Tipps für's Schnitzen der F-Löcher?

  • Erstmal herzlichen Glückwunsch zum ersten Stimmfutter. Das Pergment ist, für mein Empfinden, zu viel verwendet worden. Wie dick ist das Pergament? Man kann es auch noch nachträglich dünner schleifen.
    Die Randeinlage würde ich auf jeden Fall auch noch einfügen.
    Lackausbesserungen sind nicht einfach. Ich habe da jetzt schon einige Erfahrungen gesammelt. Allerdings gelingt mir das bisher nur bei kleineren Stellen zufriedenstellend.
    Es ist sehr schwierig, den Farbton gut zu treffen, da auch der Farbaufbau eine große Rolle. So habe ich immer das Problem, dass der Farbton je nach Lichtquelle sich ändert und mal mehr, mal weniger abweicht.
    Ob Beize ein besseres Ergebnis bringt, weiss ich nicht.

  • @Norbert V, vielen Dank! Das Pergament ist weniger als einen halben Millimeter dick. Dünner würde ich es nicht schleifen, es soll ja auch den Stimmriss stabilisieren. Wie weit bist Du bei Deiner Geige mit dem Stimmfutter?
    Die Randeinlage mache ich auch noch, hatte nur vergessen, das zu erwähnen.
    Ich bin auf eine Beize gekommen, weil ich Lackretuschen nur mit gefärbtem Geigenlack schwierig finde. Beim selben Holz, das schon eine Patina hat, klappt es ganz gut. Aber hier muss ja frisches Holz nachgedunkelt werden. Da würde ich dann doch zu Beize greifen.

  • Die Geige mit dem Stimmriss ist schon lange repariert und wird auch noch regelmäßig gespielt (im Wechsel mit den anderen spielfertigen Geigen).
    Must mal hier im Forum unter Geigenbau nach "Das 1. Mal Stimmriss reparieren " suchen.

  • Du schreibst von "frischen Holz ". Hast du kein abgelagertes Holz genommen? Ich hatte mir mal über Ebay altes Tonholz von einem Orgelbauer besorgt. Der hatte dort wohl Resthölzer verkauft. Vielleicht gibt es das ja immer noch. Im Paket waren mehrere Brettchen mit unterschiedlich breiten Jahresringen. Da kann ich dann das passende Holz aussuchen.

  • Genau solches altes Tonholz hab ich mir auch bestellt, aber es ist trotzdem viel heller als das originale. Ich hab gesehen, dass Du für Deine Geige den Retuschierlack von H*** genommen hast. Vielleicht probiere ich auch mal diesen Lack in Braun, wenn er wirklich so eine gute Deckkraft hat wie beschrieben.
    Ich habe mir meinen Geigenlack selbst angemischt und mit Goldgelb von H*** gefärbt, aber er deckt nicht besonders stark. Für's Retuschieren von Originalholz ist er aber super.

  • So, ich hab die Geige heute dem Geigenbauer gezeigt, und er meinte, das Stimmfutter sei zwar etwas groß, aber ansonsten sähen die Reparaturen stabil aus, und ich kann die Geige zuleimen. Um Spannung aus der Decke im Bereich der C-Bügel zu nehmen, hab ich auf seinen Rat hin die Höhe der Unterzarge noch etwas verringert. Sonst gehen beim Zuleimen womöglich die F-Klappen-Risse wieder auf.


    Das Retuschieren des frischen Holzes wird wohl eine größere Sache. Ich muss mir erst mal grünes Farbpigment bestellen und dann mit der Lackfarbe experimentieren. Der Retuschierlack von H*** deckt zwar super, ist vom Farbton her aber leider zu rot.

  • Weihnachten mit der Familie rückt näher, und ich hatte die Idee, ich könnte ja endlich diese alte, gerettete Geige meiner Oma spielfertig einrichten, mitnehmen und meinem Vater vorspielen.

    Mit dem Farbton der neuen Unterzarge bin ich zwar nicht ganz zufrieden, und die Deckenrisse gehören auch noch retuschiert, aber das kann ich auch später noch machen.

    Beim Aufschneiden des Stegs merkte ich, dass der Halswinkel zu gering war, so dass ich kurzentschlossen die Decke wieder abmachte. Mit etwas zeitlichem Abstand betrachtet ist das Stimmfutter wirklich viel zu groß, und es waren auch zu viele Pergamentbelege, wie Norbert V sehr richtig angemerkt hat. Also hab ich etwa 10 Belege wieder entfernt. Da die Risse aber vorher mit Ponal geleimt waren und deshalb keine bündigen Risskanten mehr haben, hab ich vorsichtshalber noch eine Schicht Heißleim auf die breitesten Stellen aufgetragen.



    Dann hab ich die Decke wieder aufgeleimt und darauf geachtet, dass dabei der Hals ein bißchen nach hinten gebogen ist, damit der Halswinkel größer wird. Fixiert hab ich diese Position mit einem Holzkeil unter dem Griffbrett.



    Das spielfertig Einrichten ging dann recht flott. Ich hab ihr Evah Pirazzi gegönnt, und was soll ich sagen, sie klingt wie 'ne Große. Wow! Es war definitiv eine gute Entscheidung, die alte Decke zu reparieren, statt eine neue zu machen.

    Leider löste sich unter Belastung die Leimung von Zäpfchen und Halsfuß, so dass ich die Saiten schnell wieder entspannt, die Krone am Zäpfchen mit Wasser gelöst und den Halsfuß mit frischem Leim wieder festgeleimt habe. Nun lasse ich das Ganze bis morgen trocknen und richte sie wieder ein. Dann poste ich hier noch ein Bild.


    Gibt es im deutschen Raum Restaurations-Workshops für Geigen? In so einem Rahmen könnte ich mir vorstellen, die Risse ordentlich zu retuschieren.

  • Die Restaurationsgeschichte dieser Geige ist doch noch nicht zu Ende:

    Unter der Saitenspannung sank der Hals wieder so stark ab, dass die Geige nur in der ersten Lage wirklich gut spielbar war. Das Zäpfchen ist aber fest. Was kann so etwas verursachen? Es schien doch alles fest verleimt...

    Durch das Loch für den Endknopf sieht man aber, dass der Oberklotz nicht vollflächig an der Decke anliegt und vermutlich nicht richtig verleimt war. Ich werde also die Decke im Bereich der Oberbügel lösen, den Halswinkel korrigieren und schauen, ob der Oberklotz in dem Zustand richtig an der Decke anliegt. Wenn nicht, muss ich doch die Decke nochmal abmachen und am Oberklotz Holz ergänzen. Wieder was gelernt.


    Da der Deckenüberstand des Halsfußes ok ist, sollte ein Neu-Einpassen des Halses nicht nötig sein. Hier noch Bilder:


          

  • Schlapper Hals Problem😉


    geigerlein :


    das Problem hat in der Regel mehrere Ursachen die zusammen hängen und man nur teilweise ändern kann.

    1. Qualität des Hals Holzes
    2. Qualität des Griffbrett(holzes)
    3. Verleimung und Anpassung des Halses in den Oberklotz
    4. Verleimung des Oberklotzes gegen Decke und Boden
    5. Verleimung der Zarge gegen den Oberklotz
    6. Größe und Anpassung des Oberklotzes in Corpus
    7. Verleimung von Decke gegen Hals
    8. Qualität der Flächenverleimung von Hals und Griffbrett
    9. Dicke des Griffbrettes
    10. Intaktes Zäpfchen, nicht gerissen gut verleimt

    Man kann mit einem selbst gebauten Werkzeug wie auf den Bildern die Winkelveränderung mit und ohne Saitenzug überprüfen. Es ist so gemacht, dass man es auch mit Saiten anlegen kann. Es passt genau zwischen D und A Saite. Man stellt die Schraube so ein, dass sie gerade die Decke berührt wenn man das Gerät auf ein Griffbrett ohne Saiten stellt. Die Schraube darf gerade die Geigendecke berühren. Der Winkel muss gleich sein mit und ohne Saiten. Rund 15 % aller Geigen haben dieses Problem welches regelmäßig zu Schwierigkeiten bei einer optimalen Klangeinstellung führt.

    Eine gute Geige hat keine Winkelveränderung und muss auch nicht so oft gestimmt werden.


    Ist meine Erklärung zusammen mit den Bildern verständlich? 🤷‍♂️


    Allgemein könnte man auch sagen, dass meiner Meinung nach die Verbindung des Halses mit dem Corpus von großer Wichtigkeit ist. Ich würde sagen dieses Messgerät ist eine gute Anschaffung, wenn man eine Geige kaufen will. Wenn das Messgerät mit und ohne Saiten nicht identisch auf dem Griffbrett steht tut man gut daran die Violine nicht zu kaufen. (Man muss die Geige mindestens 48 Stunden liegen lassen bevor man die zweite Messung macht.). Die Reparatur, um diesen Sachverhalt abzuschaffen, ist in der Regel recht aufwändig.


    Wir hatten es ja schon öfter vom „Wert“ einer Geige: Eine Geige mit einem schlapper Hals ist für mich gleich 400-800 € weniger Wert.


    Daraus folgt, dass der Kauf einer Spielgeige via eBay bis 1000 € für eine Spieler, der den Schaden nicht selber beheben kann, ein völliges Roulettespiel ist. Man sollte eine Geige im Internet nur kaufen, wenn eine Rücksendung nach dem Ausprobieren erlaubt ist.


    Cave: auch mancheGeigenbauer verkaufen Schlapperhalsgeigen

  • Chiocciola, vielen Dank für Deine super Checkliste! So ein Messgerät ist gut. Vielleicht baue ich es mir auch. Es ist leichter zu handhaben, als jedesmal nachzumessen. Aber "Schlapphalsgeigen"? Nennt man das so? Kein schöner Ausdruck X/


    In dieser extremen Art hatte ich es noch nicht, dass ein Hals nachgab. Hab mich richtig erschreckt. Allerdings ist die Geige sehr alt, das Holz spröde, und der Oberklotz liegt im jetzigen Zustand nicht richtig an der Decke an, was m.E. die Ursache dafür ist, dass der Hals sich gesenkt hat. Das Plateau in der Decke für den Oberklotz geht auch nicht so weit wie der Klotz. Aber bevor ich dort Holz ansetze, werde ich jetzt erst mal am Klotz Holz ergänzen, so dass er wirklich richtig an der Decke anliegt. Dazu musste ich natürlich die Decke wieder abmachen, worunter die Ränder gelitten haben. Bin grad dabei, die Splitter wieder aufzuleimen. Anschließend werde ich die Ränder von Leimresten befreien und glatt schleifen, um eine gleichmäßige Oberfläche zum Kleben zu haben. Beim Reinschauen ins Korpusinnere durch das Loch für den Endknopf konnte man sehen, dass die Decke an den Oberbügeln stellenweise nicht richtig mit den Zargen verleimt war. Das darf so nicht sein, deshalb will ich eine gleichmäßige Oberfläche an den Rändern haben.


    Das Holz von Hals und Griffbrett halte ich für stabil und fest mit dem Oberklotz verleimt. Da wackelt nichts. Das Zäpfchen ist intakt und stark, die Zargen sind intakt und fest mit dem Oberklotz verleimt. Von der Zarge aus ragt der Oberklotz 13 mm in den Korpus hinein. Ausreichend bei einer 3/4-Geige, oder?