Soll ich mir diese Geige von 1926 kaufen?

  • Hallo liebe Geigenliebhaber,


    ich bin 27 Jahre alt und spiele seit ca. 7 Jahren mehr oder weniger regelmäßig Geige (nur für mich oder meine Lehrerin). Es ist für mich ein wunderbares Hobby und ich mag mein Instrument sehr. Nun habe ich seitdem meine Geige beim Geigenbauer geliehen und überlege nun schon seit Längerem die Geige abzukaufen. Ich bin allerdings hin- und hergerissen, da ich das Instrument ja nie professionell spielen werde, mir diese Geige anzuschaffen. Ich fände es jedoch sehr schön, eine Geige in der Familie zu haben.


    Auf den Fotos seht ihr das gute Stück. Sie sieht auf den Bilder leider sehr glänzend aus, was sie in echt gar nicht ist. Sie stammt aus der Geigenbaustadt Mirecourt in Frankreich und wurde von einem Herrn Alexandre Urguette 1926 gefertigt.


    Beim letzten Service (Anfang 2016) meinte mein Geigenbauer, dass die Geige schon wieder an Wert gestiegen ist und sie aktuell einen Wert von ca. 3.500 € hätte.


    Mich würden daher auch gerne mal Eure Meinungen über das Instrument interessieren. Ich finde sie hat auch einen hellen, schönen Klang. Allerdings bin ich ja kein Profi, um besondere Unterschiede in der Qualität zu hören.


    Vielleicht kann ich durch Euer Feedback eher zu einer Entscheidung finden, mich endlich für oder gegen den Kauf der Geige zu entscheiden.


    Liebe Dank im Voraus. Ich freue mich auf Eure Antworten!

  • Hallo,
    auf den Bildern sieht sie wirklich sehr glänzend aus. Sollte der Glanz allerdings etwas verblasst sein, so kann der Geigenbauer den Lack wieder aufpolieren.
    Mir sieht die Geige irgendwie viel zu neu für Baujahr 1926 aus. Ist die Echtheit des Zettels bestätigt? Kann aber natürlich sein, dass der Geigenbauer da schon ordentlich nachgearbeitet hatte, bevor er sie dir verliehen hat.
    Wie wird die Miete auf den Kaufpreis angerechnet? Ich würde auch noch mal einen anderen Geigenbauer zum Preis befragen. Wenn ich diese Geige bei ebay sehen würde, würde ich keine 3500 EUR dafür bieten wollen. Allerdings hört man bei ebay die Geige nicht. Und der Klang ist halt das Wichtigste an einer Geige.
    Gruß Norbert

  • das ist wieder mal so ein Fall, den ich überhaupt nicht mag.
    Ohne den Vorinfo erinnert sie mich an die vielen Schulgeigen aus Rumänien oder Ungarn. Auch ist Norbert V.s Einwand, dass sie für eien 1926er Geige ainfach zu neu aussieht gewichtig. Es mag aber wirklich wie schon ewrwähnt sein, dass der Geigenbauer sie einstweilen aber mal toll überarbeitet hat.
    Aber, wenn der Klang passt und der Geigenbauer eine Garantie für die Echtheit mit Rücknahmeoption falls gegenteilig abgibt, dann wäre ein Kauf meines Erachtens OK!
    Befragen Sie daher noch einen andern Meister!

  • Mich verblüfft am Meisten die Aussage, dass "die Geige schon wieder an Wert gestiegen ist". Er verdient an der Miete und an Dir, und irgendwie klingt das für mich nicht wirklich seriös. Er sollte Dir doch eher entgegenkommen,denn in den 7 Jahren, in denen Du Instrumente bei ihm geliehen hast, hast Du eine Menge Geld bei ihm gelassen.


    Natürlich kann man auch argumentieren,mdass er sie dann eben an jemand anderen zu diesem Preis verkauft...


    Aber kurz zum Instrument selber. 3500 sind im Geigenbereich schon eine "Hausnummer". Wenn es unbedingt dieses Instrument sein MUSS, dann geh noch mal zu mindestens einem anderen Geigenbauer. Von Fotos lässt sich der Wert nicht so gut schätzen, da der Klang entscheidend ist.Das muss jemand vor Ort testen.


    Desweiteren empfehle ich Dir, in dem von dir anvisierten Preisbereich möglichst viele Instrumente zu testen, dich umzuhören, probezuspielen etc. - für 3500 hast du schon eine rwcht gute Auswahl. Dann bekommst du auch ein Gefühl dafür, wie ander Instrumente klingen, und was so der Preisbereich "hergibt".


    Auch wenn du nicht professionell spielst, ist eine "eigene Geige" und eine, die "was taugt" kein Fehler. Ich halte es jedoch für einen Fehler, ein Instrument zu kaufen, ohne Alternativen ausprobiert zu haben, ohne sich umgehört zu haben, und sich nur auf dieses Instrument zu versteifen. Dann kann der Geigenbauer Mondpreise verlangen...


    Und nein, in den Verleih gehen selten die besten Instrumente, und man verleiht auch nicht die Instrumente, die sich leicht verkaufen lassen und ein grosser Wert dahintersteht. Dazu ist das Risiko einer Beschädigung/Verlust viel zu gross.

  • Vielen Dank für Eure Antworten.


    Das Instrument wurde von meinem damaligen Geigenlehrer (Berufsmusiker) beim Geigenbauer ausgewählt. Daher hat er schon darauf geachtet, dass es ein recht gutes Instrument ist. Laut meinem Geigenbauer, hat er die Geige selbst aus Frankreich mitgebracht und restauriert. Daher gehe ich schon davon aus, dass es sich wirklich um Baujahr 1926 handelt und sie immer gut gepflegt wurde. Ob sie natürlich trotzdem dem Wert entspricht, ist schwer zu sagen. Vielleicht werde ich eurer Empfehlung folgen, und mir noch andere Stücke ansehen oder auf eine etwas günstigere zurückgreifen. Leider kann ich ja nicht so herausragend spielen, um einige Instrumente miteinander zu vergleichen. Ich möchte eben ungern so viel Geld in ein Instrument investieren, das es eigentlich nicht wert ist. Ansonsten sehe ich die Anschaffung schon als eine gute Investition und wenn ich die Geige immer gut pflege, sollte sie ja auch nach Jahren ihren Wert erhalten oder ggf. steigern. Durch die Anrechnung eines kleinen Anteils der Leihgebühren war sein letztes Angebot für den Abkauf 2.400 €. Das hatte ich noch vergessen zu erwähnen.. In den letzten Jahre habe ich allerdings insgesamt bestimmt schon über 1.000 € an Leihgebühren bezahlt.


    Hier auch noch ein Bild von heute morgen: http://www.beautyherz.de/20170603_20120222.jpg
    Die Farbe ist nicht ganz so rötlich ist wie auf den ersten Bildern.

  • Wertsteigerung ist inzwischen - in diesem Preisbereich- eine Illusion. Meine Meinung habe ich sehr ausführlich im Strang "Richard Martin" dargelegt.


    Und nein, eine Geige muss ihren Wert auch nicht steigern. Ein Auto tut das nicht, ein Fahrrad tut das nicht, Anziehsachen tun das nicht, Schmuck tut das nicht, Elektronik tut tas nicht---- mir fällt eigentlich KEIN Gebrauchsfegenstand ein, der seinen Wert steigert. Warum verlangt man das bei einer Geige? Die hält schon ein Leben lang, warum muss sie dann auch noch wertvoller werden...? Das ist eine jahrzehntelang gehegte Hoffnung, die bei antiken, wirklich alten Instrumenten (=Kunstwerke) zutrifft, genauso wie bei bestimmten Oldtimern, bestimmten Schmuckstücken etc.- aber in diesem Preisbereich bist du nicht unterwegs. Als Amateur muss das auch nicht sein, und Du solltest Dein Instrument unbedingt nach KLANG auswählen, nicht nach Herkunft oder "Stammbaum".

  • Thema Leihgebühren: 2.400 sind was Anderes als 3.500... Aber Du hast ja auch auf der Geige gespielt, sie also "gemietet".


    Hör Dich um, spiel viele Instrumente zur Probe, und dann kannst Du Dich entscheiden.

  • Ok, vielen Dank nochmal für Euer Feedback! Das hat mir sehr weitergeholfen und es ist wirklich schön, dass es dieses Forum gibt und man sich Meinungen einholen kann.
    Ich würde das Instrument auch nicht aufgrund des Alters oder der Herkunft auswählen, sondern einfach nur weil sie mir gut gefällt, ich den Klang mag und ja auch schon einige Jahre darauf spiele.

  • Das sieht nach so nem Zelluloselack aus, sehr typisch für Mirecourt ist und auch noch nach vielen Jahren auf Hochglanz polierbar, da sehr sehr dick. Leider aber klanglich nicht gerade hilfreich. Auch die Schnecke passt gut zu Mirecourt. Mein Gedanke bevor ich den Text gelesen habe ging recht schnell in diese Richtung. In der Preisklasse gibt es viele ordentliche Geigen, da könnte man sich schon weiter umschauen.
    Wertsteigerung in dem Preisbereich ist aber Käse, nicht mal Inflationsausgleich ist realistisch!

  • Meine persönliche Meinung.
    Die Geige hat mehr den Charme einer China Geige, als der einer französischen Geige.
    Bis auf den schwarzen Rand an der Schnecke, sieht wenig nach einer guten französischen Geige aus.


    Wenn die Geige nicht durch ihren Klang besticht, gibt es wenig Gründe diese zu kaufen.
    Daher würde ich unbedingt vorschlagen, jemanden zu Rate ziehen, der die klanglichen
    Eigenschaften bestätigen kann und das Instrument empfiehlt.
    Ein heller Klang ist nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal.


    Am besten vergleiche den Geigenklang mit der Geige der Geigenlehrerin.
    Die Geigenlehrer haben in der Regel gut klingende Instrumente, da sie
    selber doch besser klingen sollten, als die Schüler, was beim Spielen
    nur schon der leeren Saiten eigentlich hörbar sein sollte und beim
    Spielen des selben Stückes hörbar ist.
    Lasse am besten Deine Geigenlehrerin das Gleiche Stück auf
    den beiden Geigen spielen. Dann merkst Du, ob dies wirklich
    ein gutes Instrument ist und Du deine Wahl treffen kannst.