Die Qual der richtigen Geigenwahl ;-)

  • Ach, das hab ich noch vergessen: Alte Sachsen hab ich hier einige herumliegen. Die klingen alle deutlich
    schlechter, für mich und meine „Testpersonen“. Aber das sind auch nur persönliche Erfahrungen. Du hast

    womöglich sehr gute „Sachsen“ in einer anderen Liga. So ein direkter Vergleich wäre jetzt toll, aber das kann

    uns das Forum nicht bieten. :)

  • Auch bei China-Geigen gibt es gute und schlechte. Und da Yita in verschiedenen Werkstätten fertigen lässt, und auch von verschiedenen Leuten, kann es da natürlich Qualitätsunterschiede geben.


    Und ja, bei den alten Sachsen gibt es immense Unterschiede. Da gab es damals in den Katalogen schon verschiedene Preiskategorien, von der einfachen Schulgeige/Massenware bis zur un- oder umgelabelten Einzelanfertigung (anonyme Meistergeige) ist da alles dabei.


    Es ist eine Frage des Geldbeutels und der Strategie/des Talents. Soll die erste 4/4 Geige schon ein wettbewerbs/studientaugliches Instrument sein, oder geht es darum, zur weiteren Motivation ein eigenes, hübsches und taugliches Schulinstrument zu haben, welches auch im Schulorchester einen Kratzer abbekommen darf? (…und vielleicht doch noch mal ein paar Tausender für später zur Seite zu legen?)


    Bei allem, was man online kauft -ohne Probespiel- ist der Klang und die Spielbarkeit eine Überraschung. Dieses Risiko erkauft man mit einem geringeren Preis (z.B. bei Yita), das Geld steckt man dann ggf. aber in einen Geigenbauer. Wenn man ein paar Sachen selber machen kann, können solche Online-Käufe echte Schnäppchen sein. Müssen aber nicht.


    Auf Nummer sicher geht man, wenn man probespielt und merkt, ob einem das Instrument klanglich und vom Spielgefühl her liegt.

  • FIddler, inzwischen glaube ich ja, dass du bei Yita einfach Glück hattest. Vielleicht weiß man dort nun, dass man für das kleine Geld auch deutlich weniger Qualität unters Volk bringen kann. Meine Yita-Geigen, auch die M21, waren lediglich "ganz okay", bei der M21 (!) waren z.B. die Rillen für die Saiten am Untersattel schief und ungleichmäßig. Wenn ich mich an deine Bilder erinnere, dann waren auch meine aus 2020/2021 einfach kein Vergleich damit. Meine Sachsen sind um Längen besser, und die Geige von Roth ist nochmal was ganz Anderes.

  • drummer

    Wenn die genannten Händler für dich erreichbar sind, dann sollten sich im selben Radius auch genügend niedergelassene Geigenbauer finden, zu denen du hinfahren und deine Tochter ausprobieren lassen kannst.


    Welchen Geigenbauer empfiehlt die Lehrkraft bzw. wo geht sie selbst hin?


    Mein Vorgehen wäre, erstmal ein 4/4 Instrument zu leihen bzw. mieten, damit sich das Kind an die neue Größe gewöhnen kann. Wenn dann nach einiger Zeit der Wunsch nach einem besseren Instrument kommt, ist der richtige Zeitpunkt, um sich auf die Suche zu machen incl. anspielen, ausprobieren, zur Probe mitnehmen und vom Lehrer begutachten lassen. Das mag etwas länger dauern und auf den ersten Blick auch teurer erscheinen, zahlt sich meiner Meinung nach aber aus und ich habe es selbst auch so praktiziert.

  • Vielen Dank euch für all die Berichte und Empfehlungen! Das ist echt super und ich freue mich sehr über eure Rückmeldungen! :thumbup:

    Ich bin ein ziemlicher Laie, was Geigen anbelangt und hätte mit einem Instrument, bei dem man (z.B. aufgrund mangelnder Qualität) viel nachbessern muss, tatsächlich Schwierigkeiten.

    Bei der anzuschaffenden Geige ist die Kategorie gute Schülergeige (Kratzer im Schulorchester sind denkbar ;)) sicherlich die Richtige und eine gute Spielbarkeit (neben dem Preis) das wichtigste Kaufkriterium. So gesehen macht Probespielen absolut Sinn.


    Wenn man wüsste, man bestellt nach rein objektiven Kriterien bei Yita und bekommt ein gut spielbares Instrument zu vergleichsweise besserem Preis-Leistungs-Verhältnis, wäre der Versuch aber natürlich reizvoll.


    Wir besprechen die Möglichkeiten nun auch noch mal mit der Tochter. Ich berichte hier dann gerne, wie die Entscheidung ausfällt und welche Erfahrung wir machen. :)

  • FIddler, inzwischen glaube ich ja, dass du bei Yita einfach Glück hattest. Vielleicht weiß man dort nun, dass man für das kleine Geld auch deutlich weniger Qualität unters Volk bringen kann. Meine Yita-Geigen, auch die M21, waren lediglich "ganz okay", bei der M21 (!) waren z.B. die Rillen für die Saiten am Untersattel schief und ungleichmäßig. Wenn ich mich an deine Bilder erinnere, dann waren auch meine aus 2020/2021 einfach kein Vergleich damit. Meine Sachsen sind um Längen besser, und die Geige von Roth ist nochmal was ganz Anderes.


    Ja, das kann schon sein. Wobei die Bilder bei ebay immer noch ganz gut aussehen. Vielleicht ist deine Geige

    auch ein Ausrutscher nach unten. Was auch nicht passieren darf, immerhin kommt der Name des Werkstattleiters

    aufs Etikett. LiuXi oder in meinem Fall Mazhibin. Hier nochmal meine, ist auch schon wieder 5 Jahre her ...
    https://www.artemedia.de/Geigen/Mazhibin%202016/index.html#

  • Die Geigen sind bei Yita auch gut in Szene gesetzt auch meine Geige sah im Angebot auch sehr ansprechend aus. Sonst hätte ich ja nicht darauf geboten. Die Optik ist ja das einzige, was ich vor dem Kauf beurteilen kann. Als ich die dann ausgepackt hatte, dachte ich erst, dass ist eine andere Geige, als die, auf die ich geboten hatte. Aber es war schon die richtige, nur halt ohne die beschönigenden Fotoperspektiven aus den Angebotsfotos.

  • Die Geigen sind bei Yita auch gut in Szene gesetzt auch meine Geige sah im Angebot auch sehr ansprechend aus. Sonst hätte ich ja nicht darauf geboten. Die Optik ist ja das einzige, was ich vor dem Kauf beurteilen kann. Als ich die dann ausgepackt hatte, dachte ich erst, dass ist eine andere Geige, als die, auf die ich geboten hatte. Aber es war schon die richtige, nur halt ohne die beschönigenden Fotoperspektiven aus den Angebotsfotos.

    Sind die Fotos nicht genau so, wie wir sie uns im Forum wünschen zur Beurteilung? Genau von vorne, unten,

    Seite usw. ... klar, Feinheiten und Lack-Qualität sieht man nicht. Das würde ich Yita nicht anlasten, dass sie etwas

    beschönigen.

    Ich hab die Rechnung gefunden, war doch erst 2017 ... 225,- inclusive Fracht, Kasten und Geigenbogen, den ich noch
    extra dazu gebucht habe. Den spiele ich übrigens lieber als meinen Carbonix Bogen. Ist also für sehr wenig Geld (hat

    die Hälfte des Carbonbogens gekostet) auch nicht gerade schlecht.

  • Ich bin von Gesche gefragt worden, ob ich nicht auch was hier zum Thema Yita sagen möchte. Das tue ich hiermit, auch wenn das meiste wohl nicht auf die ursprüngliche Frage zutrifft.

    Vorweg eine Bemerkung zu der Erfahrung von Fiddler, die mich für ihn natürlich sehr freut: Man sollte die Möglichkeit bedenken, dass solche Massenhersteller sich eventuell beim Markteinstieg ganz besondere Mühe geben, wenn es erst einmal darum geht, einen Namen aufzubauen und ein Marktsegment zu besetzen. Vielleicht hat man daher manchmal Glück mit "frühen Exemplaren". Sobald dieses etabliert ist, geht es dann aber vielleicht eher in die Massenproduktion, d.h. Stück für Stück werden immer mehr Arbeitsschritte nicht mehr vom Meister selbst gemacht, sondern von angelernten Hilfskräften. Dann macht jemand halt 200 Obersättel am Tag, und die sind eben nicht immer schön oder auch nur korrekt - auch wenn in der Beschreibung stehen mag, das Instrument sei von A bis Z vom Meister persönlich gebaut.

    Das soll aber nicht heißen, dass die Instrumente von Yita generell minderwertig wären. Von Yita sind insgesamt sechs Instrumente bei mir gelandet (4 Geigen und 2 Bratschen) bei mir gelandet, in einer Phase, in der ich es einfach wissen wollte, was aktuell dran ist an diesen Instrumenten, und alleine schon daran kann man vielleicht erkennen, dass keines davon schlecht ist. Alle sind für mich brauchbar.

    Und ebenso kann ich sagen, dass Yita immer ein fairer und angenehmer Verkäufer war. Ich habe sowohl das teuerste Angebot wahrgenommen (M21 Master Model zum Festpreis von USD 1300 inklusive einem sehr guten Bogen), dann eine weitere M21, die reklamiert wurde, daraufhin im Preis herabgesetzt und schließlich ebenfalls bei mir gelandet ist. Dann eine T21, die ich für ca. EUR 450 ersteigert habe, die aber zertrümmert bei mir ankam und anstandslos gegen eine weitere M21 ersetzt wurde, und eine M20+ für EUR 230. Man kann also sagen, von EUR 230 bis EUR 1100 ist alles dabei.
    Ungefähr in dieser Reihenfolge ist allerdings auch die Qualität, auch wenn nominell drei Geigen davon ja gleichwertig sein sollten (alles Modell M21). Merke aber: In der Geigenwelt kostet "ein bisschen besser" als Faustregel meist gleich doppelt so viel. Die Geigen für 500 sind also tatsächlich ein bisschen besser als die eine für 250, und die für 1100 ist ein bisschen besser als die beiden für 500.

    Bei der Qualitätsstufe 21 (M21, T21 ...) sind sind übrigens Decke und Boden noch einmal individuell nachgearbeitet (das nennt sich dort "double forming technology"), was bei den anderen Baureihen nicht der Fall ist, möglicherweise mit Ausnahme von einigen M20+-Angeboten. Jedenfalls werden die Geigen, die teurer verkauft werden, immer leichter. Irgendwie logisch: Es steckt mehr individuelle Arbeit drin.

    Die Klassifikation in 19, 20, 21 etc. ist also nicht alleine ausschlaggebend, sondern man kann die unterschiedliche Qualität auch daran erkennen, ob ein Instrument zu einem indiviuellen hohen Festpreis verkauft oder in eine Versteigerung gegeben wird. Fast immer hat man gleichzeitig zwei Instrumente bei eBay zur Verfügung, eins zum Festpreis und eins in der Versteigerung. Generell kann man erwarten, dass das Angebot zum Festpreis individuell besser gelungen ist als das, das versteigert wird. Dieses haben meistens irgendwo eine kleine Macke, einen kleinen Ast im Boden, eine Unebenheit, einen dickeren oder/und rauheren Hals etc.. Das muss vielleicht nicht immer so sein, aber bei meinen Instrumenten ist es so. Ich schließe daraus, dass irgendwo bei Yita in der Endkontrolle jemand beschäftigt sein muss, der oder die ganz genau einschätzen kann, wie gut ein individuelles Instrument gelungen ist.

    Bei den Instrumenten, die ich direkt gekauft habe, habe ich übrigens immer ein "Bridge-Upgrade" mitbestellt, den "Despieau-Steg". Ich habe auch darum gebeten, diesen etwas höher und runder zu machen als normal, da diese Stege auf dem Weg nach Europa offenbar leicht schrumpfen. Bei der Gelegenheit: Der Steg wird grundsätzlich umgelegt geliefert und die Stimme ist für den Transport umgeworfen. Alleine das ist für Laien eine unüberwindbare Hürde, weswegen sie auf jeden Fall zum Geigenbauer damit müssen.

    Zur Gesamteinordnung aus meiner Sicht: Die Angebote sind schon fair bis sehr fair. Manchmal hat man Glück mit einem Schnäppchen (so habe ich mal einen super Barockbogen aus Schlangenholz für sehr kleines Geld passend mitersteigern können), öfters aber auch ist nicht alles optimal. Oft ist der Hals recht dick, auch nicht immer gut geglättet, solche Sachen. Meistens zeigt es sich auch an der Lackierung. Die "billigeren" Instrumente haben in der Regel eine etwas aufdringliche "Dekoration", an der man die Handschrift der Gehilfen erkennt. Die Wirbel passen meistens gut; das ist in Ordnung.

    Bögen von Yita: So und so. Einen fantastischen Cellobogen aus Schlangenholz für USD 300 zum Festpreis gekauft. Daraufhin einen genau gleich aussehenden Geigenbogen aus Schlangenholz für USD 100 ersteigert ... lange nicht so gut. Etliche Bögen immer mal mitbestellt: Einige in ordentlicher Schülerqualität, einige verzogen. Der Cellobogen ist von allen der beste

    Zurück zu den Geigen: Generell ist die Optik dieser Instrumente das Entscheidende: Sie sind so hergestellt, dass sie eine sehr hohe Wertanmutung haben, besonders für die Produktfotos. Auch ist oft die Holzauswahl ausgezeichnet. Damit jedoch der Klang entsprechend genau so qualitativ hochwertig wäre wie die Anmutung, müsste in jede Geige beim Bauen nochmal viel Zeit und Know-How hineingesteckt werden, was bei diesen Preisen jedoch nicht realisierbar ist.

    Klang:
    Aus dem oben gesagten sollte schon hervorgehen: Man darf hier für den Preis nicht das achte Weltwunder erwarten. Es handelt sich um faire Angebote, aber immer noch aus meiner Sicht um eine untere (EUR 250) mittlere (EUR 500) bis ordentliche (EUR 1100) Schülerqualität, auch wenn dort die Marketingstrategen "powerful tone, suitable for soloist" etc. hingeschrieben haben. Davon sind diese Instrumente ehrlichweise ganz ehrlich weit entfernt; das darf man einfach nicht erwarten. Ein Solist wird vor einem Orchester oder auch nur vor einem unsensiblen Klavierbegleiter mit diesen Instrumenten untergehen. Im Vergleich zu Instrumenten etwas höherer Preislage klingen sie tendenziell etwas "schachtelig". Ich habe auch etliche Instrumente aus Taiwan (Lien/mezzoforte), die klingen für mich schon deutlich mehr nach Geige, und erst recht trifft das auf gute Instrumente aus Rumänien zu. Zum Beispiel habe ich eine Geige von Simon Joseph, und die spielt schon gleich in einer anderen Liga.

    Dessenungeachtet kann man auch auf einer "Schachtel" gut Geige spielen lernen, und vielleicht ist diese für empfindliche Kinderohren ja sogar besser geeignet. Mir persönlich wäre nur der Hals bei den "günstigeren" Geigen für Kinderhände zu dick (Hals dünn schleifen kostet Zeit, also Geld), wobei das allerdings auch Geschmackssache sein könnte.

    Erst recht besser (also zwei bis drei Klassen besser) und nicht unbedingt immer viel teurer können dann ältere Instrumente (z.B. aus Sachsen/Böhmen) sein, selbst wenn sie schamlos gefälschte Zettel haben. Das ist ja die Kategorie, in der ich mich persönlich viel lieber bewege. Das Problem ist nur, da kann man großes Glück und großes Pech haben, und wie wohl jeder hier weiß, ist die Lernkurve nicht billig. Wenn man aber den Luxus hat, zu suchen und zu sortieren, kann man Instrumente finden, die in Bezug auf Ansprache und Klangcharakter gleich mehrere Klassen reifer sind. Allerdings ist es wohl hoffnungslos, das als Anfänger auf diesem Gebiet ohne Hilfe versuchen zu wollen.

    Kleiner Ausflug noch zu Bratschen. Ich habe zwei Bratschen in "Double bass / Viola da Gamba"-Form (Liu Xi) für kleines Geld von Yita ersteigert. Die eine davon widerspricht meiner ganzen Theorie von oben: War supergünstig (200 USD, wahrscheinlich hat niemand mitgeboten, da die Farbe sehr dunkel ist) und ich liebe sie. So kann's kommen.

    Ich hoffe, dass dies zur Orientierung weiterhilft, wenn nicht, bitte nachfragen.