Alte Jacobus Stainer Kopie

  • Hallo liebes Forum,


    ich habe von meinem Opa eine alte Geige bekommen ,die seinem Vater also meinem Uropa gehört hat.
    Das Instrument ist noch nicht spielbereit, macht aber oberflächlich den Eindruck, als wäre es nicht weit davon entfernt.
    Auf dem Zettel im Inneren steht "Copy of Jacobus Stainer Made in Germany"


    Ich würde gerne, solange ich noch studiere und mir meine Zeit noch relativ frei einteilen kann, mit dem Geigespielen anfangen :)
    Dazu müsste man das Instrument natürlich wieder herrichten lassen.
    Kann jemand einschätzen, wie viel Geld ich beim Geigenbauer lassen müsste, damit die Geige wieder spielbar ist?
    Vielleicht hat ja jemand sonst noch Informationen oder Einschätzungen zu Alter und Wert. (Da im Koffer noch leere Päckchen von Ersatzsaiten liegen ,die auf ein Patent des Deutschen Reiches verweisen, nehme ich an, dass sie mindestens seit Bestehen der BRD nicht mehr gespielt wurde :D )


    Auf den Bildern nicht zu sehen: Steg und Saitenhalter existieren noch! Beim Saitenhalter fehlt allerdings eine Schraube.


    Freue mich auf jede Antwort


    Grüße

  • Sieht nach einer soliden böhmischen Geige aus, die wahrscheinlich nur ca. 80-100 Jahre alt sein dürfte.
    Der materielle Wert ist leider nicht sehr hoch (unterer dreistelliger Eurobereich), zum Lernen dürfte sie aber noch gut geeignet sein.
    Sofern noch der Stimmstock ("Stimme") zwischen Boden und Decke im Bereich des rechten Stegfußes steht (die Neuanfertigung würde ca. 50 Euro kosten), könnte man die Kosten für eine spielbare Neueinrichtung niedrig halten und bräuchte nicht einmal einen Geigenbauer (dieser würde vermutlich allerdings mindestens 100-150 Euro veranschlagen und auf jeden Fall auch eine neue "Stimme", einen neuen Steg anfertigen wollen).


    M.E. zu empfehlen wären aber mindestens folgende Investitionen :
    - neue Saiten: ca. 30 Euro (die uralten kann man entsorgen!)
    - ein neuer Kinnhalter: ca. 15 Euro
    - ein Feinstimmsaitenhalter: ca 15 Euro.
    Vermutlich braucht auch der Bogen einen neuen Bezug (ab ca. 50 Euro). Alternativ kann man für diese Geld auch schon einen gut spielbaren neuen Schülerbogen aus "Fernost" bekommen.


    MfG
    Rainer

  • Auch wenn man die Saiten selber aufziehen kann, würde ich einem Anfänger raten, das beim ersten Mal einen Geigenbauer machen zu lassen. Man kann von einem Foto nur raten was das Spielbarmachen kostet. Im besten Fall sind es nur die Saiten, im schlimmsten Fall müssen die Wirbel, eine neue Stimme und ein neuer Steg angepasst werden etc. Das kann man vom Foto her einfach nicht einschätzen.


    Dennoch denke ich, dass sich die Investition lohnt. Nicht zum Verkauf, aber zum Selberspielen. Und letztendlich ist es in diesem Fall ein Stück Familiengeschichte, und das ist unbezahlbar.


    Übrigens würde ich an den Saiten und am Setup nicht sparen. Ein klanglich gut eingestelltes Instrument mit Mittelklassesaiten (also nicht das Billigste vom Billigsten, ca. 50-60 Euro) klingt einfach besser und spielt sich leichter. Zwischen Billigsaiten (20 Euro) und richtig guten Saiten (80-100 Euro) liegen "nur" 60 Euro (=der Gegenwert von 2 Geigenstunden), aber klanglich und spieltechnisch Welten. Das Gleiche gilt für "ich stell da mal den Steg drauf" und eine klangliche Anpassung durch den Geigenbauer- das beste Instrument klingt nicht, wenn man es nicht richtig einstellt und ein bisschen herumprobiert, und auch einfache Instrumente können ungeahnt gut klingen, wenn man da mal den Profi ranlässt.

  • Hallo!


    Danke für die Antworten!
    Also Saiten aufziehen traue ich mir ohne Weiteres zu. Ich spiele nämlich auch Kontrabass ;)
    Aber da das Ding 70 Jahre im Keller lag und der Koffer schimmlig ist, hab ich doch die Befürchtung, dass sie vielleicht doch ein bisschen gelitten haben könnte.
    Wahrscheinlich würde ich es schon hinkriegen, das Instrument wieder spielfertig zu machen, aber der Geigenbauer erscheint mir als sichere Alternative, weil ich auch echt keine Ahnung hab, wie sich eine gut spielbare Geigen anfühlen muss :)