Sachsenherz

  • Keiner feilt Schnecken „aus dem Ganzen“. Die werden immer grob vorgesägt. Aus dem „groben Vorsägen“ ist heute auch das Vorfräsen geworden- es unterscheidet sich nur wie weit die vorgefertigt sind. Von den groben Konturen gesägt bis hin zu CNC-gefräst-schleiffertig ist da alles möglich. Insofern variiert einfach der Anteil der reinen Handarbeit.


    Ähnliches gilt für alle anderen Teile.


    Es ist ja generell auch gar nix gegen den Einsatz von Maschinen zu sagen. Damit ist es möglich, brauchbare Schulinstrumente für relativ wenig Geld zu produzieren, und damit auch Familien jenseits des gehobenen Bürgertums den Einstieg ins Geigenspiel erfolgreich zu ermöglichen.

  • Bei einer Geige für 300 EUR bleiben für die Schnecke und Hals höchstens 10,- EUR ... eine Schnitzerei von

    Hand ist damit nicht machbar, nicht in Deutschland.

    Ich stimme Dir zu, ganz sicherlich nicht!
    Die Firma David Lien sitzt in Taiwan, sonst wären solche Preise nicht möglich, ob mit oder ohne Fräse ...

  • ... und damit auch Familien jenseits des gehobenen Bürgertums den Einstieg ins Geigenspiel erfolgreich zu ermöglichen.

    Ich war heute wegen der halben Geige für meine Jüngste beim Geigenbauer und staunte nicht schlecht, als er auf die Frage nach einem Bogen antwortete, etwas Schlechteres als einen Dörfler würde er mir nicht verkaufen, weil alles, was preislich darunter liegt, im Unterricht nicht funktioniere, wenn die Kinder dann Sprungbogen usw. lernen. Und wenn der Dörfler mal runterfällt und kaputtgeht, dann waren das ja nur 150 Euro, die in den Sand gesetzt sind.


    Ich frage mich ernsthaft, ob es für eine Siebenjährige wirklich so ein teurer Bogen sein muss. Das ist in meinen Augen viel Geld, auch wenn ich verstehen kann, dass ein vernünftiger Bogen Arbeit macht, die auch bezahlt werden muss. Jetzt hab ich schon wieder einen Thread gesprengt, sorry for that. Ich wollte nur mal sagen, dass man nicht nur für eine Geige, sondern auch für einen Bogen eine ganze Stange Geld ausgeben kann...


    Passend zum ursprünglichen Thema hier nochmal die Frage, ob das "Sachsenherz" nicht (auch) das untere, hintere Ende des Wirbelkastens meint, wie mir mein Geigenbauer sagte. Siehe RE: interessante Geige.

  • ...für Schüler rate ich eh zum Carbonbogen.


    Das mit dem Sachsenherz ist eine interessante Frage, offensichtlich gibt es da verschiedene Ansichten. Meist hat eine Geige, die am Schneckenrücken zeitsparend gearbeitet ist, auch die sparsame Kehlung vorne. Da liegt es nahe, dass manchmal der Begriff für Beides benutzt wird. Es ist ja eh kein „richtiger Name“.

  • Zum Schülerbogen:


    Es gibt Schüler mit halben Geigen, die technisch besser spielen als so mancher Orchestermusiker,

    (mal etwas übertrieben, im Extremfall) .. da muss halt auch Geige und Bogen entsprechend passen,

    die meisten in dem Alter sind aber Anfänger, die den Bogen noch nicht einmal ganz richtig halten,

    da passt ein günstiger Bogen ganz genauso. Eine gute ausgewogene Stange, gute Bespannung und

    leicht gängiger Frosch reichen aus. Das Preisschild spielt keine Rolle.

  • Sie spielt seit knapp 2 Jahren und das ziemlich gut, weil sie den Willen hat, es richtig zu machen. Da macht eine gute Ausstattung natürlich Sinn. Ich werde mal die Lehrerin fragen, was sie dazu sagt.


    Braaatsch, also kann man zum "Sachsenherz" generell sagen, dass es tendenziell bei höherwertigen Geigen nicht vorkommt, weil bei ihnen mehr Zeit in die Ausarbeitung investiert wurde, und das macht man nur bei den besseren Geigen? Es gibt ja da auch Unterschiede. Manchmal ist es so deutlich wie bei der von Nachtlicht gezeigten Geige, manchmal auch nur minimal, so dass es eher aussieht wie ein Po :D (Sorry, der musste jetzt sein). Ich bin mir da immer nicht sicher. Solange der Rest der Schnecke sauber ausgearbeitet ist und die Geige selbst auch eine schöne Wölbung und Kehlung hat, nehme ich ein Sachsenherz in Kauf. Vor allem, da es ja nicht nur bei den sächsischen/böhmischen, sondern auch bei Geigen anderer Herkunft vorkommt, wie Du schon sagtest.

  • ...mit dem „generell“ ist das so eine Sache. Es gibt viele Schrottgeigen ohne Sachsenherz(en), und viele Geigen mit Sachsenherz(en), die fantastisch klingen.


    Es ist zwar bei vielen Geigen ein „Zeitsparmerkmal“, aber bei vielen eben auch nur eine stilistische Eigenart eines guten Instrumentes.


    Die Qualität eines Instrumentes hängt ja nicht von der Form der Schnecke ab (...Chinabilliggeigen mit sauberen CNC-gefrästen Schnecken) und die Qualität dieser nicht vom „Sachsenherz“ oder nicht (es gibt auch unsaubere Schnecken ohne Sachsenherz und sorgfältig gearbeitete mit Sachsenherz).


    Das Gesamtbild der Geige, Alter, Herkunft und vor allem Klang sind das, was zählt.