Herkunft Geige

  • Liebe Forenmitglieder,


    Sehr gern würde ich mehr zu dieser Geige erfahren. Ich habe sie vor einigen Jahren geschenkt bekommen, ihre Geschichte ist mir nicht bekannt. Da ich bereits ein Instrument spiele und sehr schätze, war ich mit ihr noch nicht beim Geigenbauer. Bezüglich baulicher Merkmale bin ich ein Laie. Besonders auffällig ist für mich aber der unregelmäßig gewölbte Boden und die Beläge auf der Innenseite des Bodens. Der obligatorische Zettel eines großen Meisters (siehe Bild) ist auch dabei ;-).

    Gibt es Hinweise auf die Herkunft? Lohnt sich eine Vorstellung beim Geigenbauer überhaupt?


    Ganz herzlichen Dank!


  • Schöne, gut erhaltene Geige. Die Schnecke ist schön geschnitzt und bis zum Ende gekehlt, die F-Löcher sind sauber geschnitten und die Wölbung ist gleichmäßig mit schöner Hohlkehle und sauberer Einlage. Allerdings wurde die Decke falsch gebeizt, da die Winterjahresringe heller als die Sommerjahresringe sind. Der Lack vom Boden sieht ein bißchen fleckig aus, aber das kann am Foto liegen.

    Hast Du noch ein Bild der Unterzarge und von der Seite, so dass man die Zargenecken sehen kann?


    Die Geige könnte für mich durchaus nach Frankreich passen, aber ich glaube nicht, dass das eine echte Vuillaume ist.

  • Ganz vielen Dank für die Auskunft! Das ist spannend. Ich hätte nicht gedacht, dass sie tatsächlich aus Frankreich stammen könnte. Die Schnecke ist tatsächlich recht unsymmetrisch... Der Boden wirkt in natura tatsächlich so, als wäre der der tiefste Punkt der Wölbung nicht mittig sondern im rechten Drittel. Ich kann es nur leider nicht fotografisch festhalten.

    Hier noch ein paar ergänzende Fotos.


  • Ich bin kein Experte für Geigenbestimmung, kann mich auch irren. Geh am besten zu einem Geigenbauer, in natura sieht er mehr als wir hier von Bildern.


    Bzgl. der Wölbung: Es sieht so aus, als hätte die Stimme den Boden nach außen gedrückt, weshalb die Wölbung jetzt ungleichmäßig ist. Das kann auf einen zu dünn ausgearbeiteten Boden hindeuten. Ist die Bodenfuge geschlossen? Sie sieht im oberen Bereich so aus, als wäre sie offen oder offen gewesen. Die Unterzarge ist geteilt. Damit würde ich Mittenwald ausschließen. Die Zargenecken sehen nicht nach aufgeschachtelter Bauweise aus, also würde ich sagen, die Geige wurde in einer Außenform oder um eine Innenform gebaut.

  • Eine ganze Unterzarge immer nach Mittenwald zu verorten ist falsch. Auch wenn diese Geige eine hätte, würde sie nicht nach Mittenwald passen. Nach Frankreich würde ich sie auch nicht verorten, ich vermute eher Osteuropa als Herkunft.


    Letztendlich ist das aber auch egal- wichtig ist, wie sie klingt.

  • Vielen Dank für das Feedback! Der Klang ist kräftig, warm und besonders auf den tiefen Saiten kann man die Obertöne gut finden. In höheren Lagen wird sie etwas dumpfer, aber vielleicht wird das noch besser... Ich werde das Instrument bei Gelegenheit zum Geigenbauer bringen. Allen einen schönen Sonntag!

  • Täuschen die Bilder oder der Boden löst sich? Unterm Kinnhalter sehe ich eine Öffnung und auch entlang der Zarge Richtung unteres Eck?

    Ja, der Boden löst sich im Bereich der linken unteren Ecke. Das sollte geleimt werden. Unterm Kinnhalter sehe ich keinen Spalt, aber er kann natürlich da sein und vom Kinnhalter zugehalten werden. Die Fuge am Endknopf könnte auch im unteren Bereich offen sein.