Alte Geige aus Böhmen

  • Guten Abend allerseits,


    ich bin im Begriff, mir eine neue Geige zuzulegen und habe derzeit eine alte Lady im Visier, laut Geigenbauer ist sie aus Böhmen, Bj. ca. 1880.
    Was haltet ihr von ihr und was meint ihr zum Wert?
    Danke schonmal!

  • anständige Arbeit und gut repariert. Wenn sie Ihnen gut anliegt, gut klingt, dann kann man durchaus 1000€ dafür berappen. Der WErt wird halt leider wegen der Massen am MArkt gedrückt.

  • Vielen Dank für die Einschätzung.
    Die Geige gefällt mir bisher sehr gut, sie klingt schön, spricht sehr leicht an und ist sehr ausgeglichen. Sie sieht auch schöner aus als auf den Fotos, irgendwie hab ich keine besseren hinbekommen. Ich habe sie von einem Geigenbauer für 2 Wochen zum Testen mitgenommen.
    Eines habe ich völlig vergessen, sie hat auch einen Zettel, darauf steht:
    J.T. Lutz, Instrumentenerzeuger, Schönbach (Böhmen).
    Der Preis ist allerdings um einiges höher: fast 3.000,- Euro soll sie kosten.

  • Eine geeignte Wertanlage ist es nicht. Wenn ich schon ein paar Geigen im Preisbereich von 1000-3000 EUR
    als Vergleich, auch von anderen Geigenbauern, gespielt hätte und diese ist eindeutig klanglich die beste, und
    vorausgesetzt, der Unterschied ist den Mehrpreis wert, dann würde ich die kaufen.


    Ich hatte mal ein paar im 1000 EUR Bereich angespielt. Sehr unterschiedlich alles und wunderbar. Aber nicht
    besser als die (billige) Geige, die ich letztlich dann auf gut Glück bestellt habe.


    Am besten ist, man kennt ein paar nette Streicher-Kollegen und kann sich austauschen, probieren usw.

  • Ich habe bestimmt 20 Geigen getestet in den letzten Monaten, auch zusammen mit meiner Lehrerin.
    Wir finden beide, dass diese hier von all diesen die beste ist und auch die einzige, die wirklich besser ist als meine jetzige günstigere.
    Sie gefällt mir wirklich gut, allerdings stört mich eine Sache dann leider doch, und zwar, dass sie irgendwie nicht so angenhem in der Hand liegt.
    Der Hals fühlt sich dicker/breiter an und die Fingerabstände werden etwas größer, was es für die linke Hand anstrengender macht.
    Ich muss noch schauen, ob ich mich daran gewöhnen kann oder nicht, aber falls ja, ist sie definitiv ein guter Kandidat.

  • Ich finde die Geige sehr schön und wir dürfen eines nicht vergessen. In der Bucht ist es immer ein Lotterie spiel ob die Geige klingt und technisch in Ordnung ist. Beim Geigenbauer gibt es eine Garantie und ich kann in Ruhe ausprobieren. Wenn von den vielen getesteten Geige diese den besten klang hat, hat es auch einen Wert. Und wer sagt denn das mann beim geigenbauer nicht handeln darf. :rolleyes:

  • Also. Mit dem „Wert“ ist das so eine Sache. Will man eine Geige als Wertanlage haben, kann man Böhmen/Sachsen als Herkunft vergessen. Diese Instrumente haben keinen Sammlerwert.


    Wenn man eine Geige zum Spielen sucht, sollte man die Geige nehmen, die einem klanglich gefällt (und die man sich leisten kann). Da kann Böhmen/Sachsen interessant sein, weil es keinen „Herkunftszuschlag“ gibt. Sprich, eine sächsische/böhmische Geige ist oft billiger als ein eigentlich gleich gutes Instrument „namhafter“ Herkunft.


    Und es ist nicht wirklich einzusehen, warum ein Instrument zum gleichen Preis oder teurer später wieder verkäuflich sein soll. Das ist auch nur bei Geigen/Streichinstrumenten so verrückt. Keiner würde hoffen, seine Blockflöte nach zehn Jahren zum gleichen Preis verkaufen zu können...beim Auto, Kühlschrank oder der Lieblingsjeans glaubt man das ja auch nicht.


    Und ja, die allermeisten Geigen fallen in die „Jeans“-Kategorie. Natürlich kann man sich auch ein Instrument zulegen, welches als Wertanlage und zum Spielen gleichzeitig gedacht ist, da sollte man aber in anderen Preiskategorien suchen, und von Böhmen/Sachsen Abstand nehmen.


    Bitte nicht falsch verstehen: Ich mag sächsische Instrumente. Und grade bei Celli und Kontrabässen werden immer noch faire Preise gezahlt, da sind die alten Sachsen recht gesucht. Nur bei Geigen ist die Masse der Instrumente auf dem Markt immens, und das drückt den Sammlerwert.


    Das heisst aber nicht, dass diese Geige schlecht ist. Ihr Wert liegt aber eben NUR im Klang. Und wenn sie nach 3000 Euro klingt, ist sie 3000 Euro wert.Jemnd anderem gefällt sie
    vielleicht noch besser, der bezahlt dann auch mehr. Einem anderen gefällt sie nicht, der bezahlt dann eben weniger. Da gibt es keinen „Absolutwert“.

  • Ich habe schon Profi-Musiker/in gesehen, die gut 10'000 für ein Namenloses altes Instrument bezahlt haben, weil der Klang stimmte und der gleiche oder ähnlicher Klang einer namhaften Geige gleich 50'000 oder mehr gekostet hätte.
    Für den Verkauf sicher schlecht. Die 10'000 bekommt man nicht einfach zurück. Ein Profi, der vom Klang überzeugt ist, sieht dies jedoch mehr als sein Arbeitsinstrument. Wie ein Fahrer sein Auto. Ein Unternehmer seine Werkstatt usw. Keiner denkt in erster Linie gleich an den Verkauf, sondern, dass diese Dinge einem so lange wie möglich begleiten, solange sie gut funktionieren. In diesem Fall gut klingen :)


    Wer als Hobby Golf hat, denkt auch nicht, dass er einmal für seine Schläger mehr bekommt als sie gekostet haben, ausser er ist die Nummer eins der Weltrangliste. Oder ein Tennisschläger von Roger Federer. Da kann der Wert noch steigen, auch wenn es gebraucht ist ;)


  • Sie gefällt mir wirklich gut, allerdings stört mich eine Sache dann leider doch, und zwar, dass sie irgendwie nicht so angenhem in der Hand liegt.
    Der Hals fühlt sich dicker/breiter an und die Fingerabstände werden etwas größer, was es für die linke Hand anstrengender macht.
    Ich muss noch schauen, ob ich mich daran gewöhnen kann oder nicht, aber falls ja, ist sie definitiv ein guter Kandidat.


    Meine neueste Geige hat einen in der Höhe dickeren Hals. Das ist sogar ganz angenehm. Sind die Saiten
    denn tatsächlich weiter auseinander? Man könnte natürlich auch einen neuen Sattel einpassen. Und den Hals
    abschleifen. Auf jeden Fall muss das passen und gut in der Hand liegen, sonst such lieber noch nach einer
    anderen Geige. Obwohl, wenn von 20 Geigen noch keine dabei war, die besser als deine alte ist, wird es wohl
    schwierig werden. Da würde ich fast bei meiner alten Geige bleiben.