Alte Geige aus Böhmen

  • Danke für die vielen Rückmeldungen!


    abalon: Darf man das denn, beim Geigenbauer handeln? Für mich klang das schon sehr nach Festpreis....


    Fiddler: Also, mit größeren Fingerabständen hab ich mich wohl etwas ungeschickt ausgedrückt. Ich meinte die Abstände zwischen den Halbtonschritten.
    Ist das das, was man als Spielmensur bezeichnet?
    Ich hab jetzt mal aus Neugier die Griffbretter der beiden Geigen gemessen und verglichen, interessanterweise stimmt da scheinbar alles genau überein.
    Der Hals der böhmischen Geige scheint irgendwie eine andere Form zu haben, also irgendwie nach unten hin etwas "spitzer", bei meiner Geige ist er etwas runder und dafür flacher.
    Das scheint ne Menge auszumachen.
    Es ist so, das ich derzeit auf einer günstigen chinesischen Geige spiele. (Keins von diesen Billig-Sets!) Sie ist echt total okay für die ersten Jahre, absolut spielbar.
    Aber ich hab schon festgestellt, dass sie doch etwas flach/hohl klingt und irgendwie... einfach.
    Naja, und da ich jetzt ein wenig Geld zur Seite gelegt habe, dachte ich, es wäre doch schön auf einer besser und voller klingenden Geige spielen zu können.
    Leider stellt sich die Suche als ziemlich schwierig heraus!
    Von den bisher getesteten Geigen waren mir, würde ich sagen, etwa die Hälfte schlicht zu laut. Insbesondere die E-Saiten "knallen" einem manchmal echt übelst ins Ohr!
    Ansonsten waren sie entweder quäkig o.ä. im Klang, unausgeglichen, sprachen nicht so leicht an... die Liste ist lang. ;)
    Meine jetztige Geige ist nichts von alldem, nur ist und bleibt sie halt ein einfaches Schülerinstrument.


    Nun ja, mal sehen wie ich mich entscheide... Ganz sicher bin ich mir noch nicht.

  • Ich hatte letztes Jahr auch einige Geigen beim Geigenbauer angespielt, weil ich mit meinen diversen Geigen
    (zwischen 200 und ca. 30 Jahre alt) nicht ganz zufrieden war.
    Jetzt spiele ich auf einer China-Geige. Die ist handwerklich, optisch und klanglich eindeutig die beste.

  • Also man darf nicht so blau äugig sein, klar der geigenbauer möchte verdienen. Er weiß aber auch das sich Böhmergeigen schlecht verkaufen lassen. Sie ist ja trotz des guten Klanges, noch immer nicht verkauft.
    Es schadet ja nicht, freundlich nach einen Rabatt zu fragen und anzudeuten sich noch woanders um zusehen.
    Diese Geige aber die erste Wahl wäre wenn der Preis stimmt aber 3000€ einfach zu viel sind.
    Ich weiß das es etwas hemmungen kostet sowas zu machen, aber überall gibt es eine gewinnzone. Manche nehmen 500% manche auch nur 100% es gibt aber auch welche die nehmen 1000%. Wie wir schon gehört haben sind Böhmische Geige sehr günstig zu haben und haben in den meisten Fällen auch keine Wertsteigerung zu erwarten. Man sollte sich ruhig trauen zu sagen was man für die Geige bezahlen würden.
    Abwarten wie die Reaktion ist und geschickt weiter verhandeln. Im schlimmsten Fall wird man höflich zur tür gebracht.

  • Hallo Matilda


    wenn ich die vom Geigenbauer angebotene Geige sehe, welche einen sehr guten Eindruck macht und auch das Flair einer echt alten Geige hat (1880 ist ja auch alt) und
    dazu der Ton/Klang stimmt. Da muss man sagen, dass die 3'000 absolut gerechtfertigt sind. Dabei muss man noch beachten, dass der Geigenbauer eine Service Leistung
    und eine Garantie erbringt. Es kann also nicht mit den vielen eBay Angeboten verglichen werden, welche in der Regel nicht spielbar sind ohne eine Totalrevision.
    Das wissen auch die meisten Forumsmitglieder, welche sich auf ebay und anderen Plattformen bewegen und mit Geigen handeln.
    Da ist es absolut klar, dass für die von yxyxyx angebotenen Geigen nicht mehr bezahlt wurde. Die sind auch nicht mit Ihrer Geige vergleichbar, was den Zustand betrifft.
    (Sorry, dass ich die Geigen von yxyxyx als Beispiel genommen habe. Sie stehen nun mal für die vielen ähnlichen Geigen auf ebay in ähnlichem Zustand. Nicht böse gemeint)
    Möchte man die auf den gleichen Zustand bringen, legt mal schnell 1000 hin beim Geigenbauer und hat dann immer noch keine Garantie, dass der Klang zufriedenstellen ist.
    Nun kann man sagen, dann bin ich ja erst bei 1300 Euro und nicht bei 3000.
    Dieses spielt müsste man nun aber vielleicht 10 mal durchspielen, bis man den gewünschten Klang hat.
    Da ist man dann schnell bei 13000 Euro, was doch erheblich teurer ist als 3000.-
    Neun Geigen müsste man wieder mit erheblichen Verlust abstossen.
    Der Gewinn wäre wohl die Erfahrung.
    Der Verlust wäre nebst den Nerven auch Zeit und Geld ;)


    Um es auf den Punkt zu bringen: Ich denke, das Angebot ist für ein gutes Instrument absolut fair.
    Selbst eine gute neue China-Geige hat ihren Preis. Da ist aber das Holz keine 140 Jahre alt :)

  • violix hat natürlich recht mit seiner darstellung. Wir hatten das auch oben schon erwähnt das man EBAY Geigen nicht mit Geigen vom Geigenbauer vergleichen kann. Und es gibt natürlich auch geigen bei EBAy die Top in Ordnung sind. Aber der Klang ungewiss ist und die Kosten dann auch ein paar € mehr. Der Geigenbauer ist schon eine gute Wahl. Aber handeln und nach einen Rabatt oder zugabe von Ersatzsaiten oder, oder, oder.
    Meist sind dann doch beide zufrieden. Oder aber wie in diesem Fall könnte der Rabatt auch in der Form geleistet werden das Hals griff und Saiten Abstand an die Wünsche des Käufers angepast werden. Es muß nicht immer Geld sein. :thumbup:

  • Oh no, hatte gerade was geschrieben und beim Klicken auf "Antworten" war plötzlich alles weg... grrrr!


    Nun, also dann nochmal:


    abalon: wenn man den Hals anpassen könnte, wäre das wirklich super!!
    Ist so etwas denn viel Aufwand für einen Geigenbauer? (Sorry, ich kenne mich echt nicht aus mit sowas...)


    Also, eine Geige bei Ebay auf gut Glück zu bestellen käme für mich nicht in Frage.
    Das Risiko, dann etliche schlechtklingende Teile zu erwischen wäre mir einfach zu groß.
    Auch wenn es da durchaus immer mal verlockende Angebote gibt...
    Aber nee neee, ich bleibe bei der klassischen Variante "Geigenbauer vor Ort".
    Ich hatte in den letzten Monaten auch immer wieder mal bei Corilon nachgeschaut,
    aber auch dort fällt es mir schwer, wirklich eine Einschätzung abzugeben,
    trotz der genauen Beschreibung und der Klangproben...


    Naja, ich habe ja jetzt noch eine Woche zum Testen der böhmischen Dame, mal schauen...

  • Prinzipiell kann ein Hals schon etwas verschlankt werden. Allerdings nur, wenn die Stabilität das noch zulässt.


    Aber.


    Auch wenn es etwas dauert, man kann sich an Vieles gewöhnen. Bratscher beispielsweise steigen oft von der 39cm-Bratsche auf 42cm um, was eine wirkliche Mensuränderung mit sich bringt. Von Blockflötisten wird verlangt, dass sie sowohl auf der Pikkoloflöte (ca. 20cm lang) als auch auf der Bassflöte (geschätzt 70cm lang) zuhause sind, und auf allen Grössen dazwischen. Bei den Flötenmaßen bin ich mir nicht sicher, da mag man mich berichtigen- aber im Prinzip meine ich, dass bei anderen Instrumenten seitens des Spielers viel Flexibilität gefordert wird und auch -mit ein bisschen Übung- problemlos möglich ist.


    Natürlich ist es schön, wenn sich eine Geige sofort wie gewohnt spielen lässt, und ein Instrument, was einem ergonomisch sofort entgegenkommt, ist natürlich "sympathischer". Solange die Geige für dich aber schmerzfrei -auch bei längerem Üben- spielbar ist, und das "Unbequem" nicht zum "Unangenehm" wird, ist das nur eine Gewöhnungsfrage.

  • Hallo Matilda,
    deine Geige sieht schon recht gut gemacht aus und bei ebay würde ich für so eine Geige auch ein paar hundert Euro mehr bezahlen, als für die meisten Böhmen-Geigen, die dort angeboten werden. Aber natürlich niemals 3000 EUR, ohne die Geige gespielt zu haben. Das vorweg.
    Wenn ich deine Antworten so lese, dann hast du lange gespart, um dir nun eine gute Geige zu leisten, welche dich über viele Jahre hinweg begleiten soll. Mit einem guten Instrument, welches du liebst wirst du dich schneller entwickeln und weiterkommen. Also frage dich (dein Herz) bei dieser Geige, ist es dieses Instrument? Wenn ja, dann kaufen. Wenn nicht, dann warte und suche weiter. Ich wünsche dir viel Erfolg.
    Ausserdem: Fragen, ob noch was beim Preis geht, geht immer!


    Noch eine interessante Geschichte: Ich hatte ein Fernsehinterview über eine Geigerin gesehen. Diese sagt, dass sie Phasen gehabt hatte, da wollte sie nicht mehr spielen, weil der Druck in einem Musikinternat so groß war und ihr den Spass geraubt hatte. Aber ihre Geige (die ihr ihre Mutter geschenkt hatte) hatte sie so geliebt, dass sie nie vom Geigenspiel weggekommen ist.
    Gruß Norbert

  • So, ich habe die Geige heute - schweren Herzens - zurückgebracht. Es ist schade drum, aber sie passte halt einfach nicht, das Spielen auf ihr war anstrengend und nicht sehr angenehm und mein Bauchgefühl hat am Ende ganz klar nein gesagt....


    Aber dafür habe ich seit 2 Tagen eine andere Geige in den Pfoten, von einem anderen Geigenbauer!
    Es ist eine alte Dame aus Klingenthal, Baujahr ca. 1830. Ein zierliches Ding, etwas spezielle Optik, so etwas eckig. Auf den ersten Blick erinnerte sie mich an eine Hopf-Geige.
    Und sie spielt sich einfach wunderbar! So sanft und fein, superleichte Ansprache, liegt toll in der Hand, macht richtig Spaß!
    Wenn da bloß nicht der nicht ganz überzeugende Klang wäre... Sie ist eher leise, was ich ja gut finde, aber leider klingt sie, besonders auf G, irgendwie etwas "heiser". D und A sind etwas besser, aber auch nicht die totale Wucht. Einzig E gefällt mir sehr gut. Bin sehr hin- und hergerissen jetzt, denn ich hab mich richtig verguckt in die feine Geige! :love:
    Habe schon überlegt, ob man ihr mit anderen Saiten zu mehr Klang verhelfen könnte? Momentan sind G, D und A Dominat, E Gold Label.
    Vielleicht werde ich nochmal bei dem Geigenbauer nachhaken, warum er diese Saiten gewählt hat... Hach, warum ist Geigen-Shopping so schwierig? :S:D


    Danke nochmals für eure Antworten!

  • Ich würde mal andere Saiten aufziehen. Ich persönlich habe Dominant auch genau so in Erinnerung, wie du beschrieben hast. Probiere mal die PI-Saiten (Peter Infeld) aus, die fand ich sehr klar und dennoch weich im Ton. Damit hab ich sogar meine "Reisegeige" aus China zu einem passablen Klang bewegen können.


    Alternativ kann natürlich eine ordentliche Klangeinstellung noch mal sehr viel bringen. Gerade wenn die E-Saite gut ist, und es nach unten "systematisch" schwächer wird, kann eine Verschiebung der Stimme evtl. ausgleichend wirken.