Russische Geige

  • Die obere Schrift entziffert sich eindeutig als " Rudniki". Es könnte sich dabei um eine ukrainische oder polnische Gemeinde handeln , die gibt es sowohl als auch. Wohnort also. Und der Name sieht für mich nach Stefan Ptiz aus.

  • ....vielen Dank für eure Hilfe. Wir sind schon ein Stück weiter. Die Namen kann ich zwar in Lütgendorff2/3 nicht finden, aber vielleicht sind nicht alle Geigenbauer soweit östlich bekannt? Oder doch ein Buchstabendreher? Alles sehr spannend. Ich vermute, dass die Geige schon viel bessere Tage gesehen hat und vielleicht mal richtig gut war .


    MErklärung und Bilder folgen.

  • ...bis Rudniki und Stefan war ich auch... war aber nicht sicher.


    In der Literatur sind eher die bekannten Geigenbauer bzw. Familien verzeichnet. Das ist wie bei dem Künstlern: Es gibt wesentlich mehr als im Thieme/Becker/Vollmer drinstehen.

  • Ich sehe die Aufschrift doch etwas skeptisch.. Alle Rudniki, die ich gefunden habe, sind kleine Dörfer. Wo es besonders zu Vorkriegszeiten sehr schwere Lebensumstände herrschten. Arme Leute, meistens Bauer oder Arbeiter. Wie kann ein Geigenbauer sich in so einer Gegend wohnhaft machen- lässt sich nicht nachvollziehen.

  • Das passt aber auch irgendwie zusammen. „2/2“ könnte auch drauf hindeuten, dass er nicht allzuviele Geigen gebaut hat
    und man sieht ja an einigen Stellen, dass die große Erfahrung gefehlt hat.

  • wie man an den Bildern nachher sieht hat die Geige 2 "Bassbalken". Im Bereich Fuge ist die Decke 7-8 mm dick. Der zweite ist kürzer und 6-7 mm dick. Die Decke hat im Bereich Brust (zwischen den f-Löchern) 5mm, aussen vor der Kehle geht sie auf 2,5mm. Mache immer eine Kartierung vor Zusammenbau. Der Boden ist sehr dünn ausgearbeitet (1,9mm/2,4mm/3mm).


    Der Adergang ist gekonnt vorgetäuscht wie auch die Flammung des Bodens.


    Es finden sich 4 Arten von Leim:
    hellbrauner Leim
    schwarzbrauner Leim
    glasklarer Leim (Oberklotz)
    weißer, "kalkiger" Leim (Unterklotz), kaum Quellfähig, festklebend, aber kein Weißleim-
    Habe von allen Leimarten Proben abgepackt.



    bei mindestens einer Reparatur wurde der Oberklotz gelößt und die Zarge nicht mehr ordentlich in die Halsfuge eingeführt. Außerdem war die Geige mal komplett zerlegt, deshalb passte insbesondere der Boden nicht mehr.


    Mit den Reifchen sehe ich schwarz im wahrsten Sinne des Wortes. Viel dunkler Leim hält die angebrochenen/angeknacksten Reifchen teilweise auf Abstand zu Zarge bzw.Boden.


    Werde wohl alles reinigen und die Zarge auf Passform zu Decke/Boden bringen. Da geht an neuen Eckklötzen und sauberen neuen Reifchen nichts vorbei, Schätze, dass schonende Reinigen der Zargenteile/Boden/Decke mit nicht zuviel Wasser dauert einige Tage.

  • ....gerade in armen Gebieten gab es oft Geigenbauer oder HolzräderUhrmacher. Die mussten noch zusätzlich Arbeiten. Sie waren oft geschickt und schnell. Notgedrungen manchmal etwas flüchtig wie am Ergebnis zu sehen. Aber hätten sie richtig Zeit statt Überlebenskampf gehabt......