Geigenrätsel: Wie alt und woher kommt diese Geige?

  • Habe mir gerade vor einer Stunde von einem Wirten und Wirtshausmusiker, der in Pension geht, diese Geige gekauft.


    Visuell macht sie eine guten Eindruck. Die Materialen sind hochwertig. Besonders auffallend die Kinnstütze asu Bakkelit sowie die Wirbel und derSaitenhalterknopf aus bestem Ebenholz. Der Lack ist Schellack.
    Decke engjährige Fichte, der Rest Riegelahorn.
    Dennoch habe ich das Gefühl, ich habe sie vorschnell für 100 €gekauft.
    Warum?

  • Ja ich stimme dir zu, du hast die Geige vor schnell gekauft.
    Gehe nochmal zurück und gebe dem Wirt nochmals 50€.
    Es ist eine schöne Geige mit einer schönen Schnecke ich würde auf Böhmen tippen.
    Einteiliger Boden was will man mehr. Wenn hier der Klang stimmt ein sehr schönes Instrument.

  • Herzlichen Glückwunsch! Für 100 EUR hätte ich die auch gekauft.
    Ist das Griffbrett noch dabei? Was sind das für zwei Punkte am Halsansatz von unten? Brandmarken?
    Ansonsten ist ein bisschen Basteln angesagt, aber das dürfte sich lohnen.

  • sie hat einen Zettel: "repariert von Karl Richter Wien anno 1926".
    Im Halbdunkel las ich versehentlich "erzeugt von Karl Richter Wien anno 1926". Daher meine vorschnelle Euphorie
    Sie wird wohl aus Böhmen sein. Dennoch ist die Qualität hervorragend. Es gab auch Top-Manufakturen dort (Volkmann, Hannabach Heinicke, Trapp etc.)
    Karl Richter hatte ein Geschäft in Wien und verkaufte vornehmlich hochwertige Instrumente (ich besass mal eine Gitarre von ihm). Lütgendorff erwähnt einen von ihm angestellten Reparateur

  • Die Schnecke und auch die tiefe Hohlkehle sind eher untypisch für Böhmen, auch die Lackfarbe. So feines Deckenholz hat man in Sachsen/Böhmen auch nur bei frühen Instrumenten gehabt, bei späteren Manufakturgeigen gab es das kaum noch (ich hab s noch nie gesehen, will aber „Einzelfälle“ nicht ausschliessen). Die Form der Ecken wiederrum passt. Also entweder Top-Manufaktur, oder namenloses Meisterinstrument unbekannter Herkunft (das kann durchaus Böhmen sein, auch wenn ich eher an den Süddeutschen oder mährischen Raum denken würde). Ich tendiere eher zu letzterem, und glaube nicht unbedingt an Böhmen.


    Schönes Instrument, man muss eben sehen, dass die Halsreparatur stabil ist/bleibt (oder täuscht das?).

  • so weit ich weiß, werden diese Brennpunkte gesetzt, wenn der Hals an der Stelle verbogen war. Er wird erhitzt, das Holz wird elastich und man kann es wieder geradebiegen.
    Das Ziel wurde erreicht! Meist wird aber eine Anschäftung bevorzugt. Die ist zwar teurer, aber ein "Wiederverbiegen" ist unwahrscheinlicher.
    Aber die Geige ist wirklich schön und sehr gut gemacht.

  • Anmerkung: Habe versucht die Geige über die brit. Bucht für ca. 114 € international zu verkaufen.
    9 Beobachter, ca. 40 Besuche und 0 Gebote über 5 Tage!
    Der Internet-Geigenmarkt ist momentan am Boden!