Was ist meine Geige wert?

Sachsen/Böhmen, erstes Drittel 20. Jahrhundert.

Wert: Das willst Du nicht wissen…. Die Geige war ein Modell für „preisbewusste Verbraucher“, die Einlagen -zumindest die am Boden- sind nur gemalt. Der Wert einer solchen „namenlosen Manufakturgeige“ liegt im Wesentlichen im Klang.

Leider hat die Decke nicht unerhebliche Schäden, die den Wert weiter drücken, auch wenn sie repariert sind.

Ich sehe das genauso, wie Braaatsch . Die Randeinlagen der Decke sind ebenso aufgemalt. Und der Boden hat auch einen Riss.

…trotzdem kann die Geige gut klingen und für Dich das perfekte Instrument sein.

Nur der Verkaufswert ist eben bescheiden.

Es ist für uns heute schon gar nicht mehr vorstellbar, welchen Wert auch solche einfachen Geigen früher hatten. Niemand würde heute noch Boden- und Deckenrisse bei so einer Geige reparieren lassen. Das hat natürlich mehrere Gründe (Wertverfall seit eBay, gestiegene Reparaturkosten, usw.), aber es ist schon bemerkenswert.

Sigi, die Risse waren schon repariert, als du die bekommen hast? Interessant wäre mal ein Blick in die Geige mit einem Inspektiosspiegel. Vielleicht hat der Reparateur doch noch irgendwo was hinterlassen.

Das auch solche Geigen recht gut klingen können, beweist meine erste Geige, die ich gekauft hatte. Ohne Randeinlage, Klötze und nur grober Ausarbeitung der Decke, aber mit einer sehr gute Ansprache und gutem Klang.

Eins meiner Celli ist auch ein einfaches Instrument- die Einlagen sind zwar echt, aber Eckklötze hat es nicht und das Deckenholz ist sehr breitjährig.

Klanglich ist es für einen Hobbyspieler mehr als ausreichend.

Man kommt eben auch mit einem „Opel“ von A nach B, es muss kein Mercedes sein. Und wenn die Strasse nicht gut ausgebaut ist, kann der Mercedes auch nicht schneller/besser als der Opel fahren. Sprich: Bei vielen Spielern ist eher das Können das limitierende Element, nicht das Instrument.

Und eine gut eingestellte einfache Geige, mit passendem guten Steg, passendem Stimmstock, und der man sehr gute Saiten gönnt kann besser klingen als ein schlecht eingestelltes Meisterinstrument. Ob die Einlagen gemalt sind oder echt, hat mit dem Klang nix zutun. Und so mancher gute Geigenbauer bevorzugt einfaches, schwach geflammtes Bodenholz, weil es klanglich besser sein kann als spektakulär geflammtes.

Es ist nur so, dass eine „preisbewusste Verarbeitung“ oftmals nicht nur „gemalte Einlagen“ umfasst, sondern eben auch andere Aspekte. Aber mit guten Saiten, perfekt eingestelltem Stimmstock und passendem Steg lässt sich auch aus einem einfachen Instrument sehr viel herausholen.