Farotti oder Winter & Schöner oder?

nein Ihnen ist nicht entgangen, aber wenn man so wie ich sehr oft ebay und co nach tollen geigen absucht Prägen sich immer wieder kehrende Orte und Namen ein. Und manchmal so wie hier, werden einfach auch sehr viele und auch schöne antiquitäten zum kauf angeboten. Auch hier ist es eine frage der Erfahrung wann man sketisch sein sollte und wann nicht. Aber ein hohes Risike bleibt beim Kauf Online bestehen und läst sich auch nicht ausschließen.

Gerade jetzt hat der Anbieter eine Amati Pestini Geige im Angebot schön auf alt getrimmt. Ein schelm der jetzt Böses Denkt.

Ja, und manche Instrumente tauchen immer wieder auf, man kennt die Texte, die Namen, die einschlägigen Formulierungen.

Es hat einen Grund, warum dieses Instrument übers Internet verkauft wird, und nicht bei einem Geigenbauer oder einer Geigenauktion landet.

Es gibt durchaus Fälle, wo z.B. nach Erbschaften die Nachkommen einfach alles ins Internet stellen, oder jemand wirklich nicht Bescheid weiss etc.- aber das ist ausgesprochen selten. Wer verkaufen will, will meist Gewinn machen, und informiert sich.

Die "Glücksritter-Hoffnung" bezahlt man meist sehr teuer... allgemein kann man sagen, dass man, um ein gutes Instrument zu kaufen, entweder gliech viel Geld investiert, oder schon viel Lehrgeld investiert hat -sprich, Erfahrung hat.

Die Zeit der Ebayschnäppchen - die es durchaus gab- ist vorbei, jeder checkt vorher seinen möglichen Erlös ab, keiner hat was zu verschenken, und dass Geigen sehr wertvoll sein können und man daher mal einen Experten drüberschauen lassen sollte, bevor man die mit 1 Euro einstellt, hat sich inzwischen auch bis Hinterposemuckel, Ortsteil Hinter-den--sieben-Bergen, herumgesprochen...

Wie man zum Geigenexperten wird?
Bewi mir war das einfach zufällig. Mich interessieern nach wie vor hauptsächlich Gitarren und oft, nachdem ich so eine Gitarre von einem Händler oder privat kaufte, wollten die mir noch eine Geige als Zusatzangebot mitgeben. Ich winkte ab, da ich mich nicht auskannte und es mich auch nicht interessierte. Oft sah ich dann, wie ein "Konkurrent" sich gierig auf das Ding warf und sich einen runterlachte. Dies ließ mir keine Ruhe. Ich freundete mich mit professionellen Händlern an und beobachtet diese bei diversen Antkmärkten. Warum kauften sie diese Geige, die andere nicht?
Mit der Zeit ging ich selber durch die Stände und schaute mir jedes einzelne Instrument an. Relativ schnell sah ich immer wiederkehrende Zettel (Stradivari, Stainer, J.B: SChweitzer 1813 etc.), dann wußte man relativ schnell, dass diese Geigen niemals authentisch sein können. Relativ schnell erkannte ich auch starke Qualitätsunterschiede in den Lacken. V.a. billige Böhmengeigen hatten oft einen billigen Öllack, der an seiner Mattheit auch für einen Laien schnell zu erkennen ist.
Ebenso die Holzqualiität variierte stark. Strukturloses Ahorn, breitjährige Fichte, gefärbte Birne als Griffbrett etc.
Danach fielen mir die unterschiedlichen Wölbungen auf v.a. die extreme Stainer oder Amati Wölbung wie auch immer die genannt wird, wurde in alter Zeit kurioser WEise für besonders wertvoll gehalten, derweil war es nur eine Rationalisierungsmaßnahme für den Fräseneinsatz etc....
So tastet man sich sukzessive vor, man ist aber selber nie vor Fehlurteilen gefeit. Es gibt viele Manufakturarbeiten aus besten Hölzern, besten Lacken; konträr dazu gibt es Meistergeigen aus einfachen Hölzern etc..
Ich gebe Ihnen den Rat: besuchen Sie einfach mal einen großen Trödel und schauen sich einfach die angebotenen Geigen an! Ein Grundgefühl für was ist billig oder was ist zumindest ernst, weiter betrachtet zu werden, bekommen Sie auffallend schnell.

Zitat von yxyxyx

Danach fielen mir die unterschiedlichen Wölbungen auf v.a. die extreme Stainer oder Amati Wölbung wie auch immer die genannt wird, wurde in alter Zeit kurioser WEise für besonders wertvoll gehalten, derweil war es nur eine Rationalisierungsmaßnahme für den Fräseneinsatz etc....

Naja, ganz so ist es mit den Wölbungen nicht.
Bei Stainer kamen natürlich noch keine Fräsen zum Einsatz.
Die echten Stainer Geigen und auch gute Stainer-Kopien haben einen extrem guten Klang.
Meist schöner als viele Stadivari Kopien oder sogar deren Originale.
Der Stainer Ruf wurde eher durch die vielen schlechten Kopien geschädigt.

Geschichtlich gesehen, war es erst die Umrüstung auf den längeren und anders gewinkelten Hals, um von
der kleinen Kammer (daher Kammermusik) in die grossen Hallen der Welt zu spielen und dies mehr Lautstärke benötigte.
Deshalb auch die angeschäfteten Wirbelkasten, da man die alten Meister so weit wie möglich würdigen wollte.
Bei der Umrüstung hat sich die Stradivari und Guarneri Form als besser erwiesen.
Der Klang einer guten Stainer Geige ist jedoch weiterhin einmalig.
Besser gefällt mir persönlich höchstens der Klang einer Andrea Amati Geige
Nicolo Amati machte auch sehr gute Geigen.
Ist natürlich alles Geschmacksache und der Künstler der das Instrument benutzt ist wohl der Haupterfolg einer Meister-Geige.

Naja, das Modell ist das Eine, die klangliche Optimierung mit passenden Saiten und einem passenden Bogen das Andere. Ein durchschnittlicher Amateur/Hobbymusiker erreicht in den seltensten Fällen tatsächlich die Grenzen eines durchschnittlichen Instruments (sprich, gute Manufakturgeige). Mit den Billigangeboten aus dem Katalog ist das natürlich was Anderes.

Leider ist es so: Wer einen alte Sachsengeige für 300 kauft, will keine 100 für Saiten, 100 für Feinstimmwirbel, 250-500 für Super-Steg, Super-Stimmstock, Klangeinstellung etc. bezahlen…. Dabei könnte so manche Sachsenfiedel in einer ganz anderen Liga mitspielen (und besser als so manches "Meisterinstrument" sein…), wenn man sie einfach mal gut einstellen und in ein vernünftiges Setup investieren würde.

Hier ein kleines aber, es setzt vorraus das auch die Sachsenfidel ein Mindestmaß an Qualität hat und es verbleibt ein Rest Risiko das Sie auch nach der besten Optimierung nicht den Klanglichen Erwartungen entsprechen könnte. Dies gilt im Übrigen für alle Geigen.
Ansonsten gebe ich Braaatsch natürlich recht, leider sind diese Geige zu unrecht in verruf gekommen, ich frage mich manchmal warum eigentlich. Alle haben doch ob Ost oder West auch Geigen Gebaut die für die Masse bestimmt waren und folglich eher Schülergeigen waren und Meister Kopiert haben auch beide. Aber ich glaube diese frage wäre eher in einen neuen Thread besser auf gehoben.

Hier noch ein Sound Beispiel einer Stainer-Kopie Geige:

(Ich habe auch eine der älteren Stainer-Kopie Geigen und der Klang ist wirklich so gut. Bei meiner ist auch die Holzstruktur schön.)

Ich finde Stainer-Kopie Geigen ideale Schülergeigen, da sie relativ günstig zu erwerben sind
und in der Regel einen weichen süssen Ton haben, was die Ohren der Eltern schont
Für das, dass die Stainer-Kopie Geigen meist sehr gut klingen, sind sie auch ideal für Amateure.
In die grossen Hallen gehören Stainer Geigen nicht. Für eine Kirche jedoch völlig ausreichend.
Ist natürlich alles nur meine Meinung.

Klar, nicht jede Billiggeige lässt sich zum Superinstrument ausbauen. Und nein, die Optik ist da nicht entscheidend...

Deswegen schrieb ich ja: So MANCHE Sachsenfiedel….

Es kommt eben immer auf den Einzelfall an.Was ich sagen wollte: Ein guter "Stammbaum" macht es zwar wahrscheinlicher, dass ein Instrument gut ist, aber es ist keine Garantie. Umgekehrt: Ein fehlender Stammbaum (und niedriger "Kunst/Antiquitätenwert) eines Instrumentes heisst nicht, dass es schlecht sein muss. Und manches schlechtklingende Instrumente ist nur schlecht eingerichtet.

Eines der teuersten Kopie-Shops, was Violinen betrifft.
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Florian Leonhard Fine Violins
Spot the difference!
With Daniel Hope at the BBC television centre, comparing his 'Ex-Lipinski' Guarneri del Gesu of 1742 with our bench copy of his violin.
He was on BBC Radio 3's In Tune too!
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Da ist auch eine Kopie noch einige Tausend Wert
Solche Instrumente werden aber nicht auf ebay verkauft