Was ist meine Geige wert?

  • Die Bilder sind nicht gerade hoch aufgelöst. Ist da ein Anschäfter am Hals?
    Sind Reperaturen von 92 ersichtlich?
    Ist das ein reparierter Stimmriss in der Decke?
    Bei den Bildern ist das echt viel raten.

  • Die Geige könnte nun alles sein.
    Von Topp bis Flopp.
    Könnte ein reparierten Stimmriss haben
    und auch noch auf alt lackiert oder zumindest
    nach lackiert.
    Die Geige selbst sieht nach einer schlanken 7/8
    Geige böhmischer Herkunft aus.
    Verkaufswert wohl 500 - 1000 Euro
    Gut möglich, dass auf ebay nur 300 - 500 gibt.
    Versicherungswert 2500 - 3000.-
    (Wenn das mit dem Top Klang stimmt)
    Dies ist natürlich anhand der qualitativ schlechten Bilder eine sehr grobe Schätzung.
    Das Alter schätze ich so von 1870 - 1920, also
    100 bis 150 Jahre alt.

  • Ja, die Bilder sind nicht die Besten. Ursprünglich waren die Bilder besser. Aber die Dateigröße war zu groß. Deshalb sind sie jetzt so.


    Ja genau, da ist ein Anschäfter. Es gibt in der Decke keinen Stimmriss. (Nur das bild ist ein bisschen schlecht. Das ist nur die Flader oder wie man es nennen kann.) Da ist nur eine neue Lackierung, weil auf der Geige fast keinen Lack war. Die Mensur stimmt, also 4/4. Aber der Boden ist 1 cm länger als die normale Länge.


    Ein Geigenbaumeister wollte früher diese Geige von mir kaufen. Er wollte ca. 2600 Euro geben, weil der Ton dieser Geige so gut für ihn gefällt. Aber wir haben die Geige nicht verkauft.


    Kann sein, dass diese Geige aus Klingenthal stammt und ca. 200 Jahre alt ist? Ein Geigenbaumeister hat es gesagt.

  • Na ja, da bin ich mit meiner Einschätzung nicht weit von der Meinung des Geigenbaumeisters.
    Es wäre natürlich schön, wenn am Anfang die Fakten aufgeschrieben werden und nicht zuerst
    das Forum alles heraus locken muss ;)
    Wie lange ist es her, seit der Geigenbaumeister die Geige kaufen wollte.
    Vor 10 bis 15 Jahren, waren alte deutsche Geigen noch wertvoller.
    Durch das Überangebot auf den Internet-Plattformen sind die Preise in den Keller gefallen.
    Viele haben früher für 5000 bis 10000 eine Geige gekauft und sind heute überrascht, wenn
    ihnen heute kaum jemand 1000 bis 2000 dafür bietet.
    Anders ist es, wenn sie eine echte alte italienische Geige haben, aber da gibt es
    dafür tausende von Fälschungen und ohne Gutachten geht da gar nichts.
    Sie hätten die Geige damals verkaufen sollen ausser Sie oder jemand anderes
    aus der Familie und Verwandschaft hat Freude am Geigenspielen.


    Falls Sie die Geige verkaufen wollen, rate ich, dass Sie die Geige bei einem Geigenbauer
    oder Fachhandel in Kommission geben (Falls der Zustand und der Ton gut ist).
    Dieser verfügt über die notwendige Kundschaft.
    Bei den meisten Internet-Plattformen kriegen sie ein paar wenige Euro geboten, die es
    nicht wert sind zu verkaufen.

  • Ich würde auch sagen, dass die Geige aus der Klingenthaler Gegend stammt, schätze sie aber etwas älter ein, eher erste Hälfte 19. Jahrhundert. Genauer möchte ich mich da nicht festlegen, da durch die Überlackierung leider einige Spuren verwischt worden sind.



    Werttechnisch ist das schwierig, weil es auch aus dieser Zeit noch relativ viele Geigen aus dieser Region gibt. Viele Klingenthaler Geigen aus dieser Zeit klingen in den oberen Registern sehr schön, es fehlt ihnen aber an Kraft in den Tiefen. Klanglich sind sie oft noch sehr "barock", teilweise mit sehr verschiedenen Klangfarben in den verschiedenen Höhen. Sprich, für das moderne Ohr klingen sie "unausgeglichen".


    Ob das bei dieser Geige auch so ist, weiss ich natürlich nicht. Trotzdem ist der Klang hier stark wertbestimmend. Und da die Menge der gut klingenden Instrumente in den letzten Jahren durch immer bessere und billigere Neubauten stark zugenommen hat, sind die Preise recht weit unten.


    Bei Privatverkauf an einen interessierten Musiker sind vielleicht noch 1500-2000 Euro zu erzielen, aber dafür braucht man viel Geduld und auch Glück, um Interessenten zu finden. Geigenbauer geben weniger, und teilweise werden solche Instrumente auch schon nicht mehr angekauft (leider!). Bei Ebay ist vermutlich mit maximal 300-600 Euro zu rechnen.

  • Ich will die Geige nicht verkaufen ich brauche sie. Ich spiele, studiere darauf. Ich will sie versichern. Was ist der Versicherungswert?


    Der Geigenbaumeister wollte diese Geige vor 4 Jahren kaufen. Ihn gefällt sehr, weil die Geige ein großer krafter Ton hat. Nicht nur in den obenen Registern sondern auch in den Tiefen.

  • also ich hätte die 2600€ SOFORT genommen!
    Dieser Horvath Anton hat wohl selber gesehen, dass die einem Wiener Meister (wieder mal Geisenhof? oder Thier?) mal zugeshrieben war und hat den Zettel mehr oder weinger dezent überklebt, als er sie allerdings hervorragend "aufpimpte". Offenbar böhm. oder K.u.K. ungar. Arbeit toll von einem ungar. Meister überarbeitet!
    Aber ich hatte mal eine Schönbacher Arbeit der Gebrüder Placht, die von einem Mittenwalder Meister überarbeitet worden war - habe dennoch fast nichts auf Ebay dafür bekommen!

  • Wenn es um die Versicherung geht: Erkundige Dich UNBEDINGT welche Bedingungen diese Versicherung hat. Manche verlangen ein Wertgutachten, andere versichern "alles zu jeder Höhe" (das spiegelt sich dann in den Beiträgen wider). Es ist allerdings im Falle eines Schadens immer besser, ein Wertgutachten eines Geigenbauers in den Händen zu haben, in dem das Instrumente möglichst genau dokumentiert ist.


    Es nützt Dir im Schadensfall wenig, wenn du sagst : "Aber in dem Forum haben die gesagt…."---- Also, geh zu einem Geigenbauer, lass ein vernünftiges Wertgutachten für Versicherungszwecke erstellen. Darin sollten auch Schäden, Reparaturen….aufgenommen werden, dann ist z.B. auch eine Versicherung gegen Unfallschäden möglich, und man hat auch was in der Hand, falls die Geige nach einem Diebstahl beschädigt wiedergefunden wird, und die Versicherung eine Wertminderung ausgleichen soll.

  • Genau das ist mir passiert. Ich hatte meine Geige für 11 000€ versichert. Verlangt wurde von der Versicherung zu diesem Zeitpunkt kein Wertnachweis, was ich gerne akzeptierte da diese oft ein wenig kosten. Den Wert habe ich durch mündliche Auskunft eines Gutachters ermittelt, was erheblich günstiger war und eben das auch der Versicherung kommuniziert.
    Nach 5 Jahren kam der Gau und ich habe die Geige irreparabel zerstört als ich mit ihr in der Hand auf den Steinboden einer Kirche stürzte und zu allem Überfluss mein Knie durch Decke und Boden rammte. Der Stimmstock wurde dabei durch die Decke getrieben und es gab leider viele viele Risse auch entgegen der Holzstrucktur. Oh Ton mehrerer Geigenbauer: "Eine neue zu bauen geht einfacher und schneller als diese zu reparieren".
    Nach einer "Trauerphase" habe ich natürlich versucht, das Geld von der Versicherung wieder zu bekommen, schließlich brauchte ich eine neue Geige.
    Nun wollte die Versicherung allerdings einen Nachweis über den Wert zum Zeitpunkt des Unfalls, verständlicher Weise. Die Geige war für ihre Herkunft überdurchschnittlich im Klang, das hat den Wert etwas nach oben verschoben (sonst wären 8000€ realistischer gewesen). Diesen Klang konnte ich nun aber natürlich nicht mehr nachweisen. Mein großes Glück war, dass der betreuende Geigenbauer die Geige erst wenige Wochen zuvor bei sich hatte und auch mit mir eine klangliche Einstellung vorgenommen hat. Er konnte sich auf Grund einer Geschichte zu der Geige zufällig recht genau erinnern und ist auch noch erfahren in der Ausstellung von Wertgutachten.
    Ohne diesen glücklichen Zufall hätte ich kein seriöses Gutachten bekommen können, dass mir die 11 000€ bestätigt. Wenn Sie nun sagen, dass diese Geige sehr gut ist, besser als der Durchschnitt vergleichbarer Geigen, sollten Sie also unbedingt ein Wertgutachten erstellen lassen, so lange das nachweisbar ist!


    Das nur als meine Einschätzung zum Thema Versichern.


    Zu der Geige: Ich denke auch, dass das eine Geige ist, die sehr gut aufgearbeitet wurde. Vielleicht auch mit neuem Bassbalken und damit einer neuen klanglichen Einstellung. Der Verkaufswert bei Ebay ist sicher nicht allzu hoch, in natura könnte sie natürlich gut verkäuflich sein, wenn sie gut klingt und anspricht. Sonderlich tragend wird sie vermutlich nicht sein, daher zumindest auch dann kein Instrument der Solistenklasse.