Frage zu Bögen

  • Hallo in die Runde


    Ich habe vor einiger Zeit eine Meistergeige spielen können und war damit überfordert. In meinen Händen klang sie unausgewogen und fast schon schrill. Auf meinem spielerischen Niveau bin ich mit einer weniger sensiblen Geige besser bedient.


    Nun frage ich mich, ob das bei Bögen auch so ist, dass hochwertige Bögen weniger geübten Spielern nichts nutzen, oder sie sogar überfordern?


    Gruß aus dem Sauerland

    Torsten

  • Ich könnte mir vorstellen, dass das stark damit zu tun hat, wie "spritzig" der Bogen ist, ob man auch im unteren Niveau gut damit zurecht kommt.

  • Ansonsten ist es bei einem Bogen, mal angekommen, er ist korrekt und heil, auch viel persönliche Vorliebe (Schwerpunkt, Gewicht, Festigkeit, und ganz wichtig: passt er zur Geige).

  • Ansonsten ist es bei einem Bogen, mal angekommen, er ist korrekt und heil, auch viel persönliche Vorliebe (Schwerpunkt, Gewicht, Festigkeit, und ganz wichtig: passt er zur Geige).

    Das ist auch meine Erfahrung: Der Bogen muss zur Geige passen, gut in der Hand liegen und sich gut handhaben lassen. Wenn man einen neuen Bogen sucht, ist es sinnvoll, mit seiner Geige beim Geigen- oder Bogenbauer verschiedene Bögen bis zu seiner Preis-Obergrenze anzuspielen, ohne ihren jeweiligen Preis zu kennen, und den zu nehmen, mit dem man sich am wohlsten fühlt. Das muss nicht der teuerste Bogen sein.


    Das gleiche gilt auch für Geigen. Der Klang muss gefallen, und man muss mit dem Instrument gut klarkommen. Es gibt zwar auch Stimmen, die sagen, dass einen eine schwierige Geige lehrt, ein besserer Geiger zu sein (wie es bei vielen Stradivaris der Fall sein soll), aber da muss man m.E. schon ein gewisses Niveau erreicht haben. Für mich als Hobbyspieler wäre es frustrierend, wenn die Geige es mir schwer macht, ihr schöne Klänge zu entlocken. Anders sähe es aus, wenn ihr Klang mich wirklich umhaut und ich die Herausforderung annehme, sie richtig spielen zu lernen. Aber das ist mir bisher nicht passiert.


    Anfangs habe ich mit einem schwereren Bogen (65 g) gespielt, der gut "in der Spur" bleibt, aber in der Handhabung etwas schwerfälliger ist. Jetzt spiele ich einen leichteren Bogen (59 g), der zum Glück auch gut zu meiner Geige passt. Manche Leute schwören ja auf Carbonbögen (grad im Schülerbereich), weil sie widerstandsfähiger sind als Holzbögen. Vielleicht sind sie in den heutigen Zeiten, in denen Fernambuk knapp wird, auch eine gute Alternative zu Massaranduba oder Schlangenholz, aber mir persönlich gefällt der Klang von Holzbögen besser als der von Carbonbögen. Ich habe aber die ganz teuren Carbonbögen noch nicht probiert, vielleicht sind sie klanglich den Holzbögen vergleichbar.

  • Ja, meiner Erfahrung nach ist das auch bei Bögen so. Beispielsweise kann ein leicht springender Bogen zu agil für einen Anfänger sein. Und ja, natürlich muss der Bogen auch zum Instrument passen. Es ist eben eine „Dreiecksbeziehung“ zwischen Spieler (Können, Spielstil…), Instrument und Bogen.

  • Nein, eine allgemeine Aussage lässt sich da nicht treffen. Die Frage ist ja auch, wie sich „hochwertig“ in diesem Zusammenhang definieren lässt. Ist ein agiler, spritziger Bogen, der sich nur vom Profi kontrollieren lässt denn hochwertiger als ein zuverlässiger, etwas trägerer aber trotzdem gut klingender Bogen?


    Mal ein Beispiel. Ich mag Arcus-Carbonbögen. Viele Leute nicht, und nein, nicht auf jedem Instrument klingen sie gut, und preisintensiv sind sie auch. Mein hellklingender Arcus Concerto (vierstelliger Eurobereich) bringt mein dunkel klingendes Böhmencello zum Klingen, auf meinem Carboncello ist er der absolute Overkill. Ich durfte mal einen 30.000 Euro Bogen auf diesem Cello spielen- eine Erleuchtung. Ein 100-Euro-China-Schlangenholz-Barockbogen kam zwar an diesen Meisterbogen lange nicht heran- war aber klanglich viel besser als der Arcus Concerto. Ein anderer Arcus (M7, also auch deutlich vierstellig!) kommt klanglich auf diesem Cello an den 100 Dollar Bogen heran, ist aber nicht deutlich besser.


    Welcher Bogen (also Arcus vs. China) ist nun der hochwertigste, beste? Auf dem Böhmencello komme ich mit dem Chinabogen nicht durch, da brauch ich den aggressiven Arcus. Auf dem Carboncello brauch ich was ganz Anderes….und da ist „teurer“ nicht automatisch „besser“.


    Und bei diesem Beispiel ist die Variable „Spieler“ konstant, ich präferiere agile, leichte Bögen. Andere Cellisten mögen ein gewisses Grundgewicht. Und da sind wir noch nicht bei der Betrachtung der Musikrichtung (z.B. Barock vs. Romantik vs. Moderne) und der Frage ob solo, Kanmermusik oder Orchester.


    Also, man kann das alles totoptimieren und sich eine ganze Sammlung an Bögen zulegen- eine allgemeine Aussage „teurer=immer besser“ lässt sich nicht treffen.


    Es ist aber schon so, dass ein Bogen eine gewisse Mindestqualität haben sollte.