Die Qual der richtigen Geigenwahl ;-)

  • Beim Durchlesen fallen viele Grammatikfehler auf, die entstehen, wenn man einen Text nur einmal und somit unvollständig überarbeitet. Leider können wir ja hier keine Posts mehr editieren. Ich bitte, das zu entschuldigen.

  • Danke für deinen Bericht. War sehr angenehm zu lesen, Fehler sind mir keine aufgefallen. :)


    Ich kann das mit meinen wenigen Geigen und Erfahrungen nicht so gut einschätzen wie du.
    Ein Beispiel möchte ich dennoch anbringen ... (hab es sicher auch schon mal beschrieben)


    Ich kaufte vor ca. 10 Jahren eine einfache – womöglich rumänische – Manufaktur-Geige, habe die hier

    auch kurz vorgestellt https://www.artemedia.de/Geige…etti%20Etikett/index.html


    Mit der war ich beim Geigenbauer und habe einige Geigen zum Vergleich gespielt. Alle Geigen unter

    1000,- EUR, vor allem seine gepriesenen Geigen aus Rumänien, die er selbst einrichtet und für 600,- verkauft,

    waren wesentlich schlechter vom Klang her. Das sagte er selbst: „Mit Ihrem Können und dieser Geige
    müssen wir mindestens in die 1500-2000 EUR gehen, damit wir was besseres finden“ .. so ähnlich.


    Ich spielte erstmal weiter hauptsächlich auf der „Carletti“...


    Dann kam 2017 die Yita an. (nicht 2016, wie ich neulich schrieb)

    Und jeder bestätigt mir seitdem, dass die wunderbar klingt, voller und runder als die Carletti. So, wie

    ich das beim Geigenbauer in der Preisklasse 1500-2000 EUR erlebt habe, und von diesen Geigen war

    ich damals optisch und klanglich auch angetan.


    So, das war mein kleiner, sehr persönlicher Bericht. Ergänzend noch, mir gefielen bei Yitamusik die

    Instrumente von Mazhibin besser als die von LiuXi, weiß nicht wie es heute ist. Vielleicht ist es Zufall, dass

    gerade mein Schnäppchen so gut ist, vielleicht ist sie auch nur für mich so gut.


    (Und bei 140,- zzgl. Versand kann man jetzt nicht soooo viel falsch machen, daher auch mein Kauf damals.
    Heute würde ich sie vielleicht ab 1500,- hergeben, aber nur vielleicht ...) :)

  • Immer wenn ich wieder ins Forum schaue, bin ich aufs Neue überrascht und froh, mich mit unserem Anliegen hier gemeldet zu haben :thumbup:


    Neben dem allgemeinen Dankeschön an alle Mitschreiber noch ein besonderes Danke an Hannes_F, der die bisher beste Erläuterung zu Yita-Instrumenten verfasst hat, die ich bisher finden konnte (und ich habe eine Weile im deutsch- und englischsprachigen Web gesucht, inklusive Youtube-Beiträgen usw.). Das ist auch für andere Interessierte sicherlich eine super Entscheidungshilfe!


    Eine erste Diskussion mit der Tochter gab es schon und das Probespielen wird auf jeden Fall mit zum Kauf gehören, daher scheidet Yita aktuell erstmal aus. Sonst sind wir noch nicht so klar als dass wir wüssten was es wird, im Laufe Januar-Februar werden wir aber sowohl Arc Verona als auch Violin Project einen Besuch abstatten und dort dann gebrauchte und neue Geigen ausprobieren. Aktuell ist gerade beim Violin Project im Bereich für Schülergeigen einiges nicht auf Lager, soll aber nächstes Jahr wieder reinkommen, daher warten wir das auf jeden Fall noch ab :sleeping:


    Hannes_F


    Was mich bei deiner Kenntnis mit chinesischen Geigen interessiert: The Violin Project bietet ebensolche an. Kannst du einen Vergleich zwischen dem, was man beim Violin Project bzw. Yita bekommmt, ziehen? Der Vorteil liegt ja auf der Hand: Das Probespielen und die Begutachtung der Geige vor Ort, die Beratung und ein Kauf vom deutschen Händler, der ja auch von etwas leben muss, sind hier selbstverständlich mit eingepreist. Nur: Gibt es da eine Maßgabe, in welchem Bereich sich die dortigen Schüler-Modelle (ab 400 bis 680 Euro) bewegen?

  • Tja Hannnes, jetzt hat es mich auch mit dem Folgebeitrag erwischt: Da wollte ich noch 3 Dinge loswerden, dann eben in einem separaten Beitrag:

    1. Der Text war sehr gut und verständlich. Bei dieser Länge sind dann auch 1-2 Wiederholungen im Satzbau erlaubt ;) Wie erwähnt ist der Inhalt des Beitrags toll!


    2. Zur Klärung wegen der Stimme bzw. des Stimmstocks bei Yita Instrumenten: Ich hatte auch auf deren Seite gelesen, dass die Stimme grundsätzlich beim Transport aus der Position fallen kann. Kamen bei Dir denn alle Geigen mit herausgefallener Stimme an?


    3. Weil du auch rumänische Geigen als Beispiel nimmst: Gibt es Händler, die solche anbieten? Das Violin Project bietet z.B. auch eine Carpathia Pro für knapp 900 Euro an, entspricht das dann auch einer gehobeneren Qualität oder kann man diese rumänischen Geigen nicht so einfach in einen Qualitäts-Topf werfen?

  • Hallo drummer, danke für Deine Rückmeldung und die Rückfrage. Die Webseite von TheViolinProject habe ich bereits verschiedentlich beäugt, jedoch bisher keine Erfahrung mit deren Angebot machen können.

    Direkte Vergleiche kann ich mit zwei anderen Serien anstellen: http://www.mezzo-forte.de und Simon Joseph aus Rumänien.

    Mezzo-Forte verkauft Instrumente von David Lien, der ein taiwanesischer Geigenbauer ist, kein Chinese. Hiervon habe ich an Geigen im Format 4/4:
    1 x David Lien Professional E
    1 x David Lien Antique Grade C
    1 x David Lien Orchestra "hell"
    1 x David Lien Orchestra "dunkel"
    1 x David Lien "Concert"

    Die Geigen werden alle in Deutschland von angestellten Geigenbauern eingerichtet, und von daher sind Griffbrett, Steg und Wirbel schon ab Kauf auf einem hohen Niveau. Im Prinzip kann ich die alle auspacken und spielen, ohne irgendwas daran nachzufeilen ... was bei den Yita-Geigen in der Regel nicht klappt. Insofern schonmal ein Pluspunkt.

    Weiterhin sind die beiden ersten genannten Modelle (die gesamte "Professional"-Reihe von E bis A incl. der Antique Grade C) reine Serienbauten, d.h. es handelt sich zwar durchweg um Handarbeit, aber in Reihe von Assistenten gefertigt. Anders ist es bei den höheren Baureihen, ("Orchestra, Concert, Concert master, Master") wo ein immer weiter zunehmender Anteil an Meisterarbeit geleistet wurde. Z.B. macht David Lien bei bestimmten Modellen dann die Decke und die Schnecke selbst, während der Rest von Assistenten gemacht wird (nur als Beispiel, genau weiß ich den jeweiligen Anteil nicht).

    Vom Ergebnis her ist auch hier eine klare Reihenfolge in der Bau- und Klangqualität zu bemerken. Die Professional E ist eine solide Schülergeige, aber noch recht schwer (nicht optimal ausgearbeitet) und vom Klang her klein. Vergleichbar etwa mit den Yita-Geigen bis Serie 20. Man könnte sie jederzeit einem Schüler in die Hand drücken, aber für Aufnahmen verwende ich sie nicht. Meine Antique Grade C ist irgendwie ein Ausrutscher nach oben hin, nämlich für den Preis (knapp unter EUR 500) überraschend gut (obwohl es keine Meisterarbeit ist), und klingt meiner Meinung nach bereits besser als meine Master-Modelle von Yita.
    Die "Orchestra"-Modelle sind m.E. auf jeden Fall schon für's Geigenstudium geeignet. Optisch eher etwas einfach, aber klanglich sehr sauber, laut genug, aber nicht zu laut, technisch perfekt OK.
    Bei der "Concert" ist zusätzlich noch Wert auf Hübschheit gelegt worden und die individuelle Klangeinstellung investiert worden. Sehr angenehm. Dies ist eine der Geigen, die ich ab und zu einpacke, um auch mal ein Solo-Ständchen irgendwo zu spielen, während ich die anderen in dieser Liste eher für Tutti-Aufnahmen verwende.

    Aus meiner Sicht bekommt man bei Mezzo-forte etwa die Optik wie bei Yita (so ganz grob gesagt), aber eben auch den adäquaten Klang dazu. Für mich ganz klar überlegen.

    Etwas ausnehmen von dem Vergleich möchte ich die Bratschen von Yita (Liu Xi), die sind nicht so auf Schönheit getrimmt, funktionieren bei mir aber sehr gut, und irgendwie auch besser als die beiden Bratschen von David Lien, die ich ebenfalls besitze.
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    Rumänische Geigen: Hier habe ich wohl einige "inoffizielle" und eine offizielle rumänische Geigen. Mit "inoffiziell" meine ich Geigen, die möglicherweise aus Rumänien stammen, in die jedoch ein italienischer oder auch deutscher Zettel geklebt wurde, wo ich aber nicht genau weiß, woher sie wirklich kommen. Einige von denen sind gut.

    Offiziell rumänisch ist eine Geige von Simon Joseph, wie sie derzeit für ca. 1850 EUR verkauft werden. Das ist ganz klar eine Meisterarbeit, gleich ein Stück feiner gearbeitet, und momentan die, die meistens in meinem Geigenkoffer bereitliegt, wenn ich wegfahre. Super eingerichtet, klingt sehr ausgeglichen (etwa wie die "Concert" von David Lien, nur noch etwas leichter in der Ansprache), makellos für den Preis. Ist aber eben auch bereits eine Einzelanfertigung.

    In Rumänien gibt es auch Geigenmanufakturen, die ähnlich wie bei Yita in Serie fertigen, und möglicherweise habe ich von denen eben auch die eine oder andere Geige (eine habe ich als Geigenrätsel schonmal vorgestellt), aber da ich es nicht genau weiß, verliert sich ab hier alles in Spekulation. Da bleibe ich lieber bei dem, was ich sicher weiß.
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    Interessant in meiner Sammlung ist ein chinesisches Cello, das ich bei meinem lokalen Geigenbauer für ich glaube EUR 2850 incl sehr teurer Saiten (Perpetual) gekauft habe. Das hat er sozusagen fastfertig eingekauft, dann Steg, Stimmstock und Wirbel selbst gemacht, Griffbrett abgerichtet, guten Saitenhalter und klanglich eingerichtet (mit individuellen Nachkorrekturen, nachdem ich es gekauft hatte). Für meine Zwecke ist das sehr gut geeignet, und der der ganze Weg scheint mir sehr gut zu sein. Ähnlich gute Erfahrungen habe ich mit einer Bratsche gemacht, die ich bei einem anderen Hannoverschen Geigenbauer ganz ähnlich gekauft habe - mit individueller Einrichtung. Geigen solcher Art habe ich allerdings bei lokalen Geigenbauern noch nicht gekauft.

    Abschließend zur Ergänzung: Vor vielen Jahren habe ich ein Cello von Lien / mezzo-forte erworben, das im Vergleich zu meinem chinesischen Cello damals nur halb so viel gekostet hat, und mit dem ich aber auch sehr zufrieden bin. Der Vorteil war halt auch hier, ich konnte ausprobieren.

    Will man noch weiter über die Qualität der Lien/Concert oder Simon Joseph Geigen hinausgehen, dann gibt es m.E. zwei Richtungen: Einerseits Meistergeigen von aktuellen deutschen Geigenbauern, oder halt ältere sehr gute Meistergeigen oder Manufakturgeigen. Da kann man dann mit Glück (und Geld) noch mehr Ansprache erwischen, noch weniger Nebengeräusche in den hohen Lagen, noch mehr individuellen Klangcharakter. Da aber wird es auch sehr individuell, ggf. auch bereits ab Kauf teuer, und bei älteren Geigen fallen sehr oft erstmal Korrektur-Reparaturen an (Halswirbel korrigieren, Griffbrett, Wirbel, Steg, Stimme), bevor die Instrumente überhaupt technisch auf dem Niveau sind, das man brauchen kann. Ist ein Kapitel für sich.

    So, jetzt habe ich Dir so ziemlich alles aufgeschrieben, was ich zu dem Bereich weiß, viel Glück beim Finden des richtigen Instruments!

  • PS.: Dann muss ich aber fairerweise noch ergänzen: Es gibt bei eBay durchaus Händler, die alte Geigen so verkaufen, dass die immer gut eingerichtet sind (na, fast immer). Von Alexander Viltman (olditalian) habe ich etliche Geigen mit "tollen Zetteln", aber guter Einrichtung gekauft. Da kann man dann auch ältere Instrumente mit individuellem Klangcharakter erwischen, die technisch gut funktionieren. Bei bisher sieben Geigen war bisher zumindest kein Reinfall dabei.

  • Ja, ich muss doch noch etwas ergänzen, was oft etwas übersehen wird:

    Von all den Geigen, die ich habe und verwende (rund 30) haben nicht zwei exakt die gleichen Maße. Zum Beispiel wenn man die effektive Saitenlänge betrachtet, die geht von 32,1 cm bis 32,9 cm. Das Halsmaß (Abstand zwischen Obersattel und Korpus geht zwischen 12,9 cm bis 13,5 cm. Erst recht unterschiedlich sind die Halsstärken.

    Gerade bei kleineren Händen (Jugendliche, Damen) können diese scheinbar kleinen Unterschiede große Auswirkungen auf die Spielbarkeit haben. Ich selber kann mich gut auf andere Mensuren umstellen, aber ich bin ein erwachsener Profi und würde das für Jugendliche nicht empfehlen. Deswegen ist individuelles Ausprobieren und/oder ein Rückgaberecht für eine Jugendlichengeige eigentlich unumgänglich.

  • Hallo drummer,

    Noch ein paar Ideen für deine Tochter aus rein subjektiver Erfahrung als erwachsener Anfänger:


    Sie soll mal sagen, was sie an der Leihgeige gut und schlecht findet.


    Dann würde ich längere Zeit täglich bei YouTube reinhören und mir Unterschiede zwischen Geigen bewusst machen, z. B. bei atonalhits (die stellt teure, berühmte Geigen vor, da kann Manager sehr gut Unterschiede hören und erkennen, was man mag und was nicht) und einfach mal nach violin demo tc. suchen und da auf Unterschiede achten. Ruhig auch mal Geigensoli berühmter Geiger anhören, die natürlich ihren eigenen Stil und unterschiedliche Instrumente haben, durch die man aber auch Unterschiede hören kann.

    Dann kann man zu verschiedenen Geigenbauern gehen und mehrere Geigen in eurer Preisklasse probespielen, auch mehrere Geigen des gleichen Sets, um evtl. Unterschiede zu hören. Das würde ich dann mit Erlaubnis des Geigenbauers filmen, dazu immer das Modell sagen. Dann nach Hause gehen, die Schnipsel ansehen, sich bewusst machen, wie sich die Geigen anfühlten, was man mochte, was nicht. Das bei jedem Geigenbauer der Gegend machen, eine Vorauswahl treffen, dann zurück kommen, noch mal mehrer Instrumente der favorisierten Serie Anspielen und dann davon die beste Geige kaufen.

    Macht euch auch bewusst, dass das, was deine Tochterbevorzugt nicht das sein muss, das andere als sehr gut bezeichnen.

    Ich würde mir aber bei jeder Geige einmal alle Lage vorspielen lassen, weil es da manchmal in den höheren Lagen Schwächen gibt.


    Ich habe selbst drei Geigen im Wert von 800€ (Sachsengeige, Hauptinstrument), 1500€ („besseres“ Instrument, das anders, aber mMn nicht unbedingt besser als die Sachsengeige ist, die nach gut 17 Jahren immer noch meine Lieblingsgeige ist) und eine mal aus Spaß bei eBay gekaufte asiatische Geige für 400€. Selbst diese finde ich gut, obwohl sie kleine Schwächen auf den hohen Lagen der D-Saite hat. Das war aber das erste Instrument, auf dem ich Obertöne hörte!


    Von daher denke ich, dass man als Laie auch im unteren Preissegment Instrumente finden kann, die durchaus für einen selbst das Lieblingsinstrument werden können. Meine 800€-Geige finde ich so gut und einzigartig, dass ich bereit war, eine 1000€ teure Reparatur dafür zu zahlen.


    Ich würde dringend vermeiden, in Foren nach Geigenwert zu suchen, besonders im Maestronet, weil einem sonst alles unter 4000€ oder mehr als Schrott präsentiert wird!


    Wir hatten damals in der Musikschule eine evtl. Hochbegabte Schülerin, die sehr ruhig und zurückhaltend war. Die hat sich mit 12 als erste Geige eine ausgesucht, auch Sachsengeige, die viel Stirnrunzeln von der Lehrerin bekam, aber total zu der Schülerin passte - auch eher leise, etwas matt, zurückhaltend zwar. Damit war aber die Schülerin die nächsten Jahre zufrieden, sie wollte die Geige noch mal jemandem zum Ausprobieren in die Hand geben.

    Ich habe dann wie diese Schüler mir auch von der Lehrerin so eine Sachsengeige gekauft und die drei, die ich hörte/ anspielte, hatten alle eine ganz eigene Charakteristik.

    Bedenke auch, dass eine Geige am Ohr anders klingt als aus der Ferne. Also deine Tochter hört einen leicht unterschiedlichen Klang als du.


    Ich würde von jedem in Frage kommenden Instrument eine kleine Pro und Kontraliste als Entscheidungshilfe anlegen. Darin sollten Punkte wie Klang einzelner Saiten, Ansprache (wie leicht zu spielen), Lautstärke, Charakter (raumgreifend, zurückhaltend, spiele ich eher forsch oder vorsichtig darauf), Gefühl auf der Schulter/ beim Spielen und zuletzt ruhig auch Farbe und Aussehen vorkommen. So kann man amEnde besser vergleichen.


    LG von

    Charlotte