Einschätzung dieser Geige

  • Letztendlich wird das zumindest im letzten Schritt ja sogar nicht geschliffen sondern mit Klingen abgezogen. Das erfordert schon ein wenig Knowhow, auch beim Werkzeug schärfen.
    Gutes Ebenholz ist schon wirklich hart und gerade die Ebenholzteile müssen wirklich gut angepasst sein.
    Steg schnitzen ist auch schwer, ich habe bestimmt 10 Anläufe vor meinem ersten ordentlichen gehabt, allerdings aus einem Holzklotz und nicht aus einem Rohling. Gutes Stegholz ist auch sehr fest.

  • Wer macht heute noch so etwas aus einem Holzklotz, wenn es gute Rohlinge gibt.
    Das ist doch eine Wahnsinnsarbeit, die unglaublich Zeit beansprucht.
    Da frage ich mich doch wirklich, wie Stradivari seine beinahe 1000 Instrumente zu Lebzeiten
    hinbekommen haben soll. Ist wohl rein physisch mit den alten Werkzeugen nicht möglich.
    Bei der grossen Anzahl an Kopien hat man sich wohl auf eine Zahl geeinigt.
    Beweisen kann man es ja kaum noch, wer was gemacht hat.
    Wie viele Gehilfen ausser seinen Söhnen hatte er wohl, die für ihn arbeiteten?

  • Naja, Strad wurde sehr alt und hat sich vielleicht einen Steg als Rohling vorarbeiten lassen und andere grobe Arbeiten abnhemen lassen. Es gibt ja Dokumente aus seiner Werkstatt die (wenn ich mich recht erinnere) auf 1200 Instrumente schließen lassen. Erstaunlich ist natürlich die Anzahl der übrig gebliebenen Instrumente, wobei die Holzringuntersuchungen (Dentochronologie?) meist die Herkunft bestätigen zu scheinen. Gerüchtet wird von mindestens 3 weiteren Lehrlingen. Wobei man sagen muss dass die späten Instrumente dem Altern von Motorik entsprechend ein wenig weniger makellos sind, was für die Hand des Meisters spricht. So richtig wider- oder belegen kann man natürlich kaum etwas, nur Indizien sammeln.
    Zur Frage nach dem Holzklotz, wegen der vollkommenen Kontrolle über das Holz und wegen des Lernens und weil ich einige Formen unterschiedlicher GB ausprobiert habe. Stegrohlinge, auch des gleichen Herstellers, variieren immer, weshalb ich mehrere hier habe, die quasi durchs Raster gefallen sind. Zugegeben, bei den meisten Instrumenten ist das aber eher zweitrangig. Ein ordentliches Modell ist in 99% der Fälle ausreichend gut.

  • Also, an Geigen herumbasteln kann wirklich viel Spass machen. Man sollte sich aber bewusst sein,dass das ein Hobby in sich selber ist, und es nicht machen, um Geld zu Sparen. Man macht es aus Spass an der Freud', undman braucht so einige Versuche (und einiges an gutem Werkzeug) damit das was wird. Einfach irgendwie draufloszuzimmern und dann enttäuscht festzustellen, dass die Geige schlecht klingt wird dem Instrument nicht gerecht.


    Also, 3 Möglichkeiten:


    1. Man lässt es machen (und lebt mit dem Gedanken, dass man das Geld nicht wieder reinbekommt- das ist bei einer Auto- oder Fahrradreparatur ja auch nicht anders!!!)


    2. Man verkauft die Fiedel und hofft auf wenig Verlust


    3. Man sieht es als Abenteuer, Experiment und Erfahrung, und lässt sich drauf ein. Dann sollte man diesen "Gewinn-und Spargedanken" aber ganz schnell seinlassen. Und auch nicht davon ausgehen, dass man hinterher ein perfekt klingendes Instrumentnhat.


    Geigenbauer ist nicht umsonst ein Lehrberuf. Das ist zwar kein Hexenwerk, aber ein bisschen Erfahrung gehört eben doch dazu. Du könntest vielleicht mit einem Geigenbauer einen Deal machen: Vielleicht nimmet er Dich mal für zwei Wochen während deiner Ferien/Urlaub als Praktikanten? Und Du erledigst die Arbeiten mit seiner Hilfe, zahlst etwas weniger Geld oder putzt mal die Werkstatt oder oder oder?

  • Vielen Dank für die zahlreichen Antworten, Meinungen und Tipps!


    Ich werde mich jetzt einfach mal an ein paar Dingen versuchen, und wenn es nicht klappt oder nicht gut wird, kann ich immer noch zum Geigenbauer gehen. Ich werde aber in jedem Fall alles am Ende nochmal von einem Geigenbauer anschauen lassen.


    Eine Frage habe ich noch zu den Wirbeln: Gibt es eine Vorgabe, wie weit der Wirbelknopf herausschauen sollte? Also nicht das Ende, sondern der Anfang. Die Wirbel, die ich gekauft habe, passen schon gar nicht mal so schlecht, sie sind eben nur noch etwas zu lang.
    Der bestellte Endknopf ist übrigens etwas zu klein, d.h. das muss ich auf alle Fälle mein GB machen lassen.


    Übrigens werde ich die Geige wahrscheinlich doch als Zweitgeige behalten, vielleicht wollen ja auch meine Kinder später einmal darauf spielen.


    Viele Grüße

  • Die Wirbel werden so eingepasst, dass das Wirbelloch im Wirbelkasten möglichst klein ist. Das, was übersteht, wird abgesägt und die Kanten verrundet.


    Meist muss das Wirbelloch bearbeitet werden (Wirbelreibahle!), und dann der Wirbel (Wirbelschneider!). Wirbelreibahle und Wirbelschneider (wie ein Bleistiftanspitzer) haben den gleichen Konus.


    Das Ganze ohne das passende Werkzeug zu machen ist aicher nicht unmöglich, aber die Gefahr, dass man am Wirbelkasten mehr herumeiert und kaputtmacht ist sehr gross. Da kann es dann passieren, dass man den Wirbelkasten ausbuchsen muss oder gar Wirbelkastenrisse auftreten, und das kommt dann viel teurer als wenn man es gleich richtig machen lässt.


    Meine Meinung: Wenn man das Geigenbasteln anfangen will, sollte man sich eine Wirbelreibahle und einenWirbelschneider kaufen. Die kann man immer mal wieder brauchen. Für Gelegenheitsarbeiten (...Basteln) reicht auch das Werkzeug aus Fernost, welches über z.B. Ebay .com (nicht .de!) recht günstig zu haben ist (Schneider und Ahle zusammen um die 60 Dollar).