Gabriel Lemböck, 2-ter Versuch

  • Also die Wiener Geigenbauer können keine Auskunft geben, ob das Etikett von Lemböck Grundsätzlich verwendet und entworfen wurde. Es ließ sich jedoch nachweisen, dass es ein im Hochdruckverfahren hergestelltes Etikett ist.


    Das Etikett ist im oberen Bereich mehrere Millimeter beschnitten, diese Beschneidung ist durch Antikisierung und Schwärzung kaschiert/verfälscht. Die oberen Ecken des Zettels sind von Hand nachgeschnitten.


    Der auf dem Boden erhaltene Erstlack ist nach Polierprobe ein guter klassischer Geigenlack. Er gewinnt durch Politur einen tiefen Glanz und schellackartike Glätte. Die nichtpolierte Vergleichsfläche hat noch die matte, schuppige Oberfläche ( siehe Bilder)


    Der neuere aufgetragene Zweitlack enthält einen nur bedingt polierbaren Filmbildner (siehe Bilder) . Er behält seine Struktur auch nach Polieren bei. Bilder zeigen Bereich Wirbelkasten und unter dem Griffbrett:

  • Natürliche Filmbildner( Zum Beispiel auf Gummi arabicum Basis) hätten sich spätestens in Aceton komplett gelöst. Wir sehen jedoch einen weißen, leicht angequollenen Film im Resgenzglas. In diesem Fall ein synthetischer PU-Dispersions-Lack .


    JoeRu hatte mit Ethanol also nicht den Zweitlack gelöst sondern den Erstlack leicht angelöst und konnte den Zweitlack auf der schmierigen Fläche des Erstlack abrubbeln.


    Der Zweitlack ist mithin kein Experiment von der Werkstatt Lemböck. Vermutlich ist nur mit Hilfe des schönen Zettels eine Lemböck Geige vor getäuscht worden.

    Trotzdem handelt es sich um eine ganz schöne Geige mit reichlich Reparaturbedarf🤷‍♂️

  • Chiocciola, hast Du den dunkelbraunen Oberlack in den ganzen oben genannten Lösungsmitteln gelöst oder den Originallack? Also was genau zeigen die Bilder oben? Auf dem letzten Bild sieht es so aus, als hätte sich der Lack komplett gelöst, aber das kann täuschen.

  • ja, ich habe den „hässlichen Dunkleren Zweitlack in den 3 Lösungsmitteln gelöst. Das letzte Bild ist der erste Lack vom Boden. Dieser erste Lack löst sich fast komplett durchsichtig. Der Filmbildner quillt in Aceton weißlich auf, wäre er aus Gummi arabicum oder Tragant würde er sich in Aceton lösen.


    Das Etikett habe ich nicht gelöst da es oben schon eingerissen ist und außerdem sehr dünn und empfindlich scheint. Meiner Meinung nach wurde es nachträglich eingefügt. Ob es darunter jetzt heller oder dunkler ist ändert an der Tatsache nichts. Es gibt zwei schöne Bücher über Wiener Geigenbau, die sind in Freiburg aber in der Präsenzbibliothek der UB und zur Zeit Coronabedingt nicht zugänglich.

  • Neues zum Lembück-Zettel:


    Die Schriften sind verbürgt (Wurde entwickelt) seit 1867 , die Canovagasse 4 wurde 1870 eröffnet. Von daher sind die Daten stimmig. Eher ungewöhnlich ist, dass auf dem Zettel kein Platz für eine Herstellungsdatum ist.

    Ein Wiener Geigenbauer meint es könnte sich um einen Lemböck Zettel für eine Modellreihe handeln die unter Geschäftsführer Haudek entstanden ist.



    aus: Österreichisches Musiklexikon

    Gabriel Lemböck* 16.10.1814 Ofen (Budapest), † 27.3.1892 Wien. Geigenbauer. L. begann seine Lehre bei J. B. Schweitzer in Pest (Budapest) am 13.6.1828. Für ein Lehrverhältnis bei Peter Teufelsdorfer fehlen die dokumentarischen Belege. Ab 1840 hielt er sich in Wien auf und 1841 ist er als Geselle bei Anton Fischer, seinem späteren Schwiegervater, nachweisbar. Noch im selben Jahr erhielt er eine Gewerbeberechtigung, worauf er in der Mariahilfer Straße eine Werkstätte eröffnete. 1855 übernahm er das Geschäft von Bernhard Stoß in der Grünangergasse Nr. 838. 1870 wurde das neu erbaute Musikvereinsgebäude eröffnet und L. übernahm. 1870 übernahm am 10.5. dieses Jahres im Erdgeschoss des Hauses, in der Canovagasse 4, ein Atelier. Bereits L.s Schwiegervater war für das Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde – damals noch im alten Gebäude in der Tuchlauben – tätig gewesen. Nach der Übersiedlung des Konservatoriums übernahm nun L. diese Funktion. Für die Gestaltung des Geschäftes hatte L. 632 fl zu investieren. Die Geschäftstradition ist bis heute ununterbrochen und auch die Einrichtung ist im Wesentlichen erhalten geblieben. 1872–76 war C. H. Voigt sein Geschäftsführer, danach K. Haudek, der schließlich 1893 das Geschäft übernahm.

    Geigenbauer des 19. Jh.s anzusehen. U. a. spielte J. Hellmesberger, damals der führende Wiener Geiger, ein Instrument von L. Die Instrumente sind nach unterschiedlichen Vorbildern gefertigt, wobei für die Jahre 1870–91 folgende Zahlen vorliegen: 30 Kopien nach Stradivari, 16 nach Maggini und 26 nach Guarneri. Sein Lack zeigt unterschiedliche Gelb- und Rottöne und ist manchmal etwas zu dick und glasig. Gesucht sind die Geigen, die vor 1875 entstanden sind; danach handelt es sich häufig um Instrumente der Werkstättenmitarbeiter. Selten sind L.s Violen und Violoncelli. Darüber hinaus war er ein gesuchter Reparateur und handelte mit wertvollen Meisterinstrumenten. Die erhaltenen Geschäftsbücher belegen Kontakte mit Kunden in den meisten europäischen Ländern sowie in Australien, Süd- und Nordamerika. Führende Vertreter des Wiener Musik- und Kulturlebens zählten zu seinen Kunden. Wiederholt ist in der Literatur nachzulesen, N. Paganini habe anlässlich seines Wien-Aufenthalts 1828 von L. eine Reparatur an seiner berühmten Guarneri del Gesù vornehmen lassen. Dies ist allein wegen des jugendlichen Alters von L. auszuschließen; tatsächlich wurde die Reparatur von K. N. Sawickivorgenommen

    Die Teilnahme bei diversen Industrie- und Weltausstellungen brachte L. zahlreiche Ehrungen ein. Er war Hof-Geigenmacher und Lieferant des Konservatoriums. Außer einem Druckzettel brachte er oft eine Brandmarke mit seinen Initialen auf dem Bodenblättchen, an der Unterzarge und im Inneren des Instruments an.


    LITERATUR

    P. Benedek, Ungarischer Geigenbau. Dokumentation der im Herbst 1995 im Münchener Stadtmuseum ausgestellten Instrumente 1997, 180–191; Entente International des Maîtres Luthiers et Archetiers d’Art (EILA) (Hg.), Alte Geigen und Bogen. Ausgewählte Meisterwerke aus dem dt. Kulturraum 1997, 198–201; Hopfner 1999; A. Krotky, Der Wr. Geigenbau im 19. und 20. Jh. dargestellt am Beispiel der im Gebäude der GdM in Wien ansässigen Streichinstrumentenmachermeister, Diss. Wien 1996; Lütgendorff 1979; Prochart 1979 (durch Krotky weitgehend überholt).



    AUTOR(EN)

    Rudolf Hopfner



    GND

  • ...alles schön und gut.


    Auch die Stradivarizettel in den Böhmengeigen nutzen ähnliche Schriftarten und -oh Wunder!- sogar das „Siegel“ des seligen Antonio. Es soll sogar gefälschte Unterschriften und Brandstempel geben...uuiiiii! 😁😁😁😁


    Da kannst Du noch so lange über Schriftarten und Wortfolgen forschen, es sagt nix aus.


    Bei Ebay konnte man sogar tatsächlich echte Zettel kaufen, die kann jeder in jede Geige kleben. Es ist also völlig wurscht, wie die Schriftart heisst, seit wann die verbürgt ist etc.


    Dass der Zettel den echten Zetteln zumindest sehr ähnlich sieht, wissen wir ja schon seit den ersten Fotos. Und das wäre ja auch bei einer guten Fälschung zu erwarten. Die Geige kann echt sein oder auch nicht, nicht alle Werkstattinstrumente hatten Jahreszahlen.

  • Liebe Braaatsch, Du meinst nicht: schön und gut, sondern Du meinst, als vermeintlich stilkritisch versierte Person, moderne naturwissenschaftliche Forschung ignorieren zu können? Mit Deinem letzten, auch allgemein unwidersprochenen Beitrag löst sich vorläufig der Minimalkonens für jede weitere Diskussion komplett auf. Wo Ihr allwissende Geigenpäbste mit einfachen Pseudowahrheiten im Gepäck sucht ( ich lache noch heute über Monsignore L. aus Mittenwald, nebst Altpabst Z. hahaha.. abalon , keine Angst, der Zettel ist trotzdem echt!!!) habe ich nur mühevolle Dialektik zu bieten.Sorry.


    Braaatsch, ich muss Dir massiv widersprechen: eine gute Forschung und Recherche bringt immer etwas, sie dient der schrittweisen Wahrheitsfindung und sie geht gelegentlich große Umwege. Und jetzt gerade geht es eben um Schriftarten und Wortfolgen, dass kann ich nun mal nicht ändern. Und alle drei unterschiedlichen Schriften sind zum fraglichen Datum neu, sehr modern und zeitgemäß passend. (absolut ästhetisches Top-Design!!) Und Du kannst sicher sein, zur Geschäftsneueröffnung war Lemböck die Repräsentation seines neuen Ladens sehr wichtig.


    Ob es sich um einen Lemböck-Zettel handelt? Ich kann es im Moment nicht sagen, aber vielleicht hilfst Du uns weiter? Der Zettel sieht den echten Zetteln eben überhaupt nicht ähnlich!!! Und er enthält stofflich alte levantinische Baumwolle und Hadern und ist qualitativ sehr hochwertig sagt der Papier-Sachverständige. Für mich ist das sehr Interessant, auch wenn damit weder Zettel noch Geige im herkömmlichen Sinne "echt" sind. Der Zetttel ist ein wirklich typographisches Zeitdokument wenn sein Ursprung auch einen ganz anderen Zusammenhang hat......


    Corona geht, Impfung kommt, Ich packe dann schon mal die Koffer.......


    Admin, ich mag keine Forenlegende mehr sein, Miss Piggy fände ich gut.......Vielen Dank, dass ich während Corona auf dieser Plattform ein bisschen "Decamerone"(Boccaccio) haben durfte .....


    @JoeRu2021, bis bald in Cremona? Die interessieren sich dort für vernagelte Totalschäden......vorallem die wertlosen mit italienischen Wurzeln ;)

  • Chiocciola

    Es ist für Admin sicher einfacher wenn du dich umbenennst auf Miss Piggy. Und auch wenn hier viele Hobby Geigen intressierte nicht alle deiner durch die Ausbildung erlangten Kenntnisse hat. So sind wir trotzdem bemüht allen Anfragen Gerecht zu werden und das seit vielen Jahren. Auch kritisch zu sein gehört mit dazu. Ich bin dankbar wenn mich Braaatsch von meinem Himmelsflug wieder auf den Boden zurück bringt auch wenn es mir nicht gefällt. Was Fachleuten angeht die Anerkannt sind und damit auch einiges an Umsatz machen ist es klar das immer leider geben wird die sich nicht fundiert spezialisieren, Bücher schreiben und an Tagungen an Universitäten halten jahrzehntelang ein Museum unterstützen. Um das zu erreichen muss man vie unbezahlte Zeit opfern. Das kann übrigens jeder machen. Und wer es nicht machen möchte der sollte bitte nicht mit Neid und Eifersucht reagieren.

  • Über die Entwicklung in diesem Thread bin ich jetzt gerade gar nicht so glücklich. Hier sammelt sich doch so viel Know-How ... sicher, aus verschiedenen Perspektiven und mit verschiedenen Vorerfahrungen, aber dennoch! Es wäre für Einsteiger wie mich viel besser, wenn man im besten Sinn zusammenarbeiten könnte.

    Vielleicht wäre es für die anwesenden Damen und Herren eventuell möglich, einerseits bitte die Beiträge anderer grundsätzlich zu würdigen, statt sie abzuwerten, denn diese stecken teilweise voller Arbeit und Hingabe. Und andererseits wäre es vielleicht ebenso möglich, bei ruppig dahingeworfenen Bemerkungen zu berücksichtigen, dass die Autorinnen und Autoren vielleicht mal mit dem falschen Bein aufgestanden sein könnten, Stress mit den Kindern, allgemeine Krise, bla bla .... und das dann mit dem Mantel der Liebe zuzudecken (oder auch einfach an der dicken Haus abprallen zu lassen)?

    Danke für die Aufmerksamkeit!