Ich habe eine echte Stradvari....

  • Nein, ist sie nicht. Ich habe die auch schon gesehen, und sogar den Verkäufer gewarnt.... Wenn er nämlich die Geige als eine echte Stradivari anbietet, muss er hinterher eine echte Stradivari liefern. Sprich, der Käufer kann ihn auf Betrug verklagen, und Schadensersatz für eine echte Stradivari verlangen. Das kann -falls der Verkäufer den Prozess verliert- für ihn sehr teuer werden. Zumindest müsste er im Falle eines Verkaufs die Geige zurücknehmen und die Prozesskosten bezahlen. Auch ne Menge Ärger, den man sich ersparen kann.


    Echte Meistergeigen dieses Kalibers (Stradivari, Stainer, Amati,...) sind "registriert", in "festen Händen", und kommen kaum auf den Markt.


    Das ist vergleichbar mit einem echten Originalgemälde von Rubens oder Tizian oder Da Vinci: Die sind auch alle registriert, verzeichnet und hängen in irgendwelchen Museen. Manchmal werden sie versteigert, für einen Haufen Geld... aber sie landen garantiert NICHT bei Ebay.


    Keine Angst: Der Geigenverkäufer auf Ebay weiss ganz genau, dass die nicht echt ist. Sonst würde er die über einen Geigenhämdler/Gutachter in einer spezialisierten, internationalen Geigenauktion anbieten -genauso wie ein teures echtes Gemälde bei einer richtigen Kunstauktion landet und nicht bei Ebay.


    Aber es gibt eben immer wieder Leute, die sich nicht auskennen und -Gier frisst Hirn- dann doch solche Beträge bezahlen, oder voller Stolz "nur 10 %, weil sie den Verkäufer ja so gut über den Tisch verhandelt haben...". Bei der Ebay -Geige hätte der Verkäufer selbst mit einem 100stel des geforderten Betrages das geschäft seines Lebens gemacht, und bei einem 1000stel wäre die Geige immer noch überbezahlt. Das ist eine sächsische Manufakturgeige um 1900, Wert etwa 500-1500 Euro, je nach Klang.




  • Oh,okay, vielen dank für die ausführliche Antwort.
    Interessant

  • Interessant. Und riskant, ein Produkt für 1.700.000 EUR bei ebay einzustellen.


    Denn laut Vertrag mit ebay muss der Verkäufer bei einem Verkauf 17.000 EUR an ebay zahlen,
    selbst dann, wenn er die Geige anderweitig, nicht über ebay, verkauft.


    Kann also teuer werden.

  • Er darf sie nicht ausserhalb der Ebay-Auktion verkaufen. Das Problem ist, dass Ebay Schlupflöcher bietet. Er kann natürlich verkaufen, indem er sie bei Ebay aus der Auktion nimmt und dies z.B. mit Verlust oder Beschädigung begründet. Das geht nur, solange keiner geboten hat, ist also be einem Sofortkauf relativ risikoarm. Ebay müsste ihm nachweisen, dass die Geige nicht verlorengegangen bzw. beschädigt ist, und das wird schwierig. Die machen ja keine Hausdurchsuchung... ;)


    Aber wenn kan sich die augenblicks anderen Angebote von ihm ansieht, kann man sich seinen Teil denken.


    Für Dich, der Elegante135, noch mal ganz klar der Hinweis: Vergiss das, was auf den Geigenzetteln steht. Und vergiss das, was irgendwelche spinnerten Verkäufer da erzählen. Wenn Du Dich für Geigen interessiert, dann lies dich durchs Forum. Lern selber einzuschätzen, was eine gute Geige ist, das ist nicht unbedingt die, die den "schicken schqrzen Lack" oder den verrücktesten Geigenzettel hat, und erst recht nicht die, die vom fantasievollsten Verkäufer angeboten wird.


    Um Geigenzettel und Gutachten zu basteln, genügt heutzutage ein guter Drucker, eine Punzette und ein bisschen Geduld. Mit Schleifpapier angerauht und mit schwarzem Tee gefärbt bekommt man auch den "Antiklook" aufs neue Papier.


    Denk immer daran: Jeder Depp kann drei Striche aufs Papier malen, und "Picasso" drunterschreiben. Das Gekritzel wird dadurch aber nicht wertvoller. Bei Geigen ist das genauso: Was da an Zetteln reingeklebt wird, oder an "Papieren" mitgeliefert wird, ist oft Blödsinn. Natürlich gibt es auch viele echte Wertgutachten, aber die sind dann von Geigenbauern ausgetellt, und ein seriöser Verkäufer wird Dir immer die Möglichkeit einräumen, das Gutachten zu überprüfen, eine Zweit,Meinung einzuholen oder mit Dir zusammen zum Geigenbauer zu gehen. Zumindest bei Geigen einer bestimmten Preisklasse, bei 50Euro-Fiedeln lohnt der Aufwand nicht.

  • Wir hatten mal vor 9 Jahren schon so eine Diskussion. Da gab es einen Ebayer aus Alabama, der behauptete im vollen Ernst, er habe in einer Ruine eines Western Saloons in Texas zwei seit dem WK2 verschollene Guarneri Geigen gefunden. Er könne das anhand des mikroskopischen Frassbildes der Pilze auf dem Holz beweisen!
    Er wollte die für eine Lapalie von 20 Mio. Bucks auf Ebay verscherbeln.
    Das war bis dato das extremste, was ich je auf Ebay las.
    dreht der Geigen-Kaiser aus Alabama jetzt durch?

  • Also ich weiss nicht wie die Rechtslage ist, aber ich weiß dass mal bei Ebay eine als echt deklarierte Rolex verkauft wurde,welche sich im Nachhinein als nicht original erwiesen hat. Der Verkäufer durfte dem Käufer eine echte originale Rolex nachliefern laut Gerichtsurteil. , Könnte teuer werden....

  • Bella Vita, genau so wie Du es beschreibst ist die Rechtslage. Wenn eine Lieferung nicht möglich ist, hat der Verkäufer dem Käufer Schadensersatz zu zahlen, und zwar durchaus bis zur Höhe des @entgangenen Schnäppchens“.


    Viele dieser dreisten Verkäufer wissen das nicht.


    Nur wer hat 1.7 Mio übrig um zu Zocken? Der Streitwert bei einem Prozess und somit die Prozesskosten sind immens, und der Verkäufer kann sich per Privatinsolvenz aus der Affaire ziehen. Man verliert also nur dabei...