„Geigenrätsel“

  • Also.


    Risse allgemein entstehen oft durch Spannungsprobleme. Natürlich können Risse auch durch „Gewalteinwirkung“ entstehen, aber das ist für mich so selbstverständlich, dass ich es nicht extra geschrieben habe.


    Stimmrisse im Besonderen: Die Stimme steht ja nicht direkt unter dem Steg. Zwischen Steg und Stimme entsteht also eine Art „indirekte Hebelwirkung“, ein „Knick“ in der Decke sozusagen. Natürlich eben kein Knick...sondern eine versetzte Kraftübertragung. Das ist das wirkliche akustische Zentrum, und das ist sehr empfindlich gegen Veränderungen. Seine Abstimmung-die Abstimmung der Kraftverhältnisse- sind der Klang der Geige.


    DieKraftverhältnisse werden nun durch die Länge und Position des Stimmstocks (=Druck von unten) und des Steges /der Saitenstärke (=Druck von oben) und der „dazwischen vermittelnden Decke“ (Deckenstärke) bestimmt.


    Und damit haben wir- ausser Gewalteinwirkung!- die wesentlichen Gründe für Stimmrisse: Unpassender Stimmstock, schwache Decke, zu hoher Stegdruck (zu hoher Saitenzug oder unpassender Steg)


    1. ModerneSaiten auf alten Instrumenten, deren Deckenstärke auf Darmsaiten ausgelegt war.Auch Veränderungen an Halswinkel und Halslänge führen zu anderen Hebelverhältnissen und zu evtl. höherer Deckenbelastung.


    2. Instrumentenalter: Bei vielen Instrumenten, deren Decke sehr dünn ist, kann sich diese durch Witrerungsverhältnisse/Lagerung, andauernden hohen Deckendruck etc. senken/verformen. Dannmuss der Stimmstock angepasst/gekürzt werden.


    3. Unpassender Stimmstock/ unpassender Steg: Instrumente können sich im Laufe der Jahre etwas ändern, daher muss das natürlich immer mal wieder kontrolliert und angepasst werden. Und ja, irgendwie irgendwo einen Stimmstock reinzukloppen ist natürlich gefährlich...


    Nein, es stimmt nicht, dass quasi alle alten Instrumente Stimmrisse haben. Risse allgemein kommen oft vor, insbesondere an den F-Löchern. Letztere sind aber unproblematisch. Oder vom Untersattel ausgehend, wenn dieser zu stramm eingepasst ist.


    Dass Stimmrisse bei alten Instrumenten eher die Regel als die Ausnahme sind, ist ein leider öfters zu hörendes aber dennoch nicht wahres Verkaufsargument findiger Händler.

  • Noch mal zu deinem alten Instrument: Nein, es stimmt nicht, dass es in nächster Zeit aufgrund seines Alters einen Stimmriss entwickeln MUSS. Die Gefahr besteht bei JEDEM Instrument jeden Alters.


    Deine Testgeige hat es die vergangenen 200+ Jahre nicht nötig gehabt, einen Stimmriss zu kriegen- warum sollte sie in den nächsten 20 Jahren bei Dir damit anfangen ;) ????


    Wenn der Simmstock gut passt, die Komponenten aufeinander abgestimmt sind und Du nicht plötzlich weiche Darmsaiten mit irre starken Stahlsaiten ersetzt, besteht da kein Grund sich Sorgen zu machen.

  • Danke für die Informationen zum Thema Risse bei älteren Instrumenten.


    "Aber trotzdem: Stelle uns das Testinstrument, vielleicht als Geigenrätsel, einfach vor?"


    Irgendwie fände ich das "unanständig", das mit einem geliehenen Instrument zu machen. Aber falls Interesse besteht, kann ich einfach mal meine eigenen Violine als Rätsel benutzen. Ich hoffe das Thema hier nicht zu sehr vom Eigentlichen zu entfernen, aber ich glaube das Rätsel mit der Bratsche war ja durch und ich wollte nicht extra was Neues aufmachen.


    Angehängt sind mal die Fotos aus dem Zertifikat. Bin mal gespannt ob jemand einen Ansatzpunkt hat. Da ich mich jetzt mit dem Geigenbauer beschäftigt habe wüsste ich, wo ich hinschaue, aber ohne das, wäre ich chancenlos.

  • Sehr gut!


    Italienisch ist richtig, 85 Jahre fast (sind jetzt 73 Jahre).


    Hier noch ein Bild im Profil. Unterzarge würde das Raten sofort beenden. Wirbelkasten frontal müsste ich erst selbst machen ;)


    (Violine ist bis Samstag beim Geigenbauer, das Testinstrument ist gleichzeitig das Ersatzinstrument).


    Am schnellsten kommt man wahrscheinlich ans Ziel wenn man die F-Löcher der Kopievorlage erkennt.