Geigenrätsel 5

  • Der rote Lack sieht mir ziemlich dick aus. Und ich wundere mich über die schwarze Schicht an den inneren Windungen und unter dem Maul der Schnecke, und dass die Schnecken-Augen so einfarbig lackiert aussehen. Wie eine schlechte Imitation, oder dort wurden die blanken Stellen überlackiert. Dieses Mittelbraun passt jedenfalls nicht zu den übrigen Farben der Geige.

  • Danke schonmal für Eure Antworten! Hier einige Infos, nach denen Ihr gefragt habt:

    Zettel ist drin, sagt Italien Mitte 19. Jh., aber ich habe immer etwas Schwierigkeiten damit, Zettel ordentlich zu fotografieren. Muss aber dazu sagen, dass ich Zettel grundsätzlich nicht ernst nehme.

    Klang, um es mit einem Wort zu sagen: Diese Geige ist ein GESCHOSS. Wenn heute jemand zu mir kommen würde und sagte, ich muss morgen mein Konzertexamen mit Orchester spielen und mich durchsetzen, ich würde ihm wohl diese geben. Leichte Ansprache, und vor allem ... crunchy, und viel davon. Mir sogar fast zu laut für das tägliche Üben und vor allem im Vergleich zu den meisten meiner anderen Geigen, weshalb ich sie mit den Violino-Saiten ausgestattet habe und als "Konzertmeistergeige" einsetze. Für ein Konzert würde ich dann wieder z.B. Larsen verwenden.

    Ausgebuchst, aber nicht angeschäftet. Leider oder zum Glück, sonst könnte man doch in Versuchung kommen, auf eine edle Herkunft zu spekulieren :)

    Als ich die Geige bekommen habe, war sie noch nicht vom Händler "überarbeitet" worden. Ich war bei ihm wegen einer ganz anderen Geige und hatte gefragt "Haben Sie nicht noch irgendwo eine reine Klanggeige, Optik und Zettel egal?", und da hat er eine Weile gesucht und kam mit einigen Entschuldigungen mit dieser wieder. Sie hatte eine dicke, feste, graue Kolophoniumschicht unter den Saiten, die ich selbst nicht abgekriegt habe. Da musste mir der Geigenbauer helfen; unter dem Griffbrett ist die aber noch drauf. So eine Kolophoniumschicht "künstlich herzustellen" mag möglich sein, kommt mir aber mühselig vor. Meiner Meinung nach ist diese Geige mal viel im Orchester gelaufen, wäre sonst auch Verschwendung wegen des Klanges.

    Die abgenutzte Stelle an der rechten Schulter sah übrigens nicht attraktiv aus, eher ungepflegt.

    Die Decke ist fest, aber dünn. Das ist das Einzige, was mir bei der Geige etwas Sorgen machen könnte, muss mal beobachten, ob sie sich verändert.

    Die schwarze Farbe in den inneren Windungen der Schnecke - ja, gute Frage. Meiner Meinung nach ist irgendwann mal jemand mit einem schwarzen Pinsel an den Zargenrändern und am Wirbelkasten langgegangen. Aber nicht in letzter Zeit m.E.

  • Zusatz: Wenn ich mir die Fotos nochmal anschaue im direkten Vergleich mit der Geige, dann ist die Farbe tatsächlich etwas bräunlicher, weniger rot. Je nach Tageszeit, Licht und Monitor wahrscheinlich ...

  • Hmm ... vielleicht sind die Fotos diesmal nicht so gut geworden. Zwischen dieser hier und der Fiddle-Geige neulich liegen Welten.

    Mein Satz oben bezog sich darauf: Falls die Schnecke angeschäftet wäre, könnte man spekulieren, dass es tatsächlich eine italienische aus der Mitte des 19. Jahrunderts ist. So rein klanglich. Der Zettel sagt:

    "Johannes Franciscus Pressenda q. Raphael
    fecit Taurini anno Domini 1845 +"

    was jedoch wohl ausscheidet. Der Händler tippte auf eine "Berliner Geige". Ich selber denke, wahrscheinlich wieder Standard: Sachsen.

  • Das Rot dass ich ihn das erste Bild eingeschlichen hatte, war nur die Schamesröte vor dem ersten Bild. Jetzt ist die Geige plötzlich braun, oder hat sie plötzlich ein Zwilling?😃.

    Das mit dem Fotografieren ist echt eine schwierige Sache. Jetzt könnte ich mir auch eine böhmisch sächsische Geige vorstellen, diese Farbe gibt es. Oh ich suche gerne Pressenda Geigen raus. Ist leider nicht echt, bräuchte aber um ehrlich zu sein nicht zwingend ein ein Anschäfter. Dauert ein bisschen. Ist aber leider nicht echt😰