Dass es Lehrer wie Dich gibt, die bei Kindern mit Lernschwierigkeiten auch mal auf die Händigkeit schauen, ist prima- das soll hier gar nicht falsch rüberkommen.
Dass es eine Menge Werkzeuge gibt (z.B. Scheren..), und viele Alltagsgegenstände für Rechtshänder entworfen und für Linkshänder entsprechend schwierig zu bedienen sind, ist problematisch.
Aber eben gerade beim Musizieren, wo beide Hände gebraucht werden, halte ich den "Knoten im Gehirn" bei Rechtshändern für genauso gross, aber eben bei verschiedenen Aufgaben. Nur bei Rechtshändern sind das dann "normale Schwierigkeiten" und wir "erwarten" diese, daher fallen sie uns nicht als Schwierigkeiten auf sondern sind "normale Entwicklungsschritte"/"Lernstufen". Ich kann ja auch sagen, der arme Rechtshänder muss sich mit der feinen Steuerung der Tonhöhe abquälen... und das schwere Instrument auf der schwachen Seite halten... Da ist Linkshändern vermutlich auch nicht bewusst, wie schwer das ist. Im Vergleich zu den unbestrittenen alltäglichen Schwierigkeiten ist das Musizieren meiner Meinung nach ein wenig drängendes Problem, bzw. eines, was sich leicht lösen lässt.
Der "Knoten im Gehirn" entsteht, wenn zuviel Information seitens des Gehirns gleichzeitig verarbeitet (afferent) oder gesteuert (efferent) werden muss ("cognitive load"), und das in den gleichen Hirnarealen. Wir können beispielsweise relativ gut gleichzeitig lesen und hören und noch Gefühle dabei empfinden (da werden verschiedene Hirnareale beansprucht), aber relativ schlecht auch nur 2 verschiedene Bewegungen gleichzeitig ausführen oder auf verschiedene Geräuschquellen hören/verschiedene Sprachen gleichzeitig verarbeiten (da werden ähnliche Hirnareale beansprucht). Genaugenommen sind oft nicht nur Hirnareale, sondern es handelt sich je nach Aufgabe um "Pathways", also um die Verschaltung verschiedener Hirnareale, das macht das Ganze dann zusätzlich kompliziert.