Man kann das Sammeln von Geigen und deren Reparatur durchaus als ein schönes Hobby betrachten, und das Hobby darf auch Geld kosten. Mit genügend Zeit & Platz & Erfahrung macht das Geigensammeln wirklich Spass.
Aber.
So, wie die Preise für einfache Instrumente gefallen sind, so werden sie auch für Mittelklasseinstrumente deutlich fallen. Die Asiaten werden qualitativ immer besser, und "fressen" sich ins nächste Markstsegment. Geigen, die einen Antiquitäten/Kunstwert besitzen (sprich, authentische alte Meistergeigen mit grossem Namen) sind bei dieser Entwicklung sicher noch eine ganze Weile aussen vor. Aber da sprechen wir vom hohen vierstelligen oder eher fünfstelligen Bereich. Alles, was drunter ist, wird meiner Meinung nach in den nächsten Jahren deutlich an Wert verlieren- die Idee, mit guten Geigen (nicht mit Profi-Instrumenten) Geld verdienen zu wollen oder es als Geldanlage zu sehen ist meiner Meinung nach eher ein frommer Wunsch. Ebaypreise sind da leider richtungsweisend...
2. Problem, und das ist nicht politisch korrekt, ich erwähne es aber trotzdem. Die Anzahl der Kinder, die in bildungsnahen Haushalten mit europäischem Kulturhintergrund aufwachsen, und deren Eltern Zeit, Geld und Mühe in die musikalische Förderung ihrer Kinder stecken und ein so traditionelles, heute eher "uncooles" und schwer zu lernendes Instrument wie Geige fördern und fordern, sinkt rapide. Schon heute sind in westdeutschen Grossstädten ca. 1/4-1/3 der Kindergartenkinder nicht aus bildungsnahen europäisch-kulturellen Elternhäusern, und man kann damit rechnen, dass diese Kinder nicht unbedingt Geige lernen werden. Das Interesse lässt aber auch bei bürgerlichen Kindern hiesiger Herkunft deutlich nach- da wird lieber auf dem Ipad gedaddelt, und Musik kommt aus dem MP3-Player. Ein Musikinstrument zu können ist eben heute nicht mehr Teil des "Bildungskanons", und auch wenn Instrumente wie E-Gitarre, Saxophon, Schlagzeug etc. noch eine zeitlang "cool" sein werden, so sind junge klassische Musiker eher rar, und werden immer rarer.
3. Problem: Die E-Instrumente werden immer besser. Sprich, sie sind inzwischen für viele eine "coolere" Alternative, und leider in immer mehr Fällen (kleine Wohnung, Studentenwohnheim, schlechte Bausubstanz/Fertigteilhäuser, Klagewut der Nachbarn, fehlender Bezug zur klassischen Musikausbildung seitens der Nachbarn (früher gehörte Musiküben bei Allen dazu und war normale Geräuschkulisse!)
etc.) fast notwendig, zumindest als Zweitinstrument. Die technischen Möglichkeiten (leises Üben, Aufnehmen der Tonspur, Abmischen, eigene kleine Musikproduktion) lassen sich mit diesen neuen Instrumenten viel leichter umsetzen.
Kurz: Die Konkurrenz aus Asien wird auch das bessere Marktsegment einnehmen, es wird also immer bessere Instrumente zu immer niedrigeren Preisen geben, und immer weniger Kundschaft. Da auf eine Wertanlage zu spekulieren ist in meinen Augen naiv.