Restauration eines Familienerbstücks

  • Guten Abend Zusammen,


    Meine Gedanken kreisen um nichts anderes mehr als diese Geige. Zu Ihrer Geschichte: Sie gehört nicht mir. Noch gehört sie meiner Mama (Ich bin aber die einzige in der Familie die noch Geige spielt). Meine Mama hat sie von ihrem Opa und dieser hat sie von seinem Vater geerbt. Die Familie kommt aus Schwarzheide und Mamas Opa wurde 1901 geboren. Wir wissen noch, dass meine Oma immer richtig doll Ärger von ihrem Vater bekommen hat, wenn sie den Geigenkoffer fallen gelassen hat (ich finde das irgendwie ein witziges und auch leicht schmerzhaftes Detail..)


    So nun zu meinem Anliegen, ich würde die Geige gerne wieder spielbar machen - bzw. spielbar machen lassen und sie spielen. Ich finde sie einfach wunderschön. Klanglich kann ich nur so viel sagen, dass ich auf einer Saite leicht gestrichen habe und den Klang sehr schön fand - jetzt sind natürlich Saiten halter, Kinnbrett, etc. schon ab, denn ich war schon beim Geigenbauer.


    Ein Schild ist vorhanden - Antonius Stradivarius Cremonensis Faciebat 1725. Ich mache mir da natürlich nichts vor und gehe davon aus, dass es sich dabei um eine Nachahmung oder was auch immer handelt.. Darum geht es ja aber auch gar nicht ;)


    Weil mir das gute Stück aber doch durch seine Familiengeschichte sehr am Herzen liegt, hätte ich gerne einfach noch ein paar andere Meinung. Vielleicht kann jemand von euch raten woher sie kommt? Wie alt sie ist? Was sie wert sein könnte? Alles Sachen die mich einfach neugierig machen und bei denen ich gerne neben dem Geigenbauer bei dem ich war weiter Meinungen hören würde. :)


    Ganz liebe Grüße
    Ayleen

  • Wenn Du noch mal ein Bild bei Tageslicht machen würdest...


    Ich denke das ist ein sächsisch-böhmisches Instrument, gebaut so um 1900 +/- 20 Jahre. Die Hölzer sind- was man so sehen kann- sehr gut, so eine Geige war damals schon „was Besseres“.


    Werttechnisch sind die Preise in den letzten Jahren gefallen. Aber die Geige ist ja nicht schlechter geworden, und es ist immer schön, wenn die Instrumente in der Familie bleiben. Mach sie wieder flott, es ist eine wirklich hübsche Geige!

  • Ach ja, Thema „Stradivari“. Der Zettel ist eher als Modellhinweis zu verstehen, also die Geige wurde in etwa nach den Abmessungen gebaut, die Stradivari verwendete. Als „Kopie“ im eigentlichen Sinne war sie nicht gedacht.

  • Was hat denn der Geigenbauer zum Aufwand zum Spielfertigmachen gesagt?
    Was auf den Fotos zu erkennen ist, scheinen ja keine größeren Reparaturen erforderlich zu sein. Selbst die Wirbel sehen gut aus (stehen kaum aus dem Kasten vor). Die Wirbel müssten schon mal neu eingepasst worden sein. Die Zarge müsste auf offene Stellen abgesucht werden. Wahrscheinlich müssen nur Steg, Saiten neu und der Stimmstock kontrolliert werden. Die Decke würde ich vorsichtig mit für Geigenlack geeigneter Politur (z.b. von Hammerle) aufhübschen.
    Die Einschätzung zur Herkunft, Alter und Qualität von Braaatsch teile ich.

  • Der Geigenrücken und der Wirbelkasten mit der Schnecke ist echt toll gefertigt. Sicher ein Meister auf seinem Gebiet auch wenn es kein berühmter war. Die Decke mit den Holzwurm artigen Löchern macht da schon mehr Sorgen.
    Das könnte das teure sein.

  • Ich sehe da keine Holzwurmlöcher. Ein bisschen übertriebene Antikisierung und ein paar echte kleine Dellen durch Gebrauch, aber nix Ernstes.


    Ich hab solche Dellen bei meinen alten Instrumenten auch- mal ungeschickt irgendwo angeschlagen und dann über Jahre verdreckt... ist so, gehört dazu...

  • Danke euch allen für die schnellen Antworten.
    Bin erst am Sonntag oder Montag wieder zuhause, um ein Bild bei Tageslicht machen zu können, mache ich dann aber nochmal.


    Laut Geigenbauer sind es nur kleine Arbeiten. Neuer Steg, Saiten, Stimmstock und Saitenhalter plus Feinstimmer. Er meinte es gäbe eine kleine offene Stelle an der Zarge die er Leimen würde. Die Geige säubern und polieren und an zwei Stellen würde er ein bisschen Lack auftragen (da weiß ich auch nicht, ob das so üblich ist?). Was er wohl auch gesagt hat, ist dass er die Wirbel einpassen würde, auch da weiß ich nicht ob das unbedingt nötig ist. Als Laie würde ich jetzt erstmal nein sagen. Sonst hat er noch gesagt, dass er einen schmalen Keil aus Ebenholz unter das Griffbrett setzen würde, da es ein wenig zur E Saite geneigt ist. Auch den zugehörigen Bogen fand er sehr schön und hat gesagt es würde sich lohnen den neu zu beziehen und mit meinem derzeitigen Bogen bin ich eh nicht zufrieden.
    An sich ist auch er der Meinung, dass es sich definitiv lohnt die Arbeiten zu machen. Bogen und alles aufgezählte wären bei ihm um die 700 Euro.


    Holzwurmlöcher gibt es keine, das war auch meine erste Sorge, aber habe jemanden gefragt, der mit Holz arbeitet.

  • Das mit dem Griffbrett sehe ich als nicht essentiell an. Die Wirbel müssen aber funktionieren, da hat er recht. Es ist völlig normal, dass diese ab und zu mal neu eingepasst/angepasst werden müssen.


    Saitenhalter: Überleg Dir, ob du Feinstimmer haben willst. Wenn die Wirbel gut laufen, brauchst du nur auf der E-Saite einen Feinstimmer. Eine gute Alternative sind Feinstimmwirbel, gibt es auch mit Holzkopf.