Eine neue Patientin - wirklich alt?

  • Hm, vielleicht sollte ich mir erst mal einen Barocksteg besorgen und schauen, ob man ihn so niedrig machen kann, dass es ohne Griffbrett-Keil passt. Aber ich möchte eigentlich nicht die Geige mit (zu) niedrigem Steg fertig einrichten (lassen), um dann nach einem halben Jahr festzustellen, dass das Griffbrett auf der Decke aufliegt, so dass alles neu gemacht werden muss.


    Bei meiner Übungsgeige hatte sich innerhalb eines Jahres der Halswinkel durch den Saitenzug merklich verringert, so dass der Steg niedriger gemacht werden musste. Und bei dieser Geige hier musste ich den inneren Halsfuß ja vergrößern. Ich weiß nicht, wie stabil das Ganze ist und wie stark der dünne Hals sich verziehen wird.


    Die Geige soll weiche Saiten bekommen, damit der Druck auf die Decke nicht so groß ist.

  • Das passt doch dann ganz gut zusammen so. Weichere Saiten und niedrigerer Steg. Anpassen
    kann man den sicher, da habe ich einen extremeren Fall einer Geige (aus ca. 1790) hier.


    Und nach deiner Reparatur wird sich der Hals sicher nicht mehr setzen, der ist ja jetzt stabiler
    als er je war.

  • Na ja, meine Übegeige war vermutlich lange ohne Saiten, bevor ich sie bekommen habe. Eigentlich bemerkte der Geigenbauer die verringerte Halsneigung, als sie zum Leimen eines Risses bei ihm war und ich erwähnte, dass sie sich irgendwie hakelig spielt.

  • ...und noch blöder wäre es, wenn Du jetzt einen Riesenzinnober mit Keil etc. machst, und danach feststellst, dass alles wieder runtermuss.


    Ein altes Instrument ist ein altes Instrument, und es wurde SO gebaut und nicht anders. Du kannst es natürlich auf moderne Abmessungen trimmen, aber dann kann(!) es sein, dass es eben nicht mehr so funktioniert wie geplant.


    Eigentlich sollte sich ein Halswinkel nicht wesentlich durch den Saitenzug verändern. Wenn Du aber Angst davor hast, verstehe ich die „Keilidee“ noch weniger. Wenn Du einen Keil unterlegst, vergrösserst Du den Hebel auf den Hals ja noch.

  • Und wenn deine andere Geige zum Leimen war, war vielleicht die Leimverbindung auch am Hals nicht mehr ganz stabil.


    Ein normal geleimter Hals, der aus Hartholz und nicht zu dünn ist, arbeitet normalerweise nicht so stark, dass man im Zentimeterbereich rechnen muss.

  • Die Verleimung Hals zu Korpus bei meiner Übungsgeige war und ist intakt. Sie war wegen eines F-Klappen-Risses beim Geigenbauer. Vielleicht lag die Verringerung des Halswinkels auch nicht im Zentimeter-Bereich, ich habe den größeren Saitenabstand zum Griffbrett aber beim Spielen bemerkt. Und der Geigenbauer meinte, man weiß bei alten Geigen, die wieder eingerichtet werden, vorher nie, wie stark das Instrument "unter Last" noch arbeiten und sich verziehen wird.
    Jetzt, mit niedrigerem Steg, spielt sie sich auf jeden Fall besser. Und klingt immer noch sehr gut.


    Ein Keil vergrößert den Hebel, richtig. Aber ohne zu brechen kann der Hals sich ja nicht beliebig senken. Ich will einfach den Abstand vom Griffbrett zur Decke ein wenig vergrößern, damit das Griffbrett nicht gleich auf der Decke aufliegt, falls der Hals sich verziehen sollte. Es kommt mir nicht darauf an, die Geige auf moderne Maße zu trimmen.

  • So, der Halskeil ist fertig und samt Griffbrett aufgeleimt. an seiner höchsten Stelle misst er 3 mm. Das Griffbrett ist jetzt an seinem höchsten Punkt knapp 1,9 cm über der Decke. Den Steg hab ich schon mal provisorisch zugeschnitten. Seine endgültige Höhe bekommt er dann, wenn die Wirbelkasenrisse geleimt und die Wirbel angepasst sind, damit ich die Saiten aufspannen kann.


    Gab es eigentlich früher ein bevorzugtes Material für das Setup von Geigen? Hatten die Geigenbauer damals Buchs, oder wurde alles aus Ahorn oder - wenn verfügbar - Ebenholz gemacht?

  • Baroque chin rest, dass ich nicht lache :D


    Ich will schon das alte Griffbrett drauf lassen. Auch wenn es auf dem Foto etwas wellig aussieht, das muss ich nochmal prüfen, wenn die Saiten drauf sind.


    Mir ging es eher um Wirbel und Saitenhalter. Ich hab bisher nur ein Angebot für Feinstimmwirbel mit Ebenholzkopf vorliegen. Das ist vom Preis her gerade an der Schmerzgrenze. Wenn ich kein Angebot für Feinstimmwirbel mit Buchsbaumkopf bekomme, wird es wohl ein Ebenholz-Setup werden...