Geige Wertanalyse 1800

  • Der grosse Unterschied liegt darin, dass der Händler eine Garantie gibt, mit seinem Ruf und Namen bürgt. Der seriöse Händler nimmt zweifelhafte Instrumente gar nicht an oder in Kommission.


    Dies sind alles Tatsachen, die manche schlicht verdrängen oder runter spielen.


    wenn man jedoch den Online Handel ansieht, dann ist es klar, dass Private 50% oder mehr zurück gehen mit dem Preis, wenn sie was ernsthaft verkaufen wollen.


    Als seriöses Auktionshaus für Streicherinstrumenten sehe ich persönlich nur Tarisio. Die haben wohl auch die besten Experten und nehmen nur Top Instrumente.


    Es gibt dann jeweils auch den Verkauf von Instrumenten ohne Zertifikate. Da sind die Preise jedoch auch von wenigen 100 Dollar bis wenige Tausend Dollars oder Pfund.


    Alles wiederum meine persönliche Ansicht oder Erfahrung oder aus Gesprächen mit Experten.

  • "Bisher konnte mir mein Lehrer (der auch vom Klang überzeugt ist für den Preis, ursprünglich lag der Preis bei 6000€, er denkt im normalen Markt würde die Geige für weit mehr angeboten werden) nur diese Geige privat von einem Freund vermitteln."


    ... Honi soit qui mal y pense ...


    5.000€ privat für ein stark (!) restauriertes/repariertes Instrument ohne Gutachten/Provenienz geht aus meiner Sicht nicht, so gut kann sie objektiv betrachtet gar nicht klingen. Der Faktor "privat" kostet wie oben beschrieben schon 50%. Die Reperaturen auch nochmal gut ein Faktor zwei (allein ein Stimmriss wird mit ~30% bewertet, einen Bodenstimmriss mit ~50%). Heißt also eine namenlose wahrscheinlich böhmische Geigenbauer in ordentlichem Zustand beim Geigenbauer kostet 20.000€?


    Nach was suchst du primär? Ein bestimmter Klang? Etwas Altes? Beides?


    Zu den Auktionshäusern: Ich finde Ingles und Hayday recht gleichwertig zu Tarisio was Qualität und Vollständigkeit der Informationen angeht, dort kommt man sogar mit Deutsch ziemlich weit falls es jemand muss :D, auch wenn mir Matt Huber von Tarisio recht sympatisch ist. Bei Bromptons war ich nach einem Besuch bedient. Zwar kann es dort für echte Experten sogar interessanter sein, aber die Instrumente waren schlechter spielfertig gemacht. Vielleicht war das aber auch einmalig. Am ehesten ein "Schnäppchen" bekommt man noch in Vichy, weil weniger transparent/besucht.


    Ich war jetzt aber eine ganze Weile nicht mehr bei Auktionen, die richtig guten Sachen gehen in die Private Sales. Die Auktionsware hat entweder einen Haken oder der Verkäufer hat es ultraeilig. Es kann natürlich auch mal jemand dabei sein, der es einfach nicht wusste, dass es auf anderem Wege für gute Instrumente mehr geben kann, das wird aber mit steigenden Preisen unwahrscheinlicher.

  • Hi, Geige liegt gerade beim Geigenbaumeister. Ich werde demnächst mal berichten.
    Primär suche ich nach etwas solidem älterem, dass eben "gut klingt", weil ich der Meinung bin, dass diese Instrumente einen nicht so "hochen" Wertverlust wie neue Geigen haben.

  • Wie erwartet, hat mir der Geigenbauer das Gleiche erzählt wie ihr auch. Zu viele Reperaturen (die aber solide gemacht währen), kein originaler Schaft, zu dicker neuer Lack, etc... Die Geige datiert er auf ca. 1780.
    Zum ausprobieren mitgegeben hat er mir eine Geige von Michael Weber von 1835, Preis 3800€. Diese hat eine neue Decke, die aber auch schon etwas älter ist, ansonsten in sehr gutem Zustand (ohne Risse, Schaft original, fast keine Macken, etc..). Klang ist sehr Hell.
    Kennt sich jemand mit den Geigen aus? Ist der Preis gerechtfertigt?

  • Ich weiß garnicht wie ich das nett Umschreiben soll. Wäre es eine echte Weber so geht laut Taxe der Preis
    zwischen 12 bis 18 Tausend Euro. Hätte Sie nur einen Stimmriss wäre der Wert halbiert. Bei einer ganz neuen Decke werden es wohl weit mehr als die 50% sein. Also würde ich sagen bei guten klang ist der Preis in Ordnung aber bei einem wieder Verkauf wird das, sicher nicht erreicht. Und es muß erstmal ein Käufer gefunden werden.
    Wenn an der Geige bis auf die Decke nichts erneuert wurde so gehe ich mal von einer alten mensur aus, was auch nichts für die Zukunft ist. Daher ist auch genau zu überlegen ob man alles in Kauf nimmt auch wenn es später heist für 1200€ einen Anschäfter zu machen um die Spielmensur auf die moderne Umzurüsten.


    Persönliche Worte: Ich glaube das du dich hier zuviel zwang auferlegst was einen weiterkauf der Geige ermöglichen soll. Suche dir statt dessen lieber eine Geige aus die dir Klanglich gefällt auch wenn Sie keinen Namen hat. Die Auswahl ist größer und past in dein Buget. Wenn der Klang stimmt bekommt man diese geigen auch gut verkauft.

  • Vielen Dank für die Antwort.
    Nett ist dir gut gelungen, wobei ich auch nicht verstehe warum man schlecht gelaunt sein sollte. Ich bin eben ein absoluter laie in diesem Thema und versuche deshalb von den vielen "Experten" in dieser Welt nicht übers Ohr gehauen zu werden, sonst wäre ich nicht hier.
    Mensur ist natürlich gemacht.
    Ich werde mir auch mal die Auktionshäuser anschauen.
    Top Danke.

  • Für mich ist die Decke das wichtigste Teil seiner Geige. Wenn die Decke erneuert wurde ist es für mich keine Michael Weber mehr. Aber bei einem Preis von 3800Euro erwartet man das ja auch nicht.
    Ich würde die also (fast) wie eine namenlose sehen und das bedeutet, dass der Klang und die Spieleigenschaften 3800 Euro wert sein müssen.

  • Wie lange soll die Geige halten, bis das mit dem Wiederverkauf zum Einstz kommt?


    Bis dahin soll die Geige einfach gut klingen.


    Ein Geigenbauer versucht dich sicher nicht übers Ohr zu hauen. Hingegen etwas daran verdienen möchte er bestimmt.


    Dieses aus Service, Auswahl, Garantie, Fachkunde, Handwerk bestehende Plus, kannst Du als Privatperson nicht von einem nächsten Käufer verlangen. Wie beim Auto gibt es Abschreiber.


    Das mit dem Gewinn gibt es Vorfällen bei bereits extrem teuren Geigen, die gut klingen , makellos sind und wenn möglich bereits von einem namhaften Profi gespielt wurden.
    Ich schreibe hier nicht von der 150 Euro Geige, die später noch an jemanden für 200 Euro verkauft wurde.


    Wenn ich manchmal lese vom Geigenbauer mündlich geschätzt 1500 - 2000 Euro und einen Startpreis von 1500 sehe, sehe ich das als absolut unrealistisch und der Verkäufer wird wohl ewig auf seiner Geige sitzen bleiben. Oft sind es dann noch Instrumente, wo ich persönlich keine 500 Euro schätzen würde in der aktuellen Marktlage und der Geigenbuer wollte vielleichtnur höflich sein, da er Wiederwahl einen der vielen Schatzjäger bedient hat ohne je einen Euro davon zu sehen ;)


    Dies einmal als Vergleich vom Fachhandel und Onlinehandel.

  • Ich glaube, du solltest dich einfach von dem Wiederverkaufswert verabschieden.


    Sagen wir mal, du kaufst was im Auktionshaus, was dann deutlich günstiger ist als beim Geigenbauer oder irgendwo anders. Dann hast du aber 20% Provision + Steuern gezahlt und der Verkäufer auch. Wenn du jetzt mal davon ausgehst ein Instrument gekauft zu haben, bei dem der Wert stabil ist und nur leicht steigt, hast du auch dann sofort 40-50% verloren.


    Bei sehr guten Instrumenten gibt es natürlich noch den Weg der Kommission. Dann verliert man nur 15-20%, braucht aber einen sehr langen Atem, und ein Instrument mit breitem Interessentenkreis. Also sicher keine Geige mit neuer Decke ...


    Meine persönliche Meinung: Unter 20T€ ist es schwer überhaupt bei Instrumenten an eine Wertanlage oder Werterhalt zu denken. Bei 50T€ wird es etwas besser und ab 100T€ wird es interessant. Zustand muss hervorragend sein und wie gesagt müssen viele Interessanten auf dem Markt sein. Der Punkt dabei sind die Fixkosten, da niemand (Auktionshaus, Händler, Geigenbauer, ...) große Klimmzüge machen wird wegen 10% von 5T€. Meine letzten Sachen habe ich so gekauft, dass ich vorher bei wenigen Händlern und Geigenbauern (die in dem Fall eigentlich nur handeln und ein paar Angestellte haben) Bescheid gesagt, was ich ungefähr (!) suche, dass ich aber ausschließlich auf Gelegenheiten warte. Jeweils Monate später kam dann hier und da mal was, was vom Preis-Leistungsverhältnis immer spitze war, und ich konnte nach Klang, Gefallen und Interesse aussuchen.


    Sowohl meine aktuelle Violine als auch mein Bogen sind nun von Leuten, die diese mal als Wertanlage gekauft haben und dann irgendwann schnell verkaufen mussten, so dass keine Kommission in Frage kam. Sie haben dann jeweils in wenigen Tagen etwas mehr bekommen als hätten sie es in die Auktion gegeben (also ich meine wirklich, was der Verkäufer bekommen hätte und nicht, was der Käufer gezahlt hätte) und der Geigenbauer dazwischen hat mit wenig Mühe für die Bewertung des aktuellen Zustands einiges verdient, aber prozentual am Gesamtwert <10%. Die Zertifikate waren jeweils schon dabei.