Neu hier, 3 Geigen: Stimmriss, Bassbalken-Riss und Anschäften

  • Ich kann Fedele gut verstehen kein Stimmfutter gemacht zu haben.

    Ein Stimmfutter ist die hohe Kunst im Geigenbau und wenn, wie hier, die ersten erfahrungen gesammelt werden.

    Könnte so eine Hübsche Geige schlechter da stehen als jetzt.

    Zur Diskusion warum Plättchen gegen die Richtung der Holzmasserung angebracht werden läst sich sehr leicht erklären.

    Wenn man sich die Rissbildungen genauer ansieht verlaufen Sie fast immer in in einem Jahresring. Es gibt so gut wie keine Querlaufenden Risse. Somit macht es sinn den Riss so zu belegen das die Jahreringe Querverlaufen und die Optimale Stabilität bringen.

    Klanglich verändert sich dadurch nichts da darunter die Klangführenden Jahres ringe vorhanden sind. Anders sieht es aus wenn Ich wie beim Stimmfutter das Holz entferne. Da die Hellen und Dunklen Jahresringe für die Geschwindigkeit des Schall massgeblich verantwortlich sind wird versucht dieses nicht zu stören oder zu Unterbrechen. Daher wird lange ein Stück Holz gesucht was nach möglichkeit dem vorhandenen Holz mit dem Abstand und Dicke der jahresringe gleicht. Und jetzt erklärt sich auch warum die Stimme Quer zum Verlauf der Jahresringe in der Decke steht. Würde ich Stimme mit dem verlauf der jahresringe einbauen könnte es Passieren das die Winterjahresringe auf den Weichen Sommer Jahresring liegt was dämpfen würde. Und Quer treffen Sie sogar mehrmals Ihren Partner Jahresring.

  • In letzter Zeit lese ich öfter, dass man bei einem Stimmriss heutzutage nicht gleich ein Futter macht, sondern ihn leimt und mit einem Beleg sichert und dann schaut, ob er auch so hält.

    Wäre es dann eine valide Lösung, wie bei dieser Geige solche quer verlaufenden, relativ dicken Belege auf den Stimmriss zu leimen? Für mich sieht das eher nach "verbastelt" und "nicht besser gekonnt/gewusst" aus.

  • Ein Stimmfutter ist die hohe Kunst im Geigenbau und wenn, wie hier, die ersten erfahrungen gesammelt werden.

    Könnte so eine Hübsche Geige schlechter da stehen als jetzt.

    ja, das war meine Überlegung und die Decke erscheint mir ohnehin recht dünn - es war eine gefühlsmäßige Entscheidung und obwohl es "verbastelt" aussieht schon auch die Überlegung ob sich die ausführende Person nicht eventuell trotzdem etwas dabei gedacht hat.

    Mittlerweile ist sie wieder zusammengeleimt und ich muss sagen, sie klingt ganz passabel!

    Alle Töne bis auf das f" klingen frei, das f" schwingt einfach ein wenig kürzer aber für meine Zwecke ist das nicht weiter tragisch und es fällt kaum auf.

    Die Frage quer oder längs finde ich weiterhin interessant und was das Zusammenleimen angeht:
    ich hab mehrfach mit feuchtem Tuch den rausquellenden Leim entfernt, teils auch einzeln nochmal die Klemmen abgenommen um gut wischen zu können, ein bisserl sieht man ihn aber trotzdem - gibt es hier einen Trick?

    und Student : nicht traurig sein, ich hab alles trotzdem liebevoll gemacht und es wird schon und ich werd sicher auch noch mutiger ;)

    jedenfalls freue ich mich an meiner Ungarin, die über 20 Jahre kaputt rumgelegen ist!

  • Schön, dass die Geige wieder gespielt wird. Das ist ja erstmal das wichtigste. Ich habe auch nicht gleich bei der ersten reparierten Geige ein Stimmfutter gemacht. Erst nach einigen Reparaturen habe ich gezielt nach einer alten Geige mit Stimmriss gesucht.

    Um Kleberreste von der Fuge zu entfernen, stülpe ich ein feuchtes Stück Tuch um ein schmales Stück Holz und entferne damit den herausquellenden Leim.

  • In letzter Zeit lese ich öfter, dass man bei einem Stimmriss heutzutage nicht gleich ein Futter macht, sondern ihn leimt und mit einem Beleg sichert und dann schaut, ob er auch so hält.

    Wäre es dann eine valide Lösung, wie bei dieser Geige solche quer verlaufenden, relativ dicken Belege auf den Stimmriss zu leimen? Für mich sieht das eher nach "verbastelt" und "nicht besser gekonnt/gewusst" aus.

    Ich habe eine Geige, bei der das genau so gemacht ist (Bodenstimmriss). Sechs quadratische Belege. Der letzte, der schon "jenseits" des Stimmstocks ist, scheint mir mit Sekundenkleber befestigt zu sein, aber ganz sicher bin ich nicht.

    Die Geige habe ich so gekauft, daher weiß ich nicht, wer die Reparatur gemacht hat. Hält bisher gut.

  • Ich hab mir kürzlich die Videoserie eines amerikanischen Geigenbauers über eine total zerstörte Geige angeschaut, bei der die Stimme sogar durch die Decke gebrochen war und die Decke sowie Teile von Zargen und Boden aus Einzelteilen und Splittern wieder zusammengepuzzelt werden mussten. Hier macht er ab Minute 35 auch so einen großen Beleg statt des Stimmfutters:


    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Mir gefällt die hemdsärmelige Art des Mannes nicht, und einige der Reparaturen hätte ich anders gemacht (z.B. nicht Beize direkt auf's Holz gepinselt oder dann die Decke komplett neu lackiert), aber vielleicht ist so ein Beleg ja ein gangbarer Weg, wenn sich das Originalholz des Risses nahtlos leimen lässt. Das dürfte den Klang weniger beeinflussen als ein Stimmfutter, aus den von abalon genannten Gründen. Der Beleg muss sich nur der Deckenwölbung genau anpassen, sonst wird das Anpassen der Stimme schwierig.

  • geigerlein

    Da könnte was dran sein - die Decke war anscheinend komplett zerstört und ich glaube der Reparateur war deshalb auch besonders stolz auf seine Reparaturen und vermutlichlich wollte er maximale Stabilität erreichen...

  • Ich hab mir kürzlich die Videoserie eines amerikanischen Geigenbauers über eine total zerstörte Geige angeschaut, bei der die Stimme sogar durch die Decke gebrochen war und die Decke sowie Teile von Zargen und Boden aus Einzelteilen und Splittern wieder zusammengepuzzelt werden mussten. Hier macht er ab Minute 35 auch so einen großen Beleg statt des Stimmfutters:


    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Mir gefällt die hemdsärmelige Art des Mannes nicht, und einige der Reparaturen hätte ich anders gemacht (z.B. nicht Beize direkt auf's Holz gepinselt oder dann die Decke komplett neu lackiert), aber vielleicht ist so ein Beleg ja ein gangbarer Weg, wenn sich das Originalholz des Risses nahtlos leimen lässt. Das dürfte den Klang weniger beeinflussen als ein Stimmfutter, aus den von abalon genannten Gründen. Der Beleg muss sich nur der Deckenwölbung genau anpassen, sonst wird das Anpassen der Stimme schwierig.

    Die Amerikaner sind teilweise wohl ziemlich schmerzfrei, wenn es um Geigenreparaturen geht. Ich hatte in einem Video eines Geigenbauers gesehen, dass der den Geigenkorpus zum Schluss mit einem Klarlack aus der Spraydose übersprühte.