Geigenraetsel 2 (Blümchengeige)

  • geigerlein
    Ich stelle bei meinen Geigen den Steg so, dass ich haptisch von einer auf die andere umsteigen kann, ohne dass sich die Intonation zu sehr verschiebt. Man könnte meinen, das wäre dann immer die gleiche schwingende Saitenlänge - ist es aber nicht, da das auch von der Halsmensur, der Halsdicke usw. abhängt. Bei der "Krausch"-Geige ist die Saitenläge 327,5 mm, bei der "Blümchen"-Geige sind es 331 mm.

    Das würde meine Theorie untermauern, dass Geigen mit einer größeren schwingenden Saitenlänge schlechter ansprechen als solche mit dem Standard von 32,7 cm oder kürzer. Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?

  • Zum Blümchenstempel:


    Ja, die Markneukirchener Geigen hatten das öfters. Aber nicht an dieser Stelle.


    Ich halte das für einen Besitzerstempel. Die Schnecke und die Lackfarbe passt nicht zu markneukirchener Manufaktur.

  • Das würde meine Theorie untermauern, dass Geigen mit einer größeren schwingenden Saitenlänge schlechter ansprechen als solche mit dem Standard von 32,7 cm oder kürzer. Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?

    Bevor dies als Arbeitshypothese durchgeht :) , noch einige Bemerkungen:

    - Physikalisch betrachtet bedeutet eine längere schwingende Saitenlänge mehr effektive Masse der Saite und dadurch eine höhere Saitenspannung, um auf die gleiche Tonhöhe zu kommen. Höhere Masse bewirkt einen langsameren Einschwingvorgang, höhere Saitenspannung einen schnelleren.
    - Dann setzen der Steg und die darunter befindliche Konstruktion als Decke, Stimmstock und Boden wiederum eine effektive Masse entgegen, die auch noch resonant ist. Ich denke, ob das Ganze im Endeffekt leichter oder schwerer anspricht, hängt auch davon ab, wie die Geige auf den höheren Druck auf den Steg (durch die höhere Saitenspannung) reagiert. Die eine so, die andere so.
    - Es ist nicht so, dass die "Blümchengeige" im Vergleich zu anderen schlecht anspricht, nur so, dass die "Krausch"-Geige außergewöhnlich leicht anspricht.
    - Ich habe Geigen mit "normaler Saitenlänge", die schlechter ansprechen als die "Blümchen", und eine Geige mit "langer Saitenlänge", die sehr gut anspricht. Ebenso habe ich Bratschen, die Arbeit beim Streichen machen und andere Bratschen, die superleicht ansprechen.

    Kurz und gut: Die Korrelation ist verlockend, aber für mich nicht zwingend.

    Eher schon: Mein Eindruck ist, dass im Ton helle Instrumente innerhalb der gleichen Qualitätsstufe leichter ansprechen als voll oder dunkel klingende Instrumente. Wo da die Ursache ist und wo die Wirkung, das zu sagen traue ich mich aber nicht, ohne lieber noch einmal darüber nachzudenken.

  • Wir hatten mal mindestens eine Diskussion:

    RE: Was ist die GEIGE WERT?

    Ich müßte noch irgednwo Fotos solch einr Geige noh selber besitzen. Finde sie aber momentna nicht mehr

  • Es gibt da die Theorie (es ist wie immer EIN Faktor von Vielen!), dass die Dicke der Decke da eine grosse Rolle spielt. Mehr Masse, anderer Eigenton. Dazu die Menge der Luft im Korpus, der Resonanzraum,...


    Bei Celli ist es ja so, dass z.B. ein Montagnana deutlich breiter ist als ein schmales Stradivari-Modell. Montagnanas tendieren dazu, „bassbetont“ zu sein und haben in der Tiefe oft ordentlich Wumms. Dafür klingen sie manchmal in den Höhen eher wehmütig, weich bis zu verwaschen und sind schwer „zum Strahlen“ zu bringen.


    Strads brauchen bisschen angepasstere Besaitung unten, damit die Tiefen gut kommen, aber sie sind agiler und klarer in den Höhen. Dafür können sie dann ganz oben aber auch scharf werden.


    Das sind aber nur allgemeine Tendenzen, die auf das individuelle Instrument nicht zutreffen müssen.


    Mein Montagnanamodell ist so ein „Prototyp“- etwas „lahmarschig“ (leicht verwaschener Klang), aber dafür gutmütig und immer weich auch bei ungeschickter Bogenführung. Ein fantastisches Begleitinstrument- tiefe, langsame Passagen sind ideal, da stützt das Cello sehr gut.


    Mein eines Strad, was ich verkauft habe, war eine „singende Lady“- agil fast wie eine Bratsche, in allen Lagen ausgeglichen und frei, sehr „singend“. Mein anderes Strad, ein deutlich schlechteres Instrument, ist auch eher „oben“ zuhause. Man bekommt den Bass zwar herausgespielt, aber nicht geschenkt wie beim Montagnana.

  • Meine Lieblingsgeige ist klanglich auf der dunklen Seite (voll in den Tiefen, schmachtend/wehmütig in den Höhen) und spielt sich wie Butter. Ich hab auf ihr allerdings auch Violino-Saiten mit niedriger Saitenspannung aufgezogen. Und bei ihr wurde vermutlich mindestens der Boden nachträglich dünner gemacht, was vielleicht auch mitverantwortlich ist.

    Die große, samtige Geige mit der schlechteren Ansprache hat Tonica und Dominant auf E aufgezogen, die eine höhere Saitenspannung haben als die Violino. Die Saitenlage ist bei beiden ähnlich, also vermute ich fast, dass die verschieden gute Ansprache an der unterschiedlichen Saitenspannung liegt. Vielleicht muss ich mich auf der großen auch einfach mehr anstrengen und verkrampfe dabei den Bogenarm...


    Vom Modell her kann ich beide nicht wirklich einordnen. Die große erinnert mich an Amati, die dunkle??? Aber meine neueste, eher kleine Geige mit dem starken Klang ist ein Hopf-Modell. Leider fehlt mir aber noch die Erfahrung, anhand des Modells eine Aussage zu klanglichen Tendenzen zu machen. Wenn das überhaupt möglich ist ;)

  • Zur Korrelation Modell / Klang:


    Kommt wohl drauf an, ob es nur das Hopf-„Modell“ ist, also optisch etwas „eckiger“ Korpus,

    oder ob auch die Wölbungen und Dicken einer alten Hopf entsprechen. Insgesamt würde ich

    sagen, nein, ist nicht möglich, der Klang beruht auf Faktoren, die auf den ersten Blick nicht

    sichtbar sind.


    Übrigens hat mich etwas verwundert, dass die „Dominant“ so laut sein sollen. Ich spiele Tonica,

    nur auf der A auch mal die Dominant, die empfinde ich eher etwas zurückhaltender.


    Gibt es vielleicht Tabellen/Messungen, wo jemand die Saiten aller Hersteller objektiv getestet hat?
    Das wäre ja für jeden Geiger eine gute Hilfe.

  • Ich kenne nur das hier: https://www.violinstringreview.com/quick-reference.html und diverse Youtube-Videos, wobei es ja immer von der jeweiligen Geige abhängt, ob sie mit den Saiten klingt. Zum Testen bräuchte man eine möglichst neutrale Geige, wenn es sowas gibt...

    Die Dominant waren bei mir bisher auch eher kräftig, mehr als die Tonica. Als Schülersaiten nehme ich immer, auch für die Geigen meiner Mädels, die Tonica. Sie hat einen guten Klang und kostet nicht viel.


    Meine "Hopf"-Geige werde ich hier auch mal als Geigenrätsel vorstellen, sobald ich Bilder gemacht habe, wobei die Einschätzung schwierig werden dürfte, weil ihre F-Löcher nachträglich verändert wurden.

  • Der Klang eines Instrumentes wird von vielen Faktoren bestimmt. Holzeigenschaften, Wölbung, Form, Abstimmung der Komponenten, Klangeinstellung, Besaitung etc. pp.


    Es gibt Tendenzen bei bestimmten Modellen, man wird also mehr „bassige“ Montagnanas finden als „bassige“ Strads, aber natürlich gibt es auch Letztere! Für das individuelle Instrument muss es eben nicht gelten, da es eben nicht EINEN Faktor gibt, sondern eine Kombination von vielen „Stellrädchen“. Ich könnte mir auch vorstellen, dass die Klangunterschiede bei Celli und Bratschen grösser sind als bei Geigen, da Letztere deutlich mehr „genormt“ sind. Man denke an die Diskussionen hier bezüglich des Korpus von 35.5 oder 36.3 cm.... Bratscher dürfte das sehr amüsieren, da ist alles zwischen 38-43 cm „normal“, ich habe auch schon ein 47cm-Bratsche gesehen (das ist aber kein übliches Format..).


    Auch bei Celli ist ja alles zwischen ca. 74 und 77cm Bodenlänge normal, Spielmensuren schwanken zwischen 67 und 71 cm, Ausreisser gibts auch.... und beim Kontrabass ist die Streuung noch breiter. Beim Bass gibts noch deutlichere bauliche Unterschiede.