Ein schwieriger Fall

  • Hallo geigerlein ,



    Toller Restaurierungsbericht.👍



    Noch eine Frage zur Einrichtung:

    Woher hast du den Steg her und wie breit ist er?

    Sieht das nur so aus, oder sind die Seiten etwas weiter auseinander als normal?

    Und damit die E-Saite und G-Saite relativ nah am Griffbrett Rand?

    Oder ist das Griffbrett etwas schmaler?

    Ist der Steg relativ weich und nicht gehärtet, ich finde er sieht sehr offenporig aus?


    Hattest du die Wirbel mit einer Schablone gebohrt?


    Ich finde, die Wirbelsäule nach Ahorn aus? Wo hast du sie erworben?

  • Steg und Wirbel hab ich in der Bucht gekauft, die Verkäufer kann ich gern raussuchen, wenn Du willst. Der Steg ist barock und hat den Vorteil, dass man ihn sehr niedrig machen kann. Irgendwo hab ich mal den Steg einer Mozart-Geige gesehen, der genau so aussah. Ich vermute, sein Holz ist nicht gehärtet, sonst hätte der Verkäufer das erwähnt. Die Stegbreite an den Füßchen gemessen ist 42 mm, oben ist er breiter.


    Das Griffbrett ist oben 27 mm und unten 43 mm breit. Die Saiten hab ich ausgerichtet wie auf einem normal breiten Griffbrett mit wenig Abstand von G und E nach außen. So liegen die Saiten etwas weiter auseinander als sonst, was für mich das Spielgefühl nicht groß verändert. Ich hab aber auch breite Fingerkuppen.


    Die Wirbel hab ich frei Hand positioniert und gebohrt. A- und E-Wirbel sind zu eng beieinander, weil das Loch für den A-Wirbel schief gebohrt ist. Das werde ich wohl ausbuchsen und nochmal bohren.


    Die Wirbel habe ich als Buchsbaumwirbel gekauft. Finde aber auch, dass sie wie Ahorn aussehen.

  • Hannes_F, hast Du einen Tip für mich, wie ich die Geige so mit meinem Samsung-Smartphone aufnehmen kann, dass man nicht vor Schreck davonläuft? Sie klingt wirklich nicht schlecht (hab sie mir von der großen Tochter vorspielen lassen), aber mit dem Handy aufgenommen ganz dünn und näselnd.

    Das Handy ist auf Sprachverständlichkeit optimiert und übertreibt daher die typischen Zischlaute von s, z, t usw. im Bereich bei etwa 1200 Hz. Ich fürchte, da kann man nicht viel machen, außer: weiter weg gehen!

  • Ich bin dabei, die Bodenrisse zu retuschieren. Zunächst hab ich die Stellen, an denen ich keine Holzspäne eingesetzt habe, in bestimmt 20 Durchgängen mit Deft-Lack gefüllt. Das Zeug trocknet ziemlich stark zusammen, aber es fühlt sich wächsern an, und Überstände können vorsichtig mit der Ziehklinge weggenommen werden, ohne den umliegenden Lack zu beschädigen.

    Neben den unteren Rissen waren auf dem Lack noch unschöne Leimreste (Epoxy?) mit Fingerabdrücken, die ich auch mit der Ziehklinge entfernt habe.


    Ziel war es, in den Bereichen der Risse eine ebene Oberfläche zu bekommen.


          


    Anschließend hab ich die Rissbereiche mit Aquarellfarbe eingefärbt und das Ganze mit transparentem Lack fixiert.


          


    Jetzt bin ich bei der Lackretusche, die vermutlich langwieriger wird.

  • So ist der aktuelle Stand:


          



    Farblich fällt der große, mehrfache Riss rechts unten nicht mehr so auf, allerdings muss ich die Lackoberfläche noch angleichen. Hab es mit einem in etwas Spiritus getränkten, fusselfreien Tuch probiert wie beim French Polishing und mir dabei den Lack wieder runter gerieben. Entweder er ist zu weich oder war noch nicht ganz trocken. Ich werde es in einigen Tagen nochmal mit einem Küchentuch, das nur noch ganz wenig spiritusfeucht ist, probieren. Das hab ich vor der letzten Lackschicht gemacht, und damit bekommt der Lack auch die richtige Mattigkeit. Dabei ist aber viel Geduld gefragt, und die Übergänge und Ränder muss ich vorher schon glätten.


    Der Bereich unterhalb des Zäpfchens kann noch ein bißchen Retuschierlack vertragen. Hier lasse ich die letzte Schicht aber noch richtig trocknen.


    Habt Ihr einen Tip für ganz dünne Pinsel, deren Haare nicht ausgehen? Die Haare der feinsten Rotmarder-Retuschier-Pinsel (Gr. 0) von Joha gehen leider recht schnell aus, was vielleicht am Spiritus liegt. Hier im Städtchen bekomme ich nur Pinsel, deren Spitze 1,5 mm breit ist. Hat jemand Erfahrung mit den synthetischen Schriften- oder Modellbau-Pinseln von boesner?

  • Ich verwende auch die Retuschierpinsel von Joha, allerdings auch mit den Retuschierlacken von denen. Nach dem Gebrauch reinige ich die mit der Verdünnung von Joha und wasche zusätzlich mit Seife aus. Da hatte ich bisher noch kein Problem mit Haarausfall (also der Pinsel).

    Was mich stört, dass sich die Haare nicht mehr zu einer feinen Spitze zusammen legen lassen. Ich forme im nassen Zustand eine Spitze, aber nach dem Trocknen stehen die Haare wieder auseinander.

  • In den Mund stecken, mit einer Drehbewegung wieder rausziehen, und trocknen lassen.. funktioniert zumindest bei meinen Aquarellpinseln ;)

  • In der Bucht ist grad eine Geige mit Zettel "William Smith, Violin Maker, Hedon" inseriert. Die Jahreszahl ist z. T. herausgerissen. Sie sieht meiner Geige aber nicht ähnlich, sondern ähnelt eher den üblichen Verdächtigen. Ich frage mich, ob Zettel mit diesem Allerweltsnamen nicht von irgendeiner Werkstatt wahllos in ihre Schachteln geklebt wurde...