Fischleim oder Knochenleim?

  • Hallo,
    ich habe an meiner Geige am Rand ein paar Stellen, wo sich Holzfasern gelöst haben und wo beim Reinigen mit dem Putztuch immer Fasern hängen bleiben.
    Die wollte ich mit Fischleim ankleben. Fischleim, weil er gegenüber dem Knochenleim nicht warm gemacht werden muss.
    Geigenbauer nehmen ja immer Knochenleim, ist Fischleim an der Stelle zu empfehlen? Oder gilt das als NoGo?


    Gruß Norbert

  • Guten Tag Norbert


    wenn Du an deiner Geige hängst und es sich um eine bessere Geige handelt, dann ist auf jeden Fall Knochenleim zu empfehlen.
    Falls jemals etwas mit deiner Geige ist und du sie von einem Fachmann reparieren lassen willst, dann ist es aus meiner Sicht zwingend, dass es Knochenleim ist.
    Mit Fischleim könnte deine geliebte Geige schaden nehmen.


    Ich weiss nicht, ob es im 16 und 17 Jahrhundert Glück war, dass es Knochenleim gab oder ob die gewusst haben, dass dies
    einen wertvollen Dienst für zukünftige Geigen Restaurierer/innen sein wird.


    Mit einem Superkleber, wie es vielleicht bei einer chinesischen Fabrik-Fidel der Fall ist, ist die Geige kaum zu reparieren.
    Fischleim geht für mich in die Sparte Bastler. Kann man machen. Sollte man nicht tun mit seinem Lieblingsinstrument. ;)
    Na ja, ich will nicht unfair sein. Ich habe auch schon gelesen, dass vor allem nordische Geigenbauer eher Fischleim genommen haben.
    Wahrscheinlich ist es nicht so schlimm. Mit einer wertvollen Geige, würde ich dies nicht tun.


    Hast Du auch geeignete Klammern, wie es der Geigenbauer hat, um das Holz bei den offenen Stellen (Verbindung mit den Zargen) zu befestigen?
    Falls du nicht die entsprechenden Werkzeuge hast, machst Du noch beim Leimen den Lack kaputt.
    Evtl. empfiehlt sich der Gang zum Geigenbauer, ausser die Geige ist es absolut nicht wert.


    Freundliche Grüsse
    Violix

  • Knochenleim kostet doch wirklich kaum was, ich habe damals um die 10€ gezahlt und könnte daraus wohl ne Geige in Gartenlaubengröße bauen. Ich will sagen, das ist ne ganze Menge. Jeder Geigenbauer erwartet das, wenn er später Reparaturen vornimmt und handelt dementsprechend.

  • Ich habe den Titebond Hautleim in einem Video bei einem Harfenbauer gesehen.
    Die Geige hat schon einen Wert, ist diese Geige hier: Geige mit Zettel Paul Francois Blanchard
    Es ist kein Leimfuge zwischen Decke und Zarge offen. Es sind nur ein paar Holzfasern vom Deckenrand, die abstehen.


    Ich würde sie sonst zu meinem Geigenbauer geben, aber der ist halt nicht gleich nebenan und er hat recht viel zu tun, da warte ich erst mal ein paar Wochen drauf. Ich habe noch drei andere Geigen (war mal bei ebay ganz fleißig), aber diese Geige spiel ich am Liebsten, da sie einen recht warmen Klang hat und nicht so laut ist.


    Vom Knochenleim schreckt mich das Warmmachen ab. Aber ich werde mich mal damit beschäftigen.

  • Knochenleim lässt sich prima in so einem Babyfläschchenwärmer anwärmen. Da nimmt man ein altes Marmeladen/Senf/???-Glas (oder eben ein Babybreiglas...), und dann wird der Leim auch nicht zu heiss, brennt nicht an etc. etc. So einen Wärmer gibt es bei Ebay gebraucht für ein paar Euro, oder auf dem örtlichen Kindersachenflohmarkt. Knochenleim gibts auch im Internet zu bestellen, also, so schlimm ist das alles nicht.

  • Zum Historischen: Es war kein "Glück", dass es Knochenleim gab, sondern es gab schlichtweg kaum Alternativen ;) Tote Viecher fielen genug an (Knochen, Hufe...), und der Abdecker/Seifensieder musste ja auch von etwas leben. In Küstengegenden gab es natürlich Fischleim, aber aus den paar Fischen, die man im Binnenland auch nur in Orten an Flüssen/Seen fangen konnte, Leim zu Kochen (aus deren Resten!) war im Vergleich zu der Menge Knochen, die bei toten Pferden, Eseln, Rindern, Schweinen, Schafen... anfielen, nicht der Rede wert.


    Knochenleim benutzen beispielsweise auch die Maler, um ihre Leinwände zu grundieren, und die, die in höfischen oder kirchlichen Diensten standen, konnten auch gut zahlen. Daher gab es schon recht früh auch recht reine Qualitäten.

  • ......stehe manchmal etwas unter Speed wie der ein oder andere Bestätigen kann ;) und bin somit aus meiner Froschperspektive ein Fan von Fischleim, weil schneller. Die bisherigen Gegen-Gründe scheinen mir eher aus dem Bauch? Gibt es auch Sachargumente, z.B. Studien zum Abrissmodul, Elastizitätsmodul. etc.? Einflüsee auf die Akustik? ( hätte wiederum mit dem Elastizitätsmodul zu tun). Biochemisch sind Fischproteinhydrolisate dem Knochenleim nicht unähnlich, vielleicht kurzkettiger da in kaltem Wasser löslich??
    Habe gerade unter der Rubrik "Späteinsteiger" inzwischen 3 offene Geigen zu beklagen, da würfe es sich lohnen zu warten bis der Knochenleim reif ist ;)


    PS: "verziehen " sich Geigen eigentlich wenn sie zu lange offen sind?

  • Huii, Du scheinst Wissenstoff regelrecht zu inhalieren.


    Zum Fischleim kann ich Dir nix sagen, finde Hautleim (ist ja schon nen bisschen elastischer als Knochenleim) aber ganz sympathisch, da man beim Zusammenleimen zumal als Anfänger schon eine gewisse Zeit benötigt, bis alles an Ort und Stelle ist. Mich würde da ein noch schneller trocknender Leim eher nerven.


    Aber zum Verziehen der Schachtel, wenn die Decke über längere Zeit ( …kommt sowas denn bei Dir überhaupt vor? ) nicht drauf ist:
    Ja, sie wird sich höchstwahrscheinlich verziehen, und es ist echt viel Rumgehexe, wenn Du die Decke beim Wiederaufleimen, passend drauf bekommen möchtest.( …und das dann noch mit nem schnell trocknenden Leim, da würd ich ja gern zugucken… :) .) Nen Gefallen kannst Du Euch beiden tun, wenn Du für die Dauer den Korpus mit der offenen Seite nach unten z.B. mit Schraubzwingen auf einer planen Fläche sanft festzwingst. Schonzulagen an den Zwingen zum Holzschutz weißt Du sicherlich selbst….

  • Tschuldigung, sehe erst jetzt die Antwort. Vielleicht ist der Fschleim Mangels Häufigkeit und höherer Preis weniger in Benutzung, vielleicht hat er aber ein echten Nachteil von dem ich dann in einigen Jahren ein Lied singen kann. Mit dem schnellen abinden ist schon richtig aber man kann ja auch erst die Flächen etwas mit Wasser benetzen oder von Anfang an etwas mehr Wasser zusetzen? wenn´s dann nicht hält dünnflüssig nachleimen? zuviel Leim ist auch nix, überhaupt Überstände wische ich gleich mit feuchtem Q-Tipp weg. Wenn eine Fuge dann am Anfang mal aufgeht it nicht Schlimm. Wenn zuviel Leim mal im Instrument ist finde ich unschön. Oder hat meine "Nachbesserstraregie" andere Nachteile? Weil die Zargenform noch nicht fertig ist habe ich mit übungsweise gebogener Zarge einen Weihnacchtstern ge :saint: bastelt......