Mittelfuge mir der Geigenbauer freundlicherweise klebte und mit Leinen belegte. Wie soll ich da ein Stimmfutter hinbekommen?


    Die Geige ist sehr leicht, gesamt wiegt sie gerade mal 273 g, die alte Decke wiegt 62 g.

  • Also, die Bodenfuge war ursprüngliche auch so geleimt. Ich hab nach Anweisung des Geigenbauers mit Essig-Essenz getränktes Küchenpapier draufgelegt, Kreppband drübergeklebt und das Ganze ein paar Stunden so belassen. Laut Geigenbauer kriegt Ponal dann eine gummiartige Konsistenz und lässt sich leicht abschaben, was hier auch der Fall war.
    Wasser tut dem Leim nix. Mein Großvater hat in seiner Werkstatt viele Holzarbeiten gemacht, er hat aber mit Sicherheit nicht mit Knochenleim gearbeitet.


    Was meint Ihr, ist die alte Decke ein hoffnungsloser Fall? Bin grad unsicher, ob ich nicht doch versuchen sollte, sie zu reparieren. Aber soo schön finde ich sie nicht, auch vom Holz her. Sie ist aus einem Stück, und die Jahresringe sind auf der einen Seite deutlich breiter als auf der anderen.


    Ach ja, vielleicht kann man auf den Bildern erkennen, dass die Geige Fake-Eckklötze hatte (mit Verblendung vorn und dahinter mit Spänen ausgefüllt). Bis auf einen waren davon nur noch Überreste vorhanden, die ich entfernt habe. Ich wollte eigentlich 3 neue, richtige Klötzchen für sie schnitzen. Oder rechtfertigt der Aufwand das Ergebnis nicht?

  • Also ich bin ja mit Holzarbeiten nicht so bewandert ein Riss Leimen ok belegen auch Ok aber eine Decke anfertigen ist schon eine Hausnummer für sich. Wenn ich müßte würde ich eher die alte Decke aufarbeiten.
    Und so wie es scheint gibt es einen Geigenbauer der einem mit Rat und Tat zur Seite steht.
    Da würde ich die Alte Decke aufarbeiten wenn es nicht klappt bleibt immer noch Plan B. Abgesehen davon das die neue Decke auch noch einen Anstrich benötigt was auch einiges an können vorraussetzt und zu guter letzt eine feine Randeinlage die in einer leichten Wölbung eingelegt wird. Die alte Decke hat dies alles schon und scheint für mich der Einfachere Weg zu sein. Die neue hat keine Kehlung am Rand, keine Randeinlage, keine lackierung, keine tolle Wölbung, keine F Löcher, keine Materialstärke an den Stellen wie es sein soll, kein Bassbalken und ob Sie Optimal Passt um die Geige harmonisch aussehen zu lassen weiß man auch nicht. Ab gesehen davon ist die Originalität der Geige nicht mehr da. Und zu Guter letzt, wir Reden hier über eine 3/4 Kindergeige wo ein Bisschen weniger Klang nicht so entscheidend ist, wichtig ist das Sie besser Klingt als eine Gewa Idiale und das schaft fast jede Geige auch mit Stimmfutter und diese ist alt und hat einen Anschäfter, Ich denke das die Geige mit Stimmfutter auch gut klingen wird. Tschuldigung.


    Ich bin gespannt wie die Geschichte Enden wird.

  • Abalon, ich kann Deine Meinung verstehen, kein Grund, sich zu entschuldigen. Normalerweise bin ich auch dafür, Altes zu erhalten. Aber wenn mir schon der Geigenbauer sagt, diese Decke sei quasi ein hoffnungsloser Fall, dann frage ich mich, ob ich meine Zeit wirklich in sie investieren will, oder ob ich mich nicht besser an einer neuen Decke versuche. Zumal ich mir einen Bassbalken, die Randeinlage etc. eher zutraue als ein Stimmfutter bei einer 2 mm dünnen Decke.
    Zum Thema Originalität: Laut Geigenbauer ist die Geige eine sächsische Manufakturgeige und - bis auf den ideellen Wert für mich - nicht besonders wertvoll.

  • Ich bin kein Geigenbauer. Aber die Stimmfutter werden ja „nur“ aufgeleimt und anschließend, wenn die
    Decke fest und stabil ist, leicht abgeschliffen. Da passiert der Decke nichts. Den Kleber könnte man auch
    abschleifen, aber mit deiner Methode bekommst du ja eventuell sogar die Reste aus dem Riss.


    Abgesehen davon sieht deine Decke schon vielversprechend aus. Klar, die Feinheiten fehlen noch. ich
    traue dir zu, auch die Ränder noch schön hinzubekommen. Die Randeinlage ist aber noch eine andere
    Hausnummer. Hat das je schon einmal jemand auf Anhieb hinbekommen? Ich weiß es nicht.


    Spannende Sache. Halte uns bitte auf dem Laufenden. Und danke für die Bilder!


    Ach, übrigens: Die Decke ist aus 2 Teilen geleimt. Sieht man an der breiten Maserung rechts, die
    in der Mitte schräg in die Maserung der linken Seite reinläuft.
    Es sind 2 verschiedende Riegel, die verwendet wurden.

  • Das betrifft die Stelle des Stimmstocks. Ideal wäre, wenn möglich, dass die Decke danach nicht dicker
    ist als zuvor. Es ist aber in deinem Fall nicht tragisch, wenn die Fläche dort ein wenig dicker wird, sie muss
    nur gleichmäßig eben sein.


    Für die anderen Stellen würden ein paar einzelne Holzplättchen zur Verstärkung der Risse reichen.
    Diese müssen nicht weggeschliffen werden, sondern liegen auf dem Holz.

  • Sorry, so wie das Ganze hier klingt kannst Du auch einen Sperrholzdeckel draufmachen :) War ein Scherz, konnte ich mir aber nicht verkneifen, sorry.


    Wenn Du eine neue Decke anfertigen möchtest, würde ich Dir empfehlen, Dir erstmal ein gutes Geigenbaubuch zu besorgen. Im Möckel steht sehr gut drin, wie man das mit der Decke macht und welche Stärkeverhältnisse die Decke an den verschiedenen Stellen haben muss. Für eine sehr gute Decke musst Du die Wandstärke abhängig vom Holz etwas variieren, aber wenn Du die Standardmaße nimmst, machst Du erstmal nichts falsch.


    NEIN, eine Decke ist NICHT überall gleich stark.


    Das ist geigenbauerisches Grundwissen. Du brauchst daher unbedingt einen Stärkemesser/Taster. Deine Decke kannst Du auch nur sehr dünn machen, wenn Du entsprechend feinjähriges Holz hast. Wenn Du also einfach die neue Decke genauso dünn wie die alte machst, das Holz aber nicht genauso feinjährig und stabil ist funktioniert das nicht. Ich würde daher eher die Standarddicken/Verhältnisse empfehlen, so wie im Geigenbaubuch angegeben. Ansonsten wird deine Decke genau so schnell brechen wie die alte Decke, wahrscheinlich noch schneller. Die unterschiedliche Wandstärke der Decke ist ja nicht dazu da, um Geigenbauer zu ärgern und mehr Arbeit zu machen, sondern stellt das in jahrhundertelanger Entwicklung herauskristallisierte optimale Gleichgewicht zwischen Schwingungsfähigkeit (=Klang!) und Stabilität dar. Geigensaiten haben einen Zug von grob 20-30kg, und üben entsprechenden Druck auf die Decke aus. das sind nicht nur ein paar Gramm, und es geht eben nicht darum, dass eine Decke wieder hübsch aussieht.


    Alles in allem klingt das so, als würde Dir da wirklich noch Grundwissen fehlen. Die handwerkliche Arbeit ist kein Hexenwerk, wenn man eine gute Anleitung und das passende Werkzeug hat. Das WISSEN wie eine Geige akustisch funktioniert und wie daher die Komponenten beschaffen sein müssen und konstruiert werden ist das Entscheidende. Einerseits hast du Angst, dass der Klang durch Ponal und ein Stimmfutter leidet, andererseits scheinst Du mit der absolut entscheidenden Akustik, dem Schwingungsverhalten und der resultierenden Deckengeometrie noch nicht so wirklich vertraut zu sein. Das ist so ein bisschen so wie: "Vor dem Reifenflicken am Fahrrad habe ich Angst, also baue ich mir jetzt ein Auto. Das Blech habe ich schon."