Tipps für's Schnitzen der F-Löcher?

  • Das Problem der Schlappehalsgeigen ist nicht zu vernachlässigen, da es die Geige für das Spiel in höheren Lagen praktisch unbrauchbar macht. Auch ist zu beobachten, dass sich die unteren Saiten von Geigen mit schlappem Hals verstimmen, wenn man die E-Saite hochstimmt.

  • ... Auch ist zu beobachten, dass sich die unteren Saiten von Geigen mit schlappem Hals verstimmen, wenn man die E-Saite hochstimmt.

    Woran liegt das? Neigt sich der Hals durch den stärkeren Saitenzug der E-Saite dann weiter Richtung Decke? Dann müssten sich alle übrigen Saiten verstimmen, also A, D und G.

  • Woran liegt das? Neigt sich der Hals durch den stärkeren Saitenzug der E-Saite dann weiter Richtung Decke? Dann müssten sich alle übrigen Saiten verstimmen, also A, D und G.

    Der Hals gibt nicht nur insgesamt in seiner Lagerung am Fuß nach, sondern wird auch in sich nach rechts verwunden. Besonders wenn er etwas dünner ist. Dadurch verstimmt sich vor allem die G-Saite.

  • Ich hab jetzt den Halsklotz mit Hilfe eines kleinen Keils oben höher gemacht (höchste Stelle ganz vorn Richtung F-Löcher). Der Oberklotz ist jetzt so hoch, dass die Decke gerade so bündig mit den Zargen abschließt. Aber nach dem Zuleimen sieht es wieder so aus, als läge er an seiner vorderen Kante nicht an der Decke an. Tu mich leider schwer, das zu fotografieren.


    Unter dem Saitenzug senkt sich der Hals wieder, nicht so schnell und so stark wie vor der Erhöhung, aber doch von 1,75 cm Oberkante Griffbrettende auf 1,4 cm. Auch scheint sich der ganze Halsfuß nach vorn zu neigen. Es zeigte sich unter Zug eine kleine Kante unlackierten Holzes auf der linken Halsfußseite. Sind vielleicht nur die Zargenenden nicht richtig mit dem Halsfuß verleimt? Oder kann es sein, dass die Decke so schwach ist, dass sie sich unter der Saitenspannung stark nach oben wölbt?

    Ich werde mal versuchen, das zu messen, also die Höhe der Decke normal und unter Spannung. Aber vorher versuche ich nochmal, Leim in die Fuge zwischen Zarge und Halsfuß zu kriegen.


    Irgendwie hab ich nicht das Gefühl, dass es am Oberklotz liegt...

  • Und ich hatte recht mit meinem Gefühl.

    Zwischen Halsfuß und Unterzarge entdeckte ich auf der Diskantseite einen kleinen Spalt, der mit Holzleim (zum Glück wasserlöslichem) gefüllt war. Nachdem ich den Leim entfernt und einen kleinen Keil eingeleimt hatte, hab ich die Geige wieder eingerichtet. Diesmal hielt der Hals länger seinen Winkel, landete aber nach vier Tagen wieder bei der vorherigen Minimalstellung. Auch hatte sich wieder das Zäpfchen gelöst und verschoben. Zuerst war es bündig mit der Ebenholz-Krone, nach vier Tagen nicht mehr:



    Also hab ich schweren Herzens den Boden gelöst, der zur Hälfte mit Ponal festgeleimt war. Anhand der Verfärbungen an Halsfuß und Oberklotz sieht man, dass große Teile des Halsfußes niemals am Boden verleimt waren. Zusätzlich gibt es im Zäpfchen einen Versatz der beiden Bodenhälften.


       


    So kann das nicht halten. Ich werde also die niedrigere Zäpfchen-Seite aufstocken und auch am Halsfuß Holz ansetzen. Der Oberklotz war richtig mit dem Boden verleimt, hier will ich nichts wegnehmen, obwohl das einfacher wäre.

  • Sehr richtig geigerlein. Keil ist gut. Bündig Holz auf Holz. Oft sind Oberklotz und unterer Klotz sogar gerissen.

    Deshalb nehme ich den Klotz gelegentlich auch schichtweise ab und schnitze bündig angepasst einen neuen Klotz. Diese Stellen sind extrem belastet und ihre Stabilität ist sehr wichtig.

  • Ich habe die eine Seite des Zäpfchens aufdoubliert und das fehlende Holz am inneren Halsfuß ergänzt. Bzgl. Anpassen dachte ich mir, es ist leichter, wenn die Krone auf das Zäpfchen aufgeleimt ist. Dabei zeigte es sich, dass ich an der nicht-aufdoublierten Seite innen einen Span ergänzen musste, weil hier ein Spalt sichtbar war, der von außen nicht zu sehen war. Dann konnte ich mit Hilfe von Ziehklingen den Halsfuß abrichten. Dabei wurde der Winkel der unteren Halsfußfläche steiler, was auch dem Halswinkel zugute kommt. Vorher muss sehr viel Druck auf dem Zäpfchen gewesen sein, weil der Winkel des Halsfußes viel zu flach war.


          


    Vor dem Zuleimen hab ich alle Belege dünn geschabt, damit Decke und Boden freier schwingen können.


    Nun ist die Geige wieder zugeleimt, und der Hals fühlt sich bombenfest an. Momentan retuschiere ich noch die großen Risse auf der Decke und werde auch das Zipfelchen von Halsfußkeil und Zargenergänzung farblich anpassen. Dann wird die Geige eingerichtet und hoffentlich endlich spielbereit sein.

  • Genau so ist es! Hals bündig fest aber frei schwingend. Manchmal wundert man sich, wie aufwendig man einen erst aufwendig ergänzten Span hauchdünn anpasst. Aber ohne das Procedere geht es halt nicht!🤷‍♂️.

    Tolle Arbeit!!