Die Qual der richtigen Geigenwahl ;-)

  • Guten Abend, liebe Geigen-Gemeinde,


    nach einer Weile stillen Mitlesens habe ich mich dazu entschlossen, mich anzumelden und - hoffentlich - eure Expertise zu meiner aktuellen Fragestellung zu erhalten.

    Meine 11-jährige Tochter spielt seit gut 3 Jahren Violine und ist soweit, auf eine ganze Geige zu wechseln. Bisher haben wir die Möglichkeit genutzt und über Arc Verona gebrauchte Kindergeigen geholt, die sie bisher genutzt hat. Mit der ersten 4/4 Geige stellt sich mir die Frage, ob das Vorgehen für eine erste "richtige" Geige noch das beste ist oder ob nicht eine neue Geige die beste Lösung wäre. Im Preissegment gebrauchter Geigen (ca. 400-600 Euro) von Arc Verona bewegen sich auch diverse neue Modelle, z.B. eine Student Violine für knapp 600 Euro. Daneben habe ich hier im Forum auch vom Violin Project gehört, wo zu ähnlichen Preisen z.B. ein Violin-Set Sonata für knapp 700 Euro erhältlich ist. Der Vorteil dieser beiden Läden wäre, dass sie in annehmbarer Entfernung zu uns liegen und die Geigen probegespielt werden können. Allerdings habe ich auch von positiven Stimmen zu Yita Geigen gelesen, die ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis haben sollen und inkl. allem drum und dran vermutlich im Bereich von ca. 400 Euro (mit Bogen usw.) landen.

    Wir haben auch einen Geigenbauer aufgesucht und hören uns Tipps vom Musiklehrer an, bisher konnte ich mich aber nicht zu einem Vorgehen festlegen.

    i. gebrauchte Geige von Arc Verona (mit Probespielen)

    ii. neue Geige von ebenda (mit Probespielen)

    iii. neue Geige vom Violin Project (auch mit Probespielen) oder

    iv. neue Geige aus Fernost / Yitamusic (und "nur" die Wahl anhand von Produktfotos und guten Kritiken)


    Kurzum: Ich bin mit der Vielzahl der Möglichkeiten etwas erschlagen und würde gerne einige Meinungen von euch hören, welches Vorgehen ihr mir unbedingt bzw. auf keinen Fall empfehlen könnt, was ihr für mögliche Tipps bei der Auswahl habt bzw. auf was allgemein noch zu achten wäre.


    Ich bin gespannt, was ihr dazu denkt... :)

  • Lieber Drummer,

    ich für mich würde sagen: Wo auch immer, Hauptsache mit Probespiel und am besten mit Geigenlehrer*in.

    Deiner Tochter soll den Klang der neuen Geige gefallen. Die Optik macht für sie bestimmt auch was aus aber beim Üben hilft sie wenig...

    Viel Vergnügen beim Probespielen!

  • Hallo, Yita habe ich vor einem Jahr recht gründlich ausprobiert, und ein Freund von mir noch gründlicher. Vielleicht mag er noch was dazu sagen, aber mein Fazit aus der Sache war, dass sie auf "Fernhandel via Fotos" optimiert sind mittlerweile, und man, um ohne großes Lotterieglück ein schönes Instrument zu finden, schon in den Masterbereich muss, und da sind sie dann nicht mehr sooo günstig.

    Und da ich inzwischen auch weiß, wie wichtig es ist, dass eine Geige einem bequem ist, und dass man einfach verliebt ist, würde ich unbedingt um Ausprobieren raten. Gebrauchte Instrumente aus den Kleinanzeigen im Umkreis von privat auszuprobieren, könnte noch eine Möglichkeit sein (Fachmann/-frau mitnehmen!)


    Liebe Grüße, Gesche (die sich bei der ersten eigenen Geige der Vernunftentscheidung von Gegenlehrerin und Eltern gebeugt hat und mit dieser Geige nie richtig warm geworden ist).

  • Ich würde auch immer ausprobieren. Das geht, wie schon gesagt, von privat im Umkreis und bei den erreichbaren Geigenhändlern und -bauern. Die beiden letzteren bieten meistens an, die Geige(n) zur Probe mitzunehmen, so dass auch der/die Geigenlehrer*in sein/ihr Urteil abgeben kann, denn vermutlich wird er/sie nicht zu allen Probespielen mitkommen können.

    Vielleicht fängt man erst mal in Shops und bei Geigenbauern an, nimmt einige Instrumente zur Probe mit, und wenn dann nicht die perfekte Geige dabei ist, schaut man sich privat um. Dann weiß man schon besser, worauf man achten muss.


    Für mich ist in erster Linie die Spielbarkeit wichtig, danach der Klang und zum Schluss das Aussehen. Wie @Gesche sagt, muss man idealerweise in sein Instrument verliebt sein, um mit Enthusiasmus ans tägliche Üben zu gehen.


    Kauft man eine Geige bei einem Händler oder Geigenbauer, hat man gegenüber dem Privatkauf den Vorteil, dass man eine Garantie hat und die Geige evtl. auch zurückgenommen wird, wenn man später dort ein höherwertiges Instrument kauft. Dafür zahlt man aber meistens mehr Geld als beim Kauf von privat. Ich würde auch die alten sächsichen/böhmischen Geigen ausprobieren. Sie können sehr gut sein. Ein Online-Händler, der Hörproben jeder Geige anbietet und die Instrumente mit Rückgaberecht versendet, ist Corilon. Hier könnte man zunächst nach Klang auswählen.


    Und einen guten, zur Geige passenden Bogen solltet Ihr auch nicht vergessen ;)

  • drummer Übrigens dürften die Geigen aller Läden, die Du genannt hast, aus Fernost sein.


    Ich persönlich mag lieber die alten Geigen mit Charakter, auch wenn sie früher ebenso Massenware waren wie die China- und rumänischen Geigen heute.

    Meine erste Geige hab ich mir für wenig Geld auf e*** Kleinanzeigen gekauft und für den dreifachen Preis beim Geigenbauer spielfertig einrichten lassen. Sie klingt sehr gut, da hatte ich Glück, aber irgendwie fällt mir bei dieser Geige die Intonation schwer, so dass ich nun eine andere (alte) Geige spiele.

    Deshalb ist es so wichtig, die Geigen auszuprobieren. Die schwingende Saitenlänge und der Abstand der Saiten zum Griffbrett, die Griffbrett- und Stegrundung müssen angenehm sein, die Saiten müssen zur Geige passen und ein gut zu handhabender Bogen muss dem Instrument auch schöne Klänge entlocken können.


    Es gibt hier wirklich viele Variablen, weshalb es gut ist, wenn man eine große Auswahl hat.

  • Vielleicht ist es besser zunächst eine Geige zu leihen um nicht in Zeitdruck Zu geraten. Danach könnt Ihr Geigen ausprobieren So viel Ihr wollt, bis die richtige Geige gefunden ist. Beim Privaten Kauf achtet darauf das sich die Folgekosten im Zaum halten. Also nach Möglichkeit Keine Beschädigungen. Der Steg sollte Fachgerecht aufgestellt Sein. Besorgt euch vorab einen soliden Bogen. Wenn man Privat kauft kann es schon mal sein das diese Jahrzehnte gelagert waren. Die Bogenhaare geben dann kein Ton von sich. Zum guten Schluss nehmt eine Waage mit. Eine Geige sollte eingerichtet ohne Kinnstütze um die 400gramm wiegen +-30gramm. Ist es viel mehr ist der eher leiser ist es viel weniger konnte die Decke zu dünn sein und Reissen. Eine weitere kleine HILFE ist die Vibration an der Zarge im Bereich des Halses. Ist Sie dort deutlich zu spüren ist die Chance Ein sehr gut klingendes Instrument Zu erwischen sehr groß.

  • Ich bin seit Jahren mit meiner Geige von Yitamusic glücklich und würde mir sofort wieder eine bestellen.

    Mit (alles in allem) 220 EUR war es ein Schnäppchen, die wäre mir auch 1000 EUR wert. Ich schaue seitdem

    immer wieder mal interessehalber auf ebay/Yitamusic, es sind immer ein paar schöne Geigen im Angebot.


    Aber mit 1000-2000 EUR in der Tasche findet man beim Geigenbauer eine größere Auswahl unterschiedlicher

    Klänge und vor allem: Man kann sie probespielen.

  • Geigen müssen nicht neu sein. Sofern keine gravierenden unreparierten Schäden vorliegen, würde ich persönlich ein Gebrauchtinstrument vorziehen. Es ist oft preisgünstiger, und das Gesparte kann man dann in sehr gute Saiten, eine Klangeinstellung beim Geigenbauer und einen passenden guten Bogen investieren. Da hat man am Ende mehr davon.


    Und ja, Probespielen wäre gut. Sowohl über Arc Verona als auch über Violin Project habe ich viel Gutes gehört, habe aber selber dort noch kein Instrument gekauft.

  • Ich habe eine Geige von Yita und auch eine von Violinproject. Die Yita war eine aus der T20+ Serie und hat mich inklusive Zoll usw 360 Euro gekostet. Wenn man nicht Hobbygeigenbauer ist, müsste man mit der Geige erstmal zum Geigenbauer. Der Steg war sehr flach und wäre damit für Profis geeignet. Die Saiten sind unbrauchbar und müssen auf jeden Fall ausgetauscht werden. Danach war die Ansprache sehr gut, aber der Klang ist max. mittelmäßig. Der Lack ist nicht gut gemacht und lässt sich auch nicht polieren. Ich weiß nicht, was die Chinesen da drauf gespritzt haben, aber es ist kein Öl- oder Spirituslack. Ich bin mit Yita durch.

    Die Guarneri-Kopie von Violinproject ist schon ein paar Klassen höher angesiedelt und kostete um 1500 Euro. Die war schon gut eingerichtet, hatte Dominant-Saiten drauf und war auf jeden Fall von einem Fachmann durchgesehen worden. Die Ansprache ist gut und der Klang schon ganz annehmbar. Aber trotzdem bin ich etwas enttäuscht von ihr, da ich beim Klang mehr erwartet hatte. Was ich aus diesen Ausflügen nach Fernost gelernt habe: Auch da bekommt man, für was man bezahlt.

    Ich bleibe doch lieber bei meinen alten Sachsen.

  • Ich habe eine Geige von Yita und auch eine von Violinproject. Die Yita war eine aus der T20+ Serie und hat mich inklusive Zoll usw 360 Euro gekostet. Wenn man nicht Hobbygeigenbauer ist, müsste man mit der Geige erstmal zum Geigenbauer. Der Steg war sehr flach und wäre damit für Profis geeignet. Die Saiten sind unbrauchbar und müssen auf jeden Fall ausgetauscht werden. Danach war die Ansprache sehr gut, aber der Klang ist max. mittelmäßig. Der Lack ist nicht gut gemacht und lässt sich auch nicht polieren. Ich weiß nicht, was die Chinesen da drauf gespritzt haben, aber es ist kein Öl- oder Spirituslack. Ich bin mit Yita durch.


    Hmmm ... Meine T20+ hat die Hälfte gekostet. Den Lack habe ich mit Viol etwas poliert. Der Steg, die Rillen am Sattel sind

    akkurat gemacht, passt genau und der Klang sehr voll und dabei weich. Die Saiten waren wirklich schlecht, das sehe ich nicht

    als Problem. Wenn man selbst nicht Saiten wechseln kann, ist Geigenkauf aus China sicherlich der falsche Weg.