Ich habe bei der Geige ein bißchen das Gefühl, als hätte sie plötzlich schnell fertig werden müssen. Der Boden ist auch innen sorgfältig ausgearbeitet, die Decke hingegen nur außen. Vielleicht gab es auch zufällig ein langes Stück Ahorn, das als Hals ohne Oberklotz eingebaut werden konnte. Ich glaube, die Leute waren damals pragmatisch und haben auch unkonventionelle Wege eingeschlagen. Oder einfach irgendwas ausprobiert. Der Hals ist am Zäpfchen ja auch auffallend schmal. Ich hoffe, das wird dauerhaft halten.
Oder jemand hat die Geige eines geigenbauenden Verwandten fertig gebaut und war mit der Decke einfach nicht so sorgfältig. Hauptsache, sie sieht von außen gut aus.
Da kann man sich wilde Geschichten überlegen, das ist auch das Schöne an solchen alten Instrumenten. Ich hab eine kleine Bratsche, bei der jemand im Nachhinein die Decke neu gemacht und alles dunkelbraun überlackiert hat. Ich hab den Lack entfernt und die Decke passend zum Rest lackiert. Sie ist zwar nicht so hübsch gekehlt wie der Boden, aber aus Haselfichte. Und die Bratsche klingt wunderbar...