Farotti oder Winter & Schöner oder?

  • Also die Holzwahl ist auch eher einfach.
    Unter dem riesigen Kinnhalter könnte ein Untersattelriss versteckt sein, man kann da was auf den Bildern erahnen. Bei wertvollen Instrumenten recht egal, bei einfachen aber deutlich wertmindernd.
    Das Setup passt zeittechnisch nicht so recht zusammen. Sieht so aus als hätte mal ein Laie eine viel zu lange Einhängesaite angebracht. Deshalb würde ich auf jeden Fall von unbedarften Verkäufern ausgehen.

  • als Fälscher würde ich Farotti nicht bezeichnen. Der Glaubenskrieg Cremona vs. Stainer wurde erst so um 1950 entschieden. Offenbar hat sich Farotti an die Vorgabne am Markt gehalten.und halt Stradivari-Modelle nachgebaut - was faktisch neben den del Gesu Modellen heute fast alle tun. Wenn jemand hingegen eine Farotti für nur 500€ anbietet, dann hat er zumindest selber nicht den Beweis erbringen können, dass sie echt ist. Bei Geigen, dessen Wert bei Echtheit heute in die meherere tausend € Regionen geht, ist das anders nicht zu erklären.

  • Ich nehme auch an, dass der Verkäufer wohl selber nicht den Beweis erbringen konnte oder dazu in der Lage ist. Für den Fall einer Kopie wüsste ich ganz gerne (das war meine Hoffnung), ob aus den Bildern Anhaltspunkte für den Wert ersichtlich sind. Würde einer der Experten hier im Forum die Echtheit definitiv ausschließen (Bemerkung, wie schon erwähnt: Wir reden, wenn, dann von 1926, Mailänder Schule)? Ist es wirklich so schwarz/weiß: echt --> viele Tausend €, unecht --> ein paar Dutzend €?


    Farotti hat wohl sehr viele Nachbauten auch mit nachgeahmten Zetteln, z.B. Rocca, von sich verkauft, weil diese deutlich gewinnbringender zu verkaufen waren.

  • Die Zettel können durchaus echt sein, 1926 gebaut, dann 1956 restauriert. Der Lack passt für mich auch nach
    Italien. Also die Geige könnte durchaus was wert sein. Ohne Test vor Ort aber – wie immer – schwer zu sagen.

  • Das tarisio bild ist nicht hoch genug aufgelöst, dass ich das erkennen kann.
    Edit: wenn einige der von mir gegoogelten echt sind, hat er tasächlich auch weniger typisch gute Hölzer verbaut (das kann auf den Bildern auch ein wenig täuschen). Der Lack scheint bei den Geigen jedes Mal ein wenig anders auszusehen. Der Boden lässt mich schon zweifeln, generell die Form . Ich bin mir aber bei leibe nicht sicher genug eine definitive Aussage zu treffen.
    Wenn Sie sie kaufen halten Sie im Hinterkopf, dass da auch schnell noch mal das gleiche beim GB fürs Herrichten liegen bleibt.
    Der Bogen auf den Bildern sieht auch eher einfach aus, in der Regel werden gute Geigen mit guten Bögen gespielt.

  • Eigentlich verkauft niemand eine echte italienische Meistergeige für 500.-
    Wer so was denkt, lässt sich von seiner möglichen Übervorteilung blenden.
    Aus diesem Grund gehe ich von einer Kopie aus. Echt italienisch sieht für mich der Lack gar nicht aus. Eher ganz normaler Spiritus Lack.
    Aber wie gesagt. 100% Gewissheit gibt es etst bei einer Begutachtung in Natura.


    500 spielbereit mit Bogen ist auch nicht alle Welt. Wobei 300 wahrscheinlich für eine günstige Kopie auch genügen.

  • Ich halte die Geige nicht für echt. Egal ob 1826 oder 1926. Man kann sich da viel einreden, von wegen Holzwahl etc----die Sachsen haben teilweise fantastische Hölzer verwendet, und sind trotzdem nix wert. Einen Geigenbauer (nur) an der Holzwahl festzumachen und dazu Internetbilder zu vergleichen ist nicht seriös. Durch den Weissabgleich der Kameras kommen Lackfarben nur verfälscht heraus, gerade wenn es sich um ein rötliches Instrument auf "Blau" handelt. Da erscheint der Lack gerne mal etwas knalliger und "tiefer". Deshalb fotografieren die Auktionshäuser normalerweise auf weissem Untergrund.... Von Internetbildern, die auch nachbearbeitet sein könnten, auf den Lack und die Echtheit zu schliessen halte ich für schwierig. Die Geige sieht vom Lack her genauso aus, wie viele Markneukirchener Instrumente um 1940-1980, oder aus dem Odtblock, oder, oder, oder...


    Eine Geige besitzt Wert auf zwei verschiedene Arten: Den Kunstwert und den Gebrauchswert. Der Kunstwert ist mehr oder weniger für originale Meistergeigen ausschlaggebend, während für Kopien im Wesentlichen der Gebrauchswert zählt. Sprich: Klang. Ob das ein kopierter Italiener oder kopierter Mittenwalder ist, ist dabei kaum von Belang: Kopie ist Kopie, welcher Lügenzettel drinklebt ist egal.


    Bei jeglichen solchen "Angeboten" bin ich bisher auf dei Nase gefallen, ich habe meine "Gier frisst Hirn"-Phase schon durch. Wenn es sich wirklich um ein wertvolles Instrument handelt, dann ist der Vorbesitzer garantiert auch schon auf die Idee gekommen, Fachleute zu fragen....