Geigenraetsel 2 (Blümchengeige)

  • Könnte die Decke mal einen neuen Lack bekommen haben?

    Das ist glaube ich eine sehr gute Beobachtung. Bei normalem Licht und mit bloßem Auge fällt es nicht ganz so auf, aber mit dem direkten Licht bei den letzten Bildern wird es deutlich: An der Zarge ist Richtung Oberkante ein anderer Farbrand, wahrscheinlich von einer Nachlackierung.

  • Ich tippe (!) auf Französien. Die Schnecke passt für mich da hin, auch hatten die gerne mal so „Bonbonfarben“ (allerdings gerne etwas dunkler, deswegen hab ich nach dem Lack gefragt...), und vom Bodenholz her kenne ich ähnliche Geigen aus Mirecourt.


    Alter...erste zwei Drittel des 20. Jahrhunderts ist für mich am Wahrscheinlichsten.

  • Mir gefällt die Geige optisch und klanglich auch sehr gut. Ich habe eine alte Sächsin mit einer Corpuslänge von 36,4 cm, die einen samtigen, weichen und großen Klang hat. Inwieweit der große Corpus da aber eine Rolle spielt, weiß ich nicht. Mein neuester Neuzugang (*seufz*) hat mit 35,1 cm einen deutlich kleineren Corpus, aber viel mehr Obertöne, Durchsetzungskraft und "Körper".


    Hannes_F, was meinst Du mit "französischem Klang"? Gibt es wirklich hörbare Unterschiede zwischen deutschen, englischen oder italienischen Geigen? Wenn ich mir z.B. bei Corilon die ganzen Klangbeispiele anhöre, fällt es mir schwer, einen länderspezifischen Unterschied zu herauszuhören.

  • geigerlein
    Ja, das war natürlich eine gefährlich leichtsinnige Aussage, denn auch wenn es Tendenzen gibt, existieren von allen Verallgemeinerungen Ausnahmen, die das Gegenteil anzeigen.

    Was ich meine, bezieht sich auf die Formanten. Für mich gibt es Geigen, die tendenziell "aaaaaaaaah" sagen, welche die einen Hauch ins "ooooooh" gehen, und solche, die eine Tendenz zum "uuuuuuuuuh" haben.

    Von den Geigen, die ich bisher gespielt habe (aber soooo viele waren das auch nicht), gehen diejenigen, die nach Cremoneser Schule und vor allem nach Strad-Modell gebaut sind, in Richtung "aaaaaah", die französischen oft in Richtung "oooooh", die deutschen (besonders die älteren Modelle) etwas in Richtung "uuuuuuh".

    Aber das sind nur Nuancen. Die hier vorgestellte Geige hat ein starkes "aaaaah", mit nur einer kleinen Beimischung "oooooh".

    So, jetzt habe ich mich hier glaube ich gerade zum Volldeppen gemacht :D:D:D Wie gesagt, von allem gibt es Ausnahmen.

  • Entweder liegt es an meinen Ohren oder an meinen Lautsprechern:

    Ich kann zwischen den Geigen keinen großen Unterschied heraushören. Die Blümchengeige

    klingt für mich etwas weicher, auf allen Saiten und Lagen. Daher könnte es evtl. auch an der

    Aufnahme liegen. Aber von der Grundanlage her sehr ähnlich. Weder sind die Geigen auffällig

    „offen“ noch „nasal“, sondern so in der ausgewogenen Mitte.

  • Fiddler
    Ja, kann ich nachvollziehen. Liegt vielleicht auch an meinem eigenen Filter, denn nasale Geigen würde ich nicht verwenden, und welche, die z. B. nach "Chinakracher" klingen auch nicht.

    Gleichzeitig stellt sich das Ohr innerhalb von Sekunden auf einen neuen Klang ein, und unser Klangfarbengedächtnis ist relativ schwach. Wenn ich zwei Geigen mitenander vergleichen möchte, dann spiele ich am Besten immer nur eine kurze Tonleiter auf jeweils einer Saite, immer im Wechsel.

    Habe ich für diese beiden Geigen hier mal gemacht, es kommt (incl. Stimmen) immer zuerst die "Krausch"-Geige, und dann die "Blümchengeige".

    http://www.strings-on-demand.c…sch_vs_Bluemchengeige.mp3

    In der direkten Gegenüberstellung finde ich, dass man die Unterschiede besser hört. Blümchen klingt weicher, wie Du sagst, aber auch auf den unteren Saiten voller. Man kann es sogar direkt in der Wellenform sehen.


    Vom Spielen her spricht die "Krausch"-Geige leichter an (eine der leichtesten Ansprachen unter meinen Geigen), dagegen fordert die "Blümchen"-Geige mehr Bogenarbeit, Die sie dann aber auch honoriert.

  • Ah, das ist interessant. Meine "Große" spricht auch nicht so leicht an, weshalb ich trotz ihres schönen Klanges lieber auf einer anderen Geige spiele, die viel leichter anspricht. Meine wenige Übe-Zeit versuche ich so mir angenehm wie möglich zu gestalten ;)


    Könnte das wieder etwas mit dem größeren Corpus zu tun haben? Wie ist das denn mit Bratschen? Sprechen sie grundsätzlich schwerer an als Geigen? Oder kann man das nicht generell sagen, und es kommt auf das einzelne Instrument an?

  • Ja, ich hatte vorher auch schon auch 2 Tabs offen und das im Wechsel angehört. Trotzdem war es jetzt

    noch deutlicher. Und richtig, die schnelle direkte Ansprache war mir schon in der ersten Vorstellung aufgefallen.

    Könnte aber auch an den Saiten liegen. Oder am Bogen, aber das wird der gleiche sein, nehme ich an.