Hilfe komische Mensur und F-Loch Position

  • Hy, ich hoffe mir kann irgendjemand helfen,
    ich hab mit viel Arbeit und Geduld eine nahezu zu Brennholz misshandelte Geige wieder aufgearbeitet.
    Jetzt beim Saiten aufziehen und Steg stellen ist mir erst richtig aufgefallen dass die 4/4 gegenüber meinen anderen sehr eigenartige Mensur Maße hat.
    Das war vermutlich auch die Ursache wie der Deckenriss zustande kahm, der Vorgänger hatte die Stegposition nicht nach Stimmstock und F-Loch kerben gewählt sondern einfach vermutlich die Maße eines anderen Instrumentes verwendet. So war die Decke mittig aufgerissen.


    Ich hab den Stimmstock und den Steg nach den mir bekannten Regeln mit Bezug auf die F-Loch kerben gestellt, Sie klingt auch nicht ganz verkehrt.
    Ich hätte nur gerne gewusst ob ich das jetzt richtig gemacht habe, und was es mit den Mensur Maßen und der Sonderbaren F-Loch Position auf sich hat.


    Eventuell kennt auch jemanden den Erbauer (Geigenbauer) - (Karl Jaschke 1950), das würde mich riesig freuen, eventuell gibt es noch Nachfahren ist ja noch nicht so lange her.
    Falls Ihn jemand kennt bitte gerne mit mir in Kontakt treten ich würde gerne die Herkunft erfahren


    Da ich nichts in Google finden konnte würde ich dem Zettel auch ausnahmsweise vertrauen und ihn als authentisch (echt) einordnen (-;


    Zu den Maßen
    Korpus = 36cm
    Mensur zu inneren F-Loch Kerbe = 33,5cm
    Innere Kerbe zu Deckenrand Saitenhalter = 15,4cm Normal = 16
    Oberes ende F-loch zu Deckenrand Saitenhalter = 19 Normal etwa 20
    Unteres ende F-loch zu Deckenrand Saitenhalter = 11,5 Normal 12,2


    Eventuell kann mir ja jemand Auskunft geben um welches Vorbild es sich handelt was da Modell gestanden hat, falls es dieses geben sollte.
    Eventuell hat sich auch jemand recht übel vermessen



    Ein Paar Bilder
    Vorher
    - Decke rechts durch Sturz ausgebrochen
    - Leimung mittig aufgerissen und schlecht geflickt mit Wachs,
    - Hals war lose
    - Korpus an drei stellen aufgerissen
    - Zarge durch gelöster Verleimung zum teil verschoben.
    - Lackschäden auf falscher Stegposition.
    - Steg vermurkst
    - Rückseite leider Hitzeschaden, wurde mal zu warm dadurch die Struktur des Filzes aus dem Geigenkasten in die Oberfläche verewigt. z. Teil fasern festgeklebt





    Nachher




    Hoffe mir kann jemand helfen wäre super


    Viele Grüße Sebastian

  • Die Maße sind m.E. im Toleranz-Bereich, einige meine Geigen differieren da noch
    etwas mehr zur üblichen (Stradivari) Mensur. Die Position des Steges war nicht so falsch,
    ich würde tatsächlich die alte Position wählen oder eben max. bis an die Kerben nach
    hinten. Die scheinen ja richtig zu sitzen.


    Der Sprung in der Decke kommt sicher nicht von der Position des Steges 5 mm „zu weit“
    vorne. Hier ist zu klären: Wo saß der Stimmstock? War er zu weit vom Steg entfernt? Wobei
    das nur klanglich Auswirkungen hat. Eine Decke wird deshalb nicht reißen.


    Auffällig ist tatsächlich die Position der F-Löcher. Liegt das etwa an einer „falschen“ Position
    der Buchten? Sind diese etwas weiter vorne als normal? Das muss aber alles nichts heißen, was
    den Klang betrifft.


    Wenn du jetzt noch nicht vom Klang überzeugt bist, dann würde ich tatsächlich noch einen Versuch
    in der „alten“ Position von Steg und Stimme machen. Vermutlich hat der Geigenbauer das so eingerichtet
    und sich auch etwas dabei gedacht. :)

  • Hy, danke für die schnelle Antwort,
    Der Steg war in der alten Position ca. 1,8 cm weiter Richtung Obersattel, und somit komplett entfernt von den Kerben, der Stimmstock ist für dort wo ich die falsche Position vermutete viel zu lang.
    An der Stelle ist auch leider die Decke durch den Stimmstock leicht beschädigt (Druckspuren), somit denke ich dass das nachträglich gemacht wurde.
    Ein Geigenbauer würde diesen Fehler nie machen.


    Da ich die Position nicht Nutze, hab ich auch nicht über ein Stimmfutter nachgedacht, der Aufwand hätte vermutlich wenig nutzen gebracht.
    Da der Stimmstock viel zu weit Richtung Rand saß, und nicht annähernd im Stegbereich hatte ich auch den Verdacht mit dem Schaden an der Verleimung,
    aber es kann natürlich auch andere Uhrsachen haben.


    Auf dem Lack gab es zwei positionsspuren vom Steg, eine wie üblich an den Kerben, diese Position nutze ich jetzt (Die größeren Spuren),
    und die zweite etwa 1 cm weiter höher, diese Position habe ich wieder wegretuschiert und lackiert.
    Gestern hab ich einen ordentlichen Satz Saiten aufgezogen, der Klang ist gut. Ich werde jetzt erst mal keine Veränderungen mehr machen und beobachten wie es sich entwickelt. Sie lag ja sehr lange unbenutzt herum.


    Kann ich mich mit dem Instrument bei einem Geigenbauer sehen lassen um eventuell später Feintuning machen zu lassen, oder Jagt er mich damit vom Hof wegen meiner Eigen Reparatur ?
    Hab da immer eine Hemmschwelle, lese immer wieder das es nicht gerne gesehen wird wenn man selbst Hand anlegt.


    Viele Grüße

  • Also, meiner Meinung nach sollte der Steg im "akkustischen Zentrum" stehen, also zwischen den F-Loch-Kerben. Man kann vielleicht ein bisschen experimentieren, die 1cm sind meiner Meinung nach aber deutlich zuviel. Man muss eben sehen, wie die Geige innen gebaut ist (Lage Bassbalken, ursprüngliche Stimmstockposition etc.) und das Ganze danach ausrichten. So pauschal lässt sich das nicht sagen.


    Vermutlich wurde das mit dem Steg "nach oben korrigiert", um "Standardmensuren" zu haben, denn wenn die schwingende Saitenlänge abweicht, liegen natürlich auch die Lagen etwas anders. Allerdings ist das alles noch im Rahmen, und man muss sich eben an die etwas längere Mensur gewöhnen. Bratschisten haben dieses Problem immer- da gibts dann alles von 34 bis 37 cm, teilweise noch darüber! ;)


    Zum Deckenriss: Das sieht mir weniger nach einem Riss als nach einer sich öffnenden Deckenfuge aus. Und s muss auch nix mit dem Steg zu tun haben. Fugen öffnen sich eben manchmal...

  • Richtig die Verleimung hatte sich im unteren Bereich gelöst bis ca. Steg Position.
    Ist aber bereits Geschichte, das Wachs habe ich revidiert und die Fuge neu verleimt.
    Etwa mittig habe ich eine Auflage aufgeleimt um die Fixierung zu unterstützen.
    Ich denke dass ich die die Position so belasse wie ich es eben von allen Instrumenten kenne, Zitat Akustisches Zentrum.
    Die Mensur von 33,5 cm ist jetzt nicht so extrem, nach ein bisschen einspielen gewöhnt man sich recht schnell daran.
    Die ordentlichen Saiten haben bewirkt was sie sollten der Klang ist bei weiten besser geworden.
    Da das Instrument für mich als brauchbar eingestuft ist, und auch meine Lehrerin ganz zufrieden ist werde ich mir noch neue Wirbel leisten, und einen neuen Saitenhalter fräsen.
    Optisch gefällt Sie mir sehr gut, ist mal etwas anderes als die klassische hell/goldbraune Lackierung.


    Vielen dank für das reichliche Feedback

  • Hi Sebastian,


    Mal ne Frage: Wie hast Du das Wachs "revidiert", ohne den Lack zu anzugreifen? Aber Du scheinst in Sachen Retuschieren auch nicht ganz ungeübt.
    Ich bin zwar kein Geigenbauer, aber wenn ich einer wäre, würde ich Dich nicht "vom Hof jagen".(Tun auch nicht alle Geigenbauer. Probier es einfach mal.) Ich finde, die hast Du absolut schön wieder hinbekommen. Einzig die vier silbernen Feinstimmer stören das Bild ein bisschen für mich. Aber sonst sieht die hammermäßig aus. Gratuliere! Viel Spaß beim Spielen!


    Grüße
    Lou

  • Hy, das wachs habe ich mit altem Zahnarzt Werkzeug was mir mein Onkel Dr. zur Verfügung gestellt hat wieder raus gefummelt. Heiß machen ist nicht so gut da das wachs ins holz eindringt wenn es flüssig wird.
    Die Feinstimmer und Saitenhalter werden noch ausgetauscht, stimmt das Silber stört mich auch.


    Viele grüße

  • Hi Sebastian,


    Welchen Lack bzw. Farben verwendest du zum Retuschieren? Ich habe da bisher keine
    Erfahrung, möchte aber ein paar kleine blanke Stellen mal (nach-)lackieren.
    Würde mich freuen, wenn du mir da ein wenig Hilfe gibst! :thumbup:


    An die Geigenbauer: Keine Angst, es geht nicht um hochwertige Geigen :)


    Grüße
    Andreas

  • Also ich kann nur für mich sprechen, Geigenbauer haben da sicherlich mehr Erfahrung.
    Mein wissen kommt ehr aus der Möbel Restauration und ob das jetzt das optimale ist mag ich zu bezweifeln. Ein guter Geigenlack sind ja viele schichten und kann gerade bei alten sehr unterschiedlich sein.



    Also pauschal kann man sagen je dunkler desto einfacher ist die Geschichte,
    weiterhin möchte ich anmerken das Retuschen für einen Laien wie wir, es nicht in 5 Minuten erledigt ist wenn es ordentlich werden soll.
    Als Warnung vorweg auf Brettchen üben ! das Erste mal wird 100% eine Verschlimmbesserung.


    Bei hellbraunen Instrumenten mit rotem Anteil saß ich schon mal gut 5h bis es gepasst, mangels Übung.
    Wichtig ist auch was überhaupt drauf ist, Öl lack oder reiner Harz lack, das verhält sich unterschiedlich


    Für dunkle Farbtöne nutze ich bei großen Flächen eine Trennschicht aus Gelatine und einer Schicht Schellack, diese wird angeschliffen und mit wasserbeize in entsprechendem ton gedunkelt.
    Die Trennschicht ist unheimlich wichtig sonst zieht das holz in die bestehende Lackschicht die Farbe, und es gibt dunkle Ränder die nicht reversibel sind.
    Wenn noch nicht genug weitere schichten Schellack mit anschließender beize auftragen.


    Je nach Farbton verwende ich auch tuschefarben das ist genauer.


    Für kleine Macken nutze ich direkt stark eingefärbten Schellack, den ich mit einer Nadel in die Vertiefungen laufen lasse, den richtigen ton mische ich aus Rot/Gelb/Braun/Schwarz.
    Überstände verschleife ich mit 1000er Papier, und wenn fertig trage ich eine Finish Schicht mit dünnem Schellack auf (Ballenpolitur) kein Pinsel
    Die Oberfläche wird 100% Hochglanz, und Krakellierungen (risse) werden oberflächlich wieder verschlossen bei einem Harz lack, da dies durch die neue Schicht leicht angelöst wird.


    Was die Kosten betrifft benötigt man für ordentliche Retuschen sehr viele Farbtöne und unterschiedlichste Lacke, das lohnt sich leider nur wenn man es öfters macht. Für ein Instrument kommt man locker schnell auf 150 - 200 Euro das lohnt nicht da ist der Weg zum Geigenbauer günstiger.
    Ich hatte das zeug eh schon fast alles, deswegen hab ich mich auch heran getraut.


    Alles ohne Gewähr

    • Offizieller Beitrag


    Hier gibt es eigentlich alles was das Lackiererherz begehrt:


    http://www.hammerl.com/deutsch/retuschierlack.php