Geigenzettel *Emil Meisner

  • Liebe Forengemeinde,


    ich habe schon seit einiger Zeit heimlich im Forum mitgelesen und auch eigene Recherchen angestellt. Jetzt komme ich nicht mehr weiter und erstelle dieses Thema. Seit Oktober lerne ich mit meinen beiden Kindern zusammen Geige. Unsere Instrumente sind gemietet - beim örtlichen Geigenbauer.


    Nun hat meine Mutter mir ihre eigene Geige aus ihrer Kindheit anvertraut. Sie ist seit 45 Jahren - oder länger - in Familienbesitz. Meine Mutter hat sie rund 10 Jahre gespielt. Sie hat keine Defekte und ist spielbar. Mit der Taschenlampe durchs f geleuchtet ergab:


    Ein nahezu verwitterter Zettel mit der altdeutschen Inschrift


    Emil
    Meisner



    Sonst nix.


    Hat jemand von Emil Meisner gehört? Ich habe ein paar Nächte gegoogelt und nichts über ihn herausgefunden. Bei Interesse zeige ich gerne Fotos.


    Ich möchte die Geige neu besaiten und einstellen lassen (bisher hat meine Mutter das immer selbst gemacht). Den Ratschlag den örtlichen Geigenbauer um eine fachliche Einschätzung zu bitten komme ich gerne nach. Trotzdem möchte ich lieber selbst recherchieren. Es ist das einzige gute Erbstück was ich noch von meiner Oma habe und der Geigenbauer ist eben ein Handwerker und kann mit solchen Gefühlen nicht besonders gut umgehen. Außerdem würde ich ja auch die von ihm gemietete Geige bei Bedarf zurückgeben wenn ich in Zukunft auf dem Erbstück spiele, ich weiß also nicht ob er nicht doch befangen ist (oder gar auf Neukauf spekuliert). Das sind so meine Gründe - neben der Neugierde - selbst etwas herauszufinden.

  • Bitte stelle mal Fotos ein! Es war früher durchaus üblich, dass nicht (nur) der Geigenbauer, sondern gelegentlich auch Besitzer Zettel im Instrument anbringen liessen, letztere als Eigentumskennzeichnung. Es muss also keinesfalls das Signum eines Geigenbauers sein, sondern kann ein Besitzerzettel sein.


    Die meisten Geigenbauer, die ich kenne, sind eher Künstler und Restauratoren als „Handwerker“, und wissen sehr wohl, dass Musiker ihre Instrumente sehr, sehr lieben können. Ein Instrument ist ja genausowenig nur ein (Klang-)Werkzeug, wie ein Geigenbauer „Handwerker“ ist. Es ist ja die „Stimme“ des Musikers, oft über Jahre hinweg gesucht und aus vielen Instrumenten ausgewählt....und das wissen die meisten Geigenbauer, und können mit starken emotionalen Bindungen sehr wohl umgehen. Es gibt natürlich schwarze Schafe, wie überall.


    Der Unterschied Geigenbauer- Zimmermann ist für mich immer ähnlich wie Hirnchirurg- Metzgermeister. Beide können in ihrem Beruf brillant sein, beide „schneiden Fleisch“ bzw. Holz, aber sie sind nicht vergleichbar...


    Wenn Du dennoch Bedenken hast, dann schreib mal, in welcher Gegend Du wohnst- vielleicht hat dann jemand hier einen guten Tip bezüglich eines besonders vertrauenswürdigen Geigenbauers, oder eine „Warnung“. ;)

  • Zitat

    Es war früher durchaus üblich, dass nicht (nur) der Geigenbauer, sondern gelegentlich auch Besitzer Zettel im Instrument anbringen liessen, letztere als Eigentumskennzeichnung. Es muss also keinesfalls das Signum eines Geigenbauers sein, sondern kann ein Besitzerzettel sein.


    Das ist ja spannend, vielen Dank!



    Ja ich zeige die Geige dem Geigenbauer, er soll sie ja auch neu einstellen. Dennoch möchte ich auch selbst tätig werden. Ich mag es generell nicht "unvorbereitet" irgendwo aufzuschlagen. Ich wohne in Berlin und da gibt es wahrlich viele Geigenbauer. Für mich v.a. eine Sache der Machbarkeit neben Berufstätigkeit und zwei kleinen Kindern, es muss für mich nah dran sein und allein fussläufig haben wir gleich 3 Werkstätten.


    Vielen Dank für Deine Nachricht! Fotos stelle ich heute Abend ein.

  • Bevor Du selber tätig wirst, beschäftige Dich ruhig mal mit „Geigenanatomie“ und Geigenbau. Man kann als Laie oder Neuling da eine Menge kaputtmachen- und wenn für Reparaturen dann die Geige geöffnet werden muss, wird es sehr teuer. Abgesehen davon, dass z. B. Stimmrisse schnell ein wirtschaftlicher Totalschaden sind, und meist auch bei guter Reparatur klangliche Folgen haben.


    Kurz: Dem Geigenbauer nicht zu vertrauen kann ich sehr gut nachvollziehen, im Gegenzug aber als Neuling dran herumbasteln zu wollen finde ich dann zumindest fragwürdig ;)


    Im Raum Berlin kenne ich nur Bernhard Wölz in Potsdam. Aber ich wohne dort ja nicht, insofern hat das nix zu sagen.

  • Ich fummle nicht selbst an Geigen herum :whistling: das würde ich niemals wagen. Ich wechsle nicht mal eine Saite.


    Ich möchte bei der Recherche woher die Geige stammt, selbst tätig werden. Ansonsten wird da nix gefummelt. Die Geige meiner Mutter hat keinerlei Macken Risse u.ä. sie ist auch spielbar. Ich bin gerade noch an der Arbeit aber heute Abend zeige ich Bilder <3

  • Den Steg richtig stellen/korrigieren und neue Saiten aufziehen sollte jeder Geiger können und selber machen.
    Aber das ist natürlich auch nur meine persönliche Meinung und Ausnahmen sind erlaubt. :)

  • Ja, Fiddler, da gebe ich Dir Recht. Aber ich schrieb auch nicht vom erfahrenen Geiger, sondern von „Neuling“: Jemandem, der erst seit Oktober (also höchstens seit 2 Monaten) geigt, würde ich davon abraten, wenn es sich -wie in diesem Fall- um ein geliebtes Instrument handelt und nicht um die Amazon-79,90-Fiedel.


    Und den Satz „...der Geigenbauer macht xyz. Aber ich möchte auch selbst tätig werden“ habe ich dann wohl falsch interpretiert... ;)

  • Aber ich habe doch geschrieben "ich möchte selber recherchieren".


    Gelernt habe ich Klavier, aber ich käme nicht auf die Idee mein Klavier selbst zu stimmen.


    Warum sollte man Saiten aufziehen müssen? Wenn ich mir das irgendwann zutraue, ja ok. Ansonsten ist dazu die Werkstatt da. Allein neue Saiten zu kaufen würde mich schon überfordern. Und meine spärliche Freizeit verbringe ich eben lieber mit Üben