Woher kommt diese Geige genau? Wie würdet ihr sie einschätzen und wie viel soll ich für einen passenden Bogen hinlegen?

  • Ich bin letztens von meiner ersten Schülergeige auf eine bessere umgestiegen. Die Wahl hatte ich zwischen 2 relativ neuen und einer eher alten Geige. Naja, es war Liebe auf den ersten Ton. Die Geige hat 2500 Euro gekostet und dafür finde ich klingt sie super :D , auch mein Geigenlehrer ist extrem begeistert. Der Geigenbauer meint, die Geige ist wohl etwa von 1920 irgendwo aus Sachsen, genauer weiß er es leider nicht. Er hat sie irgendwo gefunden und dann bis auf Korpus, Hals und Schnecke alles neu gemacht.


    Da ich aber gerne mehr über die Geige wissen würde, dachte ich, ich frage einfach mal hier, ob jemand etwas genaueres dazu sagen kann, wo sie her kommt und was ich verlangen könnte, wenn ich sie in einigen Jahren für eine bessere verkaufen sollte. Auch weiß ich nicht, was ich in einen Bogen investieren sollte, und zu welchen ihr mir raten würdet. Im Moment habe ich einen einfachen Brazil Holz Bogen. Die Marke weiß ich nicht. Er hat damals aber 120 Euro gekostet. Ich habe jetzt mal einen Carbonbogen von Woodix probiert, wirklich vom Hocker gehauen hat der mich nicht, auch wenn er besser als mein jetztiger Bogen war. Was meint ihr, wie viel sollte ich für einen Bogen ausgeben bei so einer Geige, bzw was ist denn so das Preiswerteste. Viel Geld habe ich leider nicht, da ich noch Schüler bin und mir das Geld neben der Schule erarbeite.


    Hier ein Link zu einigen Fotos der Geige: https://drive.google.com/drive…g1VlJBRGZjcWc?usp=sharing


    Pabalapap

  • ohne Brandmarke und oder Zettel kann man da nicht viel sagen. Solche Bleistiftsignaturen sind in böhm. bzw. sächs. Instrumenten sehr häufig. Waren das manufakturinterne Marken oder die Signatur des jeweiligen Gesellen, der in der Fabrik gearbeitet hat???
    Mit dem Preis, den Sie gezahlt haben, bin ich etwas pessimistisch. Ihre Geige ist zwar aus der Topklasse, dennoch ist auch für die der Markt derzeit übervoll. Realistisch wären wegen des Topzustandes derzeit maximal 1000€.
    Aber wenn Ihnen diese Instrument besonders zusagt, sind die 2500€ aus Liebhaberei gerchtfertigt.
    Im Anhang ist ein Foto vom Boden einer böhm. Gitarre so um 1860 von mir mit einer ähnlichen Bleistiftsignatur

  • Hmmm ok, danke für die Antwort


    Dass es schwer wird die Herkunft zu ermitteln dachte ich mir schon, aber einen Versuch war es wert :D
    Ja, mit dem Wert das fand ich auch schwer. Klanglich ist sie wirklich deutlich besser als jede Manufakturgeige, die ich je gehört/gespielt habe, reicht aber nicht ganz an eine Meistergeige. Mein Geigenlehrer meinte noch, dass es eben einerseits eine extrem gute Manufakturgeige, welche stark aus der Norm fällt oder eben eine Laiengeige sein muss. Auch denke ich, dass der Geigebauer nochmal 500-600 für seine Arbeit an der Geige drauf gesetzt hat, trotzdem finde ich es extrem schwer, den Wiederverkaufswert festzustellen :(

  • Erstmal zur Frage mit dem Bogen. Der Bogen hat am Klang einen immensen Anteil. Sowohl die Spielbarkeit als auch die Klangfarbe werden durch den Bogen sehr beeinflusst. Da aber jedes Instrument anders klingt und einen eigenen Charakter hat, bleibt einem leider nichts anderes übrig, als soviele Bögen wie möglich solange zu testen, bis man einen passenden Bogen gefunden hat. Bis dahin kann kan ja wieder etwas Geld sparen, denn das beste Instrument kann sein Potential nicht entfalten, wenn der Bogen schlecht ist.


    Carbonbögen haben ein besseres Preis-Leistungsverhältnis als Holzbögen und sind robuster. Aber nicht jeder Spieler kommt mit denen klar, und auch bei Carbonbögen gibt es von ein und derselben Marke und Modell immer Schwankungen, daher sollte man auch da mehrere probespielen.


    Die Bogensuche gestaltet sich meist ähmlich langwierig wie die Geigensuche.


    Zum Thema Wiederverkauf. Egal wie gut sie klingt, deine Geige bleibt eine namenlose Manufakturgeige. Das ist für dich als Spieler ziehmlich egal, für ihren Wert auf dem Markt allerdings nicht ganz unbedeutend. Doe Preise für Instrumente sind leider nur noch nicht in derTalsohle angekommen- der Markt ist überschwemmt mit Geigen. Und die Chinesen bauen wie verrückt, die Instrumente werden immer besser bei billigerem Preis...


    Kurz: Ich bezweifele, dass du in ein paar Jahren den gleichen Preis bekommst. Ich sehe da auch eher einen Wert zwischen 500 und 1500 Euro-wobei meine Glaskugel gerade kaputt ist. Wenn die Geige kling wie 2500 Euro, dann ist sie zum heutigen Zeitpunkt eben 2500 wert. Wie das in der Zukunft aussieht, kann man schwer sagen, aber tendenziell sind die Preise stark fallend.

  • Ach ja, noch was zum Wert: Es gibt den "Kunstwert" (den Wert, den ein Instrument aufgrund seiner "Abstammung" aus der Hand eines gesuchten Meisters hat) und den "Gebrauchswert" (Klang,
    Spielbarkeit...). Eine Stradivari klingt nicht eine Million mal besser...der Wert liegt in ihrer Herkunft.


    Instrumente, deren Wert hauptsächlich von der Herkunft bestimmt wird, bleiben (länger) preisstabil. Sprich, eine Stradivari wird durch chinesische Neuinstrumente nicht an Wert verlieren.


    Instrumente, deren Wert im "Gebrauchswert" liegt, müssen sich mit den Neuinstrumenten messen- wenn die klanglich und von der Spielbarkeit her gleich gut sind, bestimmen ihre billigeren Preise den gesamten Markt.


    Eine Manufakturgeige kann genauso gut klingen wie ein "Meisterinstrument", und zu sagen, dass ein Manufakturinstrument nur für Schüler ist, weil es kein Meisterinstrument ist und keinen Zettel hat, ist Blödsinn. Eine Geige klingt wie sie klingt, und wenn sie gut kling ist es völlig egal, wer sie gebaut hat.


    Und dann ist auch ein Preis von 2500 gerechtfertigt, wenn es sich um ein "Gebrauchsinstrument" handlet und kein "Vitrinenobjekt".

  • Alles klar, Danke.
    Wie sieht es denn bei Bögen aus, da ich meinen letzten noch bekommen habe, als ich sehr jung war und mir damals als Kind noch überhaupt keinen Kopf darum gemacht habe, was ich da überhaupt habe. Ich weiß wirklich nur, dass er 120 Euro kostete. Allerdings habe ich auch schon einen Bogen ausprobiert, der mich wirklich vom Hocker gehauen hat, leider aber viel zu teuer war.


    Was wären denn im Preisbereich von max. 400 Euro gute Bögen und Bogenmarken, welche ich mal ausprobieren sollte?
    Oder ist es besser, sich einfach nach Gefühl durch alle Bögen durchzuprobieren?

  • Das Gefühl sollte einen schon den richtigen weg weisen und ich glaube das auch in der Preisklasse bis 400€ sicherlich was zu finden ist.
    Nur ist es schwierig es auf dem freien markt zu Probieren, es bleibt einen also nichts anderes Übrig als zu einem Geigenbauer zu gehen.
    Das Problem entsteht erst dann wenn man seinen Preis vorstellungen nicht treu bleibt und einen anderen Bogen aus einer anderen Preis regionen aus Probiert. Ich habe einen Plastikbogen aus China, ich möchte Ihn nicht Carbon nennen weil zu wenig Carbon vorhanden ist. Der hat mich 50€ gekostet und ist mein Lieblingsbogen. Bei soviel Geigen mit Ihren Bögen die ich hatte, habe ich eher die anderen verkauft und diesen immer behalten. Wobei ich natürlich ein bisschen ehrlich sein möchte, ich brauche kein bogen für 2000€ auch wenn es ein bisschen besser klingt oder anders gesagt es klingt ein bisschen anders was einem eher gefällt.

  • Nach "Marke" kann man da kaum gehen. Es ist auch völlig egal, wieviel dein alter Bogen gekostet hat: Wenn er gut ist, ist er gut, wenn nicht, dann nicht.


    Wenn du schon einen Bogen hast, mit dem du einigermaßen klarkommst, empfehle ich einen Neukauf nur, wenn der neue Bogen spürbar besser ist.


    Wenn du mit deinem derzeitigen Bogen nicht mehr zufrieden bist, sehe ich zwei Wege:
    1. einfacher Carbonbogen "von der Stange", die sind sich im Preisbereich 100-200 Euro relativ ähnlich. Lass Dir mehrere zuschicken, und behalte den Besten. Dann kannst du weiter Geld sparen für den "Superbogen". Auch preiswerte Carbonbögen sind in den letzten Jahren immer besser geworden, und gerade im Schülerbereich (=deine Preisvorstellung) sind sie meist deutlich besser als Holzbögen der gleichen Preisklasse.
    2. Superholzbogen vom Geigenbauer oder "Supercarbonbogen". Das kostet richtig Geld. AAAAABER. Letztendlich wirst Du mit einem guten Bogen schneller Fortschritte machen (=langfristig Geld am Unterricht sparen) und mehr Spaß haben, insofern rate ich immer zum Besten was man sich leisten kann. Vielleicht ist auch jetzt vor Weihnachten eine "Geldsammlung" bei den Verwandten drin (statt Weihnachtsgeschenke…), und vielleicht macht eine Geigenbauer auch einen Ratenkauf?


    Nach anfänglicher Skepsis und einem schlechten Carbonbogen (das ist 6 Jahre her, inzwischen hat sich viel getan!) spiele ich inzwischen fast nur noch Carbonbögen. Bei einer Orchesterprobe musste ich mein Cello vor einem stolpernden Kind retten, habe dabei den Bogen fallengelassen und natürlich ist der Zwerg gleich draufgetreten- ein Holzbogen hätte das nicht überlebt. Der Carbonbogen hat das anstandslos weggesteckt.


    Richtig gut -vom Handling her und klanglich- finde ich die Arcus-Carbonbögen. Auch die billigsten davon sind schon eine ganz andere Welt als die Carbonbögen für 100-200 Euro.

  • Dann nochmal vielen Dank.
    Die Arcus Bögen habe ich mir mal angeschaut, zumindest vom Design gefallen sie mir sofort! :D Ich denke ich werde einfach noch 2-3 Monate weiter sparen und dann schauen, was mein Budget alles ermöglicht.