Geigenzettel *Emil Meisner

  • Lieber Braaatsch, liebe Leute.



    Ich war heute bei 2 verschiedenen Geigenbauern. Beide fanden die Geige "schön" und gut gemacht. Das Besondere der Geige ist wohl dass sie absolut frei von jeglichen Schäden ist. Das Griffbrett muss abgerichtet werden. Wirbel Saitenhalter Kinnhalter Steg sollen neu eingesetzt werden und Dominant Saiten sollen aufgezogen werden.


    Beide wollen ca 500 Euro für diese Arbeit.


    Ich habe den Eindruck dass der Geigenbauer B mehr für dieses Geld tun würde als Geigenbauer A. Die Vorgehensweise war sehr ausführlich beschrieben und Ich habe einen schriftlichen Kostenvoranschlag bekommen. Er hat auch von innen nach außen geguckt möchte offene Stellen verleimen und auch richtig säubern und polieren.


    Ich muss mir überlegen ob ich es machen lassen möchte. Sicherlich bekomme ich für 500 Euro keine gute Geige irgendwo her. Meine Mietgeige kostet 20 Euro im Monat.


    Ich müsste mir einen neuen Bogen kaufen.



    Viele für und wieder. Es ist aufregend und aufreibend.

  • Das klingt nach Arbeiten, die wirklich zu machen sind. Lediglich den Kinnhalter könnte man noch verwenden, wenn er Dir passt.


    Wirbel: Ich empfehle Feinstimmwirbel. Gibt es auch mit Holzkopf, sehen dann aus wie normale Wirbel. Sie sind zwar eine Investition, aber man ist das Wirbelproblem ein für alle Mal los, und das Stimmen wird viel einfacher.


    Wenn Du eine eigene Geige möchtest, gehört ein eigener Bogen dazu...und gute Bögen sind teuer. Für den Anfang reicht auch ein preiswerter Carbonbogen, bei Ebay.com schon für 20-30 Dollar zu haben. Bei mir hat jeder Bogenkauf aus China problemlos funktioniert- und die Carbon- Bögen, die du hierzulande unter 200 Euro bekommst, stammen alle aus China.

  • Feinstimmwirbel sind anders ?


    Er hat Ebenholzwirbel die er einpasst. Ich sollte an fertigen Geigen probieren und da hat es mich absolut überzeugt.


    Ja das mit dem Bogen ist mir klar, denke aber es sollte mich nicht abhalten wenn ich diese Geige möchte. Meine Lehrerin ist ganz zuversichtlich dass sie auch einen passenden finden könnte.


    Meine Entscheidungsfindung geht über den Weg zu überlegen welche Alternativen ich habe. Immerhin kann ich für das Geld 25 Monate lang einfach mein Mietinstrument weiter spielen. Das Geld ist dann allerdings futsch.


    Vielleicht denke ich in zwei Jahren aber auch ganz anders über Geigen und weiß bis dahin was ich will.


    Perspektivisch gesehen- ich habe zwei kleine Kinder- werde ich nie so viel Geld über haben mir eine Meistergeige zu kaufen. Also wozu warten.


    Ich bin nicht besonders gut im teure Entscheidungen treffen ^^

  • Ja,Feinstimmwirbel haben eine Mechanik im Wirbel. Zum Stimmen drehen sie sich nicht im Holz, damit sind sie witterungsunabhängig und ruckeln nicht, müssen auch kaum gepflegt werden. Ein bisschen so wie bei Gitarrenwirbeln, allerdings ist die Mechanik deutlich anders, aber das Prinzip ist ähnlich.


    Da Holzwirbel mit dem Reibungsprinzip funktionieren (Holz auf Holz), müssen sie sehr gut passen. Nun handelt es sich aber um verschiedene Holzarten, die sich bei Luftfeuchtigkeits- und Temperaturänderungen unterschiedlich ausdehnen. Gleichzeitig wird durch die Reibung natürlich immer ein bisschen Holz abgeschliffen- das ist extrem wenig, trotzdem laufen die Wirbel irgendwann „ruckelig“ und müssen überarbeitet werden. Das ist eben eine „Technik“ aus dem Mittelalter.


    Aber Streicher sind sehr traditionell...

  • Du kannst auch den Geigenbauer um eine „low-cost-Variante“ bitten. Die Wirbel müssen sein, das Instrument ist sonst nicht stimmbar. Steg muss auch unbedingt, Saiten auch.


    Vielleicht kann man mit dem Griffbrett erstmal klarkommen, auch wenn es vielleicht nicht ideal ist. Gleiches gilt für den Saitenhalter und den Kinnhalter.


    Geigenbauer sagen Dir ehrlich, wie es sein sollte. Aber wenn Dein Budget erstmal begrenzt ist, sprich mit ihnen darüber. Oft findet man dann eine Lösung.

  • Eine „Meistergeige“ braucht der Otto-Normal-Spieler eigentlich nicht, um den „Meister“ daheim zu haben. Entscheidend ist nicht, WER die Geige gebaut hat, sondern wie sie klingt und wie gut/einfach sie spielbar ist.


    Und da ist eine Geige, wo der Korpus vom „Korpusspezialisten“, der Hals vom „Halsspezialisten“ und die Wirbel vom „Wirbelspezialisten“ stammen, nicht zwangsläufig schlechter als eine, die von einem Einzelnen gebaut wurde.


    Natürlich gibt es unter den Meistern Künstler, die dem Holz quasi ihre Seele einhauchen, und natürlich sind solche Instrumente fantastisch- gerne auch für Solisten, die selbst den Tubachor im Orchester überstrahlen. Ein Anfänger beschallt damit aber nicht nur die Wohnung nebenan, sondern gleich den ganzen Strassenzug, da haben dann alle was davon.


    Und Geigen, die billig und schnell in einer Manufaktur zusammengeschustert werden und bei Amazon 49,99 kosten, sind natürluch auch nix.


    Will sagen: Es gibt gute Geigen und schlechte. Gute Manufakturgeigen sind nicht zwangsläufig schlechter als Meistergeigen, und ob nun Emil Deine Geige gebaut oder nur besessen hat, ist letztendlich für Dich als Spieler egal- da zählen die Eigenschaften des Instrumentes.


    Du brauchst keine Meistergeige, nur weil „Meister“ sich so toll anhört, das sagt nix aus. Deine Geige kann genauso gut klingen wie eine „Meistergeige“.


    Für den Wert spielt der Name des Meisters schon eine Rolle, aber so wirklich und richtig erst im 5stelligen Bereich.

  • Du kannst auch den Geigenbauer um eine „low-cost-Variante“ bitten. Die Wirbel müssen sein, das Instrument ist sonst nicht stimmbar. Steg muss auch unbedingt, Saiten auch.


    Vielleicht kann man mit dem Griffbrett erstmal klarkommen, auch wenn es vielleicht nicht ideal ist. Gleiches gilt für den Saitenhalter und den Kinnhalter.


    Geigenbauer sagen Dir ehrlich, wie es sein sollte. Aber wenn Dein Budget erstmal begrenzt ist, sprich mit ihnen darüber. Oft findet man dann eine Lösung.


    Ja das sehe ich genauso wie Du. Es ist die Low Cost Variante. Mit dem Griffbrett kommt man nicht mehr klar, bei Geigenbauer B durfte ich selbst das Präzisionslineal dran halten, da habe ich gesehen es ist nicht hohl, es ist nicht mal gerade, es hat einen Buckel. Die von ihm eingepassten Wirbel gefallen mir sehr gut und ich mag das Handwerkliche persönlich lieber.


    Danke für Deine Gedanken bzgl Meistergeige. Das Spannende bis Unangenehme ist, dass ich ja nicht wissen kann wie die Geige klingen wird. Ich habe sie noch nie gehört. Der Geigenbauer hat meine Unsicherheit bemerkt und hat versucht mir vorsichtig Mut zu machen dass es schön wird und wenn alles überarbeitet ist der Unterschied zu vorher eh so groß sein wird, dass vorher hören nichts gebracht hätte. Er behält sich vor den Stimmstock zu wechseln (davon war bei Geigenbauer A auch gar keine Rede).


    Es läuft doch darauf hinaus dass ich für immer und ewig diese Geige spielen werde und keine neue kaufe.


    Dann soll es natürlich gefallen. Mir gefallen ja unschwarze Komponenten an Geigen sehr gut, wenn Wirbel Saitenhalter Kinnhalter usw aus Tamarinde oder Buchsbaum oder Pflaume sind. Solche Sonderwünsche da müsste ich wohl das Material selbst bringen, das ließe sich auch organisieren. Wenn ich ihm die Gestaltung überlasse, dann ist die Gestaltung ganz traditionell und die Komponenten in Ebenholz / schwarz. Da muss ich recherchieren und gucken was mir gefällt, was die Vor und Nachteile sind. Wenn ich mir eine neue Geige bauen lassen würde, würde ich wohl keine schwarzen Elemente wählen. Mal schauen wie sinnvoll oder ästhetisch es ist, die alte Geige diesem persönlichen Geschmack zu unterwerfen oder ob es schöner ist sie ganz traditionell aufzubauen, wie vom Erbauer gedacht.